Systemintegratoren erwirtschaften den größten Dienstleistungsanteil

08.11.2001
Der Wettbewerb zwischen deutschen Unternehmen wird zunehmend härter. IT-Dienstleister können davon profitieren, wenn sie Lösungen für die veränderten Herausforderungen der Betriebe anbieten.

Während eines Tornados können Schweine fliegen. Aber der Tornado ist vorbei. So lässt sich die Situation in Deutschland nach dem Hype in der Informationstechnologie-Branche im alten Jahrtausend beschreiben, dem die Ernüchterung im neuen Millennium folgte.

Nach Jahren wachsender Umsätze sehen sich Hardware- und Softwareanbieter sowie IT-Dienstleister nun mit einer Anzahl von Herausforderungen konfrontiert: schrumpfende Gewinnspannen, neue Vertriebskanäle und geringere Umsatzzahlen setzen die Branche unter Druck.

Aber nicht nur die IT-Branche, sondern die gesamte deutsche Wirtschaft kämpft mit der sich ausbreitenden Rezession. Der Wettbewerb unter den Unternehmen wird demzufolge härter. Wer im Konkurrenzkampf überleben will, muss neue Wege finden, um Effizienz und Produktivität zu steigern. Und genau darin liegt wiederum auch eine Chance für IT-Dienstleister. "Unternehmen werden verstärkt in IT-Services investieren, um die Kosten ihrer Grundgeschäfte zu reduzieren", sagt Harald Himsel, Analyst bei IDC, voraus.

IT-Services wachsen pro Jahr um zehn Prozent

Die ebenfalls von dem Marktforschungsunternehmen IDC ermittelten Ergebnisse für den deutschen Markt für IT-Dienstleistungen unterstützen diese These: 40 Milliarden Dollar Umsatzvolumen sollen bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von zehn Prozent bis 2005 erreicht werden. Das sind zirka 20 Prozent des gesamten westeuropäischen Marktes.

Das mit Abstand größte Stück vom Kuchen innerhalb der verschiedenen Dienstleistungsdisziplinen schneiden sich die Systemintegratoren ab: 7,6 Milliarden Dollar Umsatz werden im Jahr 2005 erwirtschaftet werden. Im Jahr 2000 betrug der Umsatz in Deutschland 4,2 Milliarden Dollar.

Erstaunlich ist, dass nicht die Banken, Versorger und Telekommunikations-Unternehmen das meiste Geld in IT-Services investieren, sondern das Produzierende Gewerbe: Bei einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von zwölf Prozent steigt das Umsatzvolumen in dieser Branche von rund 4,5 Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf 7,5 Milliarden Dollar im Jahr 2005 an. Systemintegratoren und Beratungsunternehmen mit einem starken Hintergrund im Fertigungsbereich haben die besten Chancen, sich einen großen Anteil daran zu sichern, weil eine verbesserte Effizienz von Produktionssystemen aufgrund des starken Wettbewerbs in der Fertigungsindustrie ganz oben steht.

Software löst Hardware als Wachstumsmotor ab

Doch während in den achtziger und neunziger Jahren Investitionen in Hardware, insbesondere die zu-nehmende Prozessorleistung, den Wachstumsmotor ankurbelten, basieren im Jahre 2001 die Antriebsfaktoren im IT-Bereich auf neuen Softwareanwendungen, Servicemöglichkeiten und Lösungsange-boten. Diese konzentrieren sich auf geschäftszentrische Fragen wie Customer-Relationship-Management (CRM) sowie E- und Mobile-Commerce.

"CRM-Anwendungen werden einen großen Teil der Investitionen in IT-Services vorantreiben", stellt Himsel heraus. Dabei liegt der Schwerpunkt natürlich nicht nur auf der technischen Seite, sondern vielmehr auch auf der Business-Seite. Das Beratungsgeschäft gewinnt somit an Bedeutung. Vorausgesetzt, Consultants sensibilisieren Kunden für die wesentlichen Herausforderungen von CRM: "Nicht die Implementierung einer Anwendung, sondern die zu verändernden Geschäftsabläufe eines Unternehmens erfordern die meiste Aufmerksamkeit", betont Himsel.

Mobile Business schafft neue Chancen für Services

Weil sich die drahtlose Technologie immer mehr von reinen Kommunikationsgeräten hin zu Devices für Unternehmenstransaktionen und -operationen bewegen, entstehen künftig Business-Modelle, die diese neuen Fähigkeiten widerspiegeln. Im Laufe des Jahres 2001 werden die Verfechter des Mobile Commerce auch weiterhin Anwendungsszenarien kreieren, welche die Nutzung von Mobiltelefonen als Kreditkarten, Rechnungseinreichungsgeräte und Echtzeit- und standortabhängige Werbeträger umfassen.

Auf der anderen Seite könnte der Mobilsektor weit mehr Chancen bieten. Während bislang der Verbrauchermarkt im Mittelpunkt stand, spielten mobile Unternehmenslösungen, die Geschäftsprozesse optimieren, bislang eine Nebenrolle. Aber mehr und mehr deutsche Unternehmensführer wünschen, dass ihre Mitarbeiter IT-Systeme auch jenseits des herkömmlichen Büroumfelds nutzen können. "Investitionen in mobiles E-Business könnten in den nächsten vier bis fünf Jahren ein Umsatzvolumen von mehreren Milliarden Dollar erreichen", berichtet Himsel.

Mobile Anwendungen gewinnen an Bedeutung

Während die Diskussion um die Anwendungsmöglichkeiten von B2B-Lösungen immer noch von technischen Fragen dominiert wird, sind Softwareunternehmen bereits dabei, ihren Anwendungen mobile Funktionalität zu verleihen. IT-Beratungs-Unternehmen etablieren Methoden, um ihre Kunden bezüglich strategischer Fragen zu unterstützen. Beispielsweise gehört dazu, wie mobile E-Business-Lösungen in ihre Geschäftsabläufe einzugliedern sind. "Der Markt für IT-Services in Deutschland" kann bei IDC Central Europe, Katja Schmalen, unter Telefon 0 69/ 90 50 21 15 bestellt werden. Der Preis beträgt 3.290 plus Mehrwertsteuer. Leser der ComputerPartner erhalten darauf exklusiv zehn Prozent Rabatt.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Da sich der deutsche Markt immer stärker auf Software und Ser-vices fokussiert, wird der Preisdruck auf Hardwareverkäufer ansteigen. Vor allem im hoch gesättigten PC-Markt verstärkt sich der Preiswettbewerb noch. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es keine Gewinner geben wird. Sehr wohl aber, dass es Verlierer geben muss. Deutlich wird aber, dass sich künftig weder in Deutschland noch in Europa reine Hardwarehändler über Wasser halten können. Diese Unternehmen geraten zwangsläufig in die Situation, sich auf die eine oder andere Weise zu dienstleistungsorientierten Unternehmen zu wandeln. Und auch hier gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. (hei)

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