Betriebsbedingte Kündigungen

T-Systems provoziert Streit mit Mitarbeitervertretung



Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die Telekom-Tochter kündigte erstmals betriebsbedingte Kündigungen an. Bis zu 12.000 Mitarbeiter in Deutschland sollen gehen.
Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Telekom: Sollten unsere sozialverträglichen Maßnahmen nicht ausreichen, kann ich in letzter Konsequenz betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen.
Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Telekom: Sollten unsere sozialverträglichen Maßnahmen nicht ausreichen, kann ich in letzter Konsequenz betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen.
Foto: Telekom AG

Die Umbaumaßnahmen bei der T-Systems treffen die Mitarbeiter härter als ursprünglich angenommen. Unter der Leitung des seit Dezember amtierenden CEOs Reinhard Clemens hatte die IT-Servicetochter der Telekom bereits im März 2008 umfangreiche Änderungen angekündigt. Im Rahmen der Neuausrichtung sollte etwa das Portfolio gestrafft und standardisiert, der Vertrieb konzentriert, die Geschäftsbereiche konsolidiert und die Systemintegration in eine Partnerschaft mit eingebracht werden. Clemens hatte auch keinen Hehl daraus gemacht, dass Einschnitte in der Belegschaft Teil des Programms "Next Generation T-Systems" seien. Auf einem Investorentag der Telekom Mitte März kündigte der CEO an, dass 3000 bis 4000 Mitarbeiter pro Jahr gehen müssen. "Diese Zahl hat nach wir vor Gültigkeit", sagte ein Sprecher gegenüber der COMPUTERWOCHE. Das Stellenabbauprogramm läuft bis 2010, so dass die T-System insgesamt mit 12.000 gestrichenen Stellen kalkuliert. Dabei setzte das Management bislang auf die übliche Fluktuation, finanzielle Anreize für freiwillige Kündigungen sowie auf die Veräußerung von Randbereichen.

Fast ausschließlich deutsche Mitarbeiter betroffen

CW-TV: Reinhard Clemens, CEO von T-Systems, beklagt zu hohe Ausgaben.
CW-TV: Reinhard Clemens, CEO von T-Systems, beklagt zu hohe Ausgaben.

Gegenüber der "Rheinischen Post" hat Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger neue Töne angeschlagen: "Sollten unsere sozialverträglichen Maßnahmen nicht ausreichen, kann ich in letzter Konsequenz betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen." Unmittelbar nach Veröffentlichung des Artikels bestätigte und wiederholte der IT-Dienstleister die Aussage des Konzern-Vorstandsmitglieds in einer Pressemitteilung. Ab September bietet der Konzern seinen Mitarbeitern ein Abfindungsprogramm an. Sollten zu wenige Mitarbeiter gehen, werde es zu den besagten Kündigungen kommen. Das wäre ein Novum in der Geschichte von T-Systems.

In welchen Bereichen die Stellen gestrichen werden, ist offen. T-Systems organisiert sich intern in neun so genannten Building-Blocks (etwa Produktion, Großkunden, Systemintegration etc). Jeder Leiter einer solchen Betriebseinheit verfolgt wirtschaftliche Ziele und steht in der Pflicht, den Profit auch durch Einschnitte bei den Mitarbeitern zu verbessern. Details sind bislang nicht bekannt. Auch die Mitarbeiter wurden noch nicht informiert. Sicher ist indes, dass der Personalabbau nahezu ausschließlich deutsche T-Systems-Mitarbeiter trifft. Während das Auslandsgeschäft wächst, schrumpfte T-Systems zuletzt im Heimatland erneut. Im ersten Quartal 2008 sackte der Inlandsumsatz um 13,7 Prozent auf zwei Milliarden Euro ab. In Deutschland beschäftigt T-Systems knapp 40.000 seiner insgesamt 53.000 Mitarbeiter. Sollte der Konzern seine Sparpläne ohne Abstriche umsetzen, wäre knapp ein Drittel der hiesigen Arbeitsplätze gefährdet.

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