Taiwan: Experten warnen vor einer Überabhängigkeit von China

07.09.2005
Taiwans wirtschaftliche Abhängigkeit von China vor allem als Produktionsstandort wächst in einem Maße, dass manche Experten schon eine Gefahr für das wirtschaftliche und politische Wohl der Insel wittern.

Taiwans wirtschaftliche Abhängigkeit von China wächst in einem Maße, dass manche Experten schon eine Gefahr für das wirtschaftliche und politische Wohl der Insel wittern.

Der Riesenabsatzmarkt und billige Arbeitkräfte lockt immer mehr Unternehmen der Insel wie weltweit nach China. Ein Großteil der Hardware-Industrie, die in manchen Bereichen wie Notebooks, Motherboards und Eingabegeräte zu 70 über 70 Prozent von Taiwan kontrolliert wird, ist so schon nach China gewandert. 26,7 Prozent der taiwanesischen Exporte und 70,46 Prozent der taiwanesischen Investitionen gingen in den ersten Monaten dieses Jahres nach China, geht aus offiziellen Zahlen hervor.

Chinas Wirtschaftswachstum scheint wahrlich beachtlich, nährt sich aber zu einem nicht geringen Teil aus ausländischen Direktinvestitionen. Aber solange wirtschaftlicher Liberalismus in dem größten verbleibenden kommunistischen Land nicht einem politischen gefolgt werde, stehen die Wirtschaft des Landes und die ausländischen Investitionen auf tönernen Füßen, warnen Experten wie Wu Huilin vom Chunghwa-Institut für Wirtschaftsforschung.

Ein offener Brief von Hsu Wen-lung, Gründer des LCD-Panel-Herstellers Chi Mei, der Pekings gegen Unabhängigkeitsbestrebungen in Taiwan gerichtete Anti-Sessions-Gesetz lobte, zeige, dass taiwanesische Geschäftsleute keine andere Wahl hätten als sich mit dem chinesischen Regime zu arrangieren, meint Wu.

Frank Xie, Assistent am LeBow College of Business der Drexel University in Philadelphia (USA), stellt sogar Chinas starkes Wirtschaftswachstum in Frage und nennt es ein Ammenmärchen. So behaupte China zum Beispiel, zwischen 1996 und 1999 das Bruttoinlandsprodukt (kulmulativ) um 25,6 Prozent gesteigert, den Energieverbrauch aber um 12,2 Prozent gesenkt zu haben. "Da Energieverbrauch und Wachstum des Bruttoinlandsproduktes immer einhergehen, ist es unmöglich, dass beide Zahlen stimmen", so Xie.

In dem Bemühen, ausländisches Kapital anzuziehen, würden Probleme wie eine hohe Arbeitslosigkeit, gigantisch anwachsende faule Kredite und Korruption einfach unter den Teppich gekehrt, meint der chinesische Wirtschaftswissenschaftler.

Wang To-Far, Parlamentarier der regierenden DPP in Taiwan und ehemaliger Wirtschaftsprofessor, sieht sogar die Gefahr, dass Peking wirtschaftlich und politisch immer mehr Einfluss auf Taiwan gewinne. Um dem entgegenzuwirken, sollten die Unternehmen ihre Investitionen in China zurückfahren und auf andere Länder ausdehnen, so Wang. (kh)

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