Systemsoftware-Spezialist geht an die Börse und setzt auf E-Commerce

25.02.1999

FRANKFURT/MAIN: Bei der Software AG (SAG) werfen große Ereignisse ihre Schatten voraus. Der Systemsoftware-Spezialist begeht im Mai seinen 30. Geburtstag und plant im zweiten Quartal 1999 den Gang an die Börse. Darüber hinaus wollen die Darmstädter mit Hilfe neuer E-Commerce-Produkte nun endlich auch einen ordentlichen Partnervertrieb auf die Beine stellen.Noch liegt im Partnervertrieb der Darmstädter einiges im Argen: Das schon Anfang 1998 aus der Taufe gehobene "Empowered Partner Programm", mit dem man zunächst Adabas D indirekt vermarkten wollte, kam über eine Handvoll Partner nicht hinaus. "Wir mußten feststellen, daß relationale Datenbanktechnologie einfach nicht mehr so gefragt ist", erklärt Helmut Wilke, im SAG-Vorstand für Vertrieb, Marketing und Services zuständig. Ähnlich sei es auch anderen Datenbank-anbietern gegangen. Doch nun will die SAG mit der Middleware "Entire X", der Java-basierten Entwicklungsumgebung "Bolero" und der für das Internet konzipierten Datenbank "Tamino" den Partnervertrieb über Systemintegratoren und Softwarehäuser ankurbeln.

Vor allem mit Bolero und Tamino habe man damit heiße Eisen im Feuer. "Java und E-Business stoßen auf ein enormes Interesse bei Software- und Systemhäusern", so Wilke. Und er fügt hinzu: "Bei Bolero werden jetzt die Marktanteile verteilt." Deshalb arbeiten die Darmstädter nun mit Macht am Aufbau des indirekten Kanals. Schon im nächsten Jahr, so Wilkes Vorgabe, müssen sich die Investitionen in dieses Unterfangen rechnen, die derzeit zehn Prozent aller SAG-Aufwendungen ausmachen. In den Schoß fallen werden die Partner der SAG aber nicht. Zunächst gilt es, jede Menge Überzeugungsarbeit zu leisten, denn "bei System- und Softwarehäusern haben wir als Partnerunternehmen noch kein Image, weil wir traditionell den Ruf eines Direktanbieters haben", gesteht Wilke.

Keine Mega-Deals geplant

Aber auch die Darmstädter müssen erst ihre Erfahrungen mit Partnern sammeln und diejenigen herausfiltern, die "dann tatsächlich den Umsatz bringen". Dennoch bleibt der Vertriebsprofi optimistisch: "Wir gehen davon aus, daß wir in einigen Jahren vom Gesamtabsatz der drei neuen Produkte ein Drittel bis die Hälfte über Partner realisieren."

Neben dem Ausbau des Partnergeschäfts steht das Jahr 1999 bei der SAG ganz im Zeichen des bevorstehenden Börsenganges. Noch steht das offizielle Datum des Börsengangs nicht fest. Aber eins weiß Erwin Königs, Vorstandschef der Software AG (SAG), schon heute: "Es wird die bislang größte Aktienplazierung eines Softwareunternehmens in Europa sein." Mehr als 50 Prozent des Grundkapitals (insgesamt mehr als zwölf Millionen Aktien), das derzeit in Besitz zweier gemeinnütziger Stiftungen ist, soll im zweiten Quartal 1999 an die Frankfurter Wertpapierbörse gebracht werden - und zeitgleich in begrenztem Maße, sprich: für institutionelle Anleger, auch an die New York Stock Exchange. Hinzu kommen drei Millionen Aktien, die aus der im Herbst genehmigten Kapitalerhöhung stammen werden. Die Erlöse dieses Pakets gehen in die Kassen der SAG.

Das Geld wollen die Darmstädter vorwiegend für Akquisitionen nutzen. Denn die erklärte Strategie des nach eigenem Bekunden in Europa führenden Systemsoftware-Spezialisten ist es, über Firmenzukäufe mehr Wachstum zu generieren. Dabei soll es sich allerdings nicht um Mega-Deals handeln. Vielmehr schweben Königs gezielte Übernahmen von Unternehmen vor, die in bestimmten Regionen oder Marktsegmenten tätig sind. (bk)

Werbung der etwas anderen Art: Auch Münchner U-Bahnhöfe müssen für den angestrebten Börsengang der Software AG herhalten.

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