Retouren als Neuware deklariert

Täuschung bei Media Markt hat System

01.02.2012
Bei dem in der Schweiz bekannt gewordenen Umgang mit Retouren handelt es sich keineswegs nur um "Einzelfälle".
Fälle aus der ganzen Schweiz: Der Media Markt hat seinen Kunden etwas vorgegaukelt.
Fälle aus der ganzen Schweiz: Der Media Markt hat seinen Kunden etwas vorgegaukelt.
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Gleich Masche seit Jahren: Der vom Magazin "Kassensturz" des Schweizer Fernsehens Anfang Januar aufgedeckte Umgang mit zurückgebrachten Waren in einer Media-Markt-Filiale in Oftringen ist kein Einzelfall (--> wir berichteten). Zu diesem Ergebnis kommt die neue Ausgabe der Sendung, in der auch Mitarbeiter aus anderen Filialen in der Schweiz über ähnliche Fälle berichteten.

Zum Beispiel ein ehemaliger Mitarbeiter vom Media Markt in St. Gallen: Damit die Kundschaft keinen Verdacht schöpfen konnte, sei kein Aufwand gescheut worden. Zurückgebrachte Geräte seien demnach mit einer speziellen Maschine wieder verschweißt worden. Ein anderer Ex-Mitarbeiter aus Lyssach wird zitiert: "Vom ersten Tag an wurde uns das beigebracht, vom Abteilungsleiter oder auch vom Stellvertreter. Es war gang und gäbe, dass man die Geräte zurück nahm, wieder verpackte und in den Verkauf stellte."

So kam es, dass Kunden zum Beispiel ein Navigationsgerät kauften, das bereits mehrere Hundert Kilometer absolviert hatte, ein Handy mit bereits gespeicherten Telefonnummern oder ein Notebook, auf dem sich bereits Fotos befanden.

Ein anderer früherer Media-Markt-Mitarbeiter sagt, dass er auf Befehl von oben gehandelt habe: "Ich fühlte mich schlecht, weil die Kunden bewusst betrogen wurden. Andererseits war es eine Weisung des Chefs, also von meinem Abteilungsleiter. Wenn ich mich geweigert hätte, hätte ich eine Verwarnung erhalten oder im Extremfall sogar die Kündigung."

Mittlerweile gibt auch der Chef von Media Markt Schweiz, Michael Rupp, zu, dass zu viele Fehler gemacht wurden. Dafür wolle sich das Unternehmen entschuldigen. Laut des Verbraucherschutzmagazins "Kassensturz" verspricht er: "Jedes umgetauschte Gerät wird geprüft und – sofern in Ordnung – als Kundenretoure im Laden verkauft." Diese Geräte sollen einen Aufkleber bekommen und im Preis reduziert sein. Zudem weißt er darauf hin, Media Markt bereits vor einiger Zeit ein System eingeführt habe, welches Mitarbeiter schützt, die Missstände melden möchten. Sanktionen seien nicht zu befürchten. (tö)

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