Taiwan wieder größte Auslandsdelegation

18.03.2004
Seit Jahren schon bildet Taiwan nach Deutschland die größte Auslandsdelegation auf der Cebit. Auch China undSüdkorea legen weiter zu. Stark rückläufig sind die Ausstellerzahlen aus den USA. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Trotz insgesamt rückläufiger Ausstellerzahlen - insbesondere aus den USA und dem EU-Ausland - wird die Cebit immer stärker international ausgerichtet. Seit Jahren schon nimmt Taiwan einen Spitzenplatz ein. Mit dabei sind an vorderster Front wieder AMD-Spezi und Chipsatzanbieter Via (Halle 23, Stand D21) sowie die führenden Motherboard-Hersteller Asus (Halle 2, Stand A20), MSI (Halle 22, Stand B06), Elitegroup (Halle 22, Stand A16) und Gigabyte (Halle 23, Stand A20). Sie alle drängen mehr und mehr auch in Produktbereiche wie Barebones, Notebooks und PDAs ein. Mit großem Portfolio von LCDs, Notebooks und vielen anderen drastisch im Preis gesenkten Produkten dabei ist natürlich Benq (Halle 20, Stand B16), während die einstige Mutter und stärkste taiwanesische Konkurrentin Acer sich im Planet Reseller mit einem Miniauftritt begnügt. Nicht fehlen dürfen auch taiwanesische Branchenriesen wie Via-Schwester FIC (First International, Halle 2, Stand B09), Mitac (Notebooks und Mio-PDAs, Halle 2, Stand A01) und der ursprünglich aus dem Bereich Weißware kommende Elektronikkonzern Tatung (UE und IT, Halle 2, Stand B32). Global spielen sie seit Mitte der Neunziger fast nur als OEM-Hersteller eine Rolle, versuchen sich aber immer wieder auch als Markenanbieter.

Legend greift Europa an

Vom Taiwan Trade Center in Düsseldorf (siehe Kasten) organisiert, finden sich über die Hallen 12 bis 24 verteilt verschiedene Gemeinschaftsstände kleinerer Hersteller der Insel. Internationale Einkäufer sind am 21. März im Convention Center 1 unter anderem von der Taipei Computer Association (TCA) und von der Taiwan-Vertretung in Berlin zur "Taiwan Night" eingeladen.

Die Zahl der Aussteller aus Silicon Island, wie Taiwan sich auch gerne nennt, soll laut Messeleitung in Hannover von 664 auf über 700 steigen. An zweiter und dritter Stelle folgen laut Messegesellschaft in Hannover Großbritannien und China mit jeweils etwa 170 Ausstellern. Die ehemals britische Kronkolonie und Chinas Aushängeschild Hongkong ist mit etwa 140 Ausstellern vertreten. Größter Hersteller aus China ist Legend mit der PC-Marke Lenovo und der in Deutschland bereits etablierten Motherboard-Marke QDI (Halle 1, Stand 8f 2). Geplant ist, die Cebit für PCs, Notebooks und LCDs zur Europa-Premiere zu nutzen. Südkorea stellt etwa 160 Aussteller, die USA schicken hingegen nur noch rund 150 ins Rennen nach zuletzt über 250 und 320 im Jahr 2002. Ausländische Firmen mit Niederlassung in Deutschland oder dem europäischen Ausland werden jedoch wie im Fall Microsofts meist nicht mitgezählt.

Sony-Chef preist UE

In Würdigung der Bedeutung Asiens wird zusammen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder am 17. März 2004 erstmals ein asiatischer Spitzenmanager die Eröffnungsrede halten. Es handelt sich dabei um Kunitake Ando, President and Group COO der Sony Corporation aus Tokio, womit wohl auch der wachsenden Konvergenz zwischen IT und Unterhaltungselektronik Rechnung getragen wird.

Japan ist übrigens nicht auf der Liste der größten Auslandsdelegationen, hatte aber mit nur 37 Ausstellern 2003 über 2.871 Quadratmeter belegt, während Russland es mit 93 Ausstellern nur auf 1.425 Quadratmeter brachte.

Taiwans Vehikel zur Weltdiplomatie

Seit Mitte der neunziger Jahre demokratisch, ist Taiwan (offiziell Republik China) zwar eine wichtige Wirtschaftsmacht, hat gegen die kommunistische Volksrepublik China international aber immer mehr "Freunde" verloren, 1978 als größten Verbündeten auch die USA. Wirtschaftliche und kulturelle Vehikel mussten her, wo politische nicht mehr oder wie im Fall der Bundesrepublik Deutschland nie zur Verfügung standen.

In Taipei entstand 1963 das damals der Seyler Mission zugerechnete Deutsche Kulturzentrum, 1981 das Deutsche Wirtschaftsbüro und 2000 das Deutsche Institut als neue Quasi-Botschaft. Die nationalchinesischen Belange in Deutschland wahren als Visa-Stelle die Taipeh Vertretung in Berlin sowie die Taiwan Trade Center in Düsseldorf und München, verlängerte Arme des China Trade Development Council (CETRA), Ende 2003 in Taiwan Trade Council (TAITRA) umbenannt. Für den IT-Bereich eine wichtige Rolle spielt darüber hinaus die Taipei Computer Association, die in Deutschland aber keine Niederlassung unterhält.

Wichtigster Ansprechpartner für den Cebit-Auftritt der Taiwan-Delegation ist Konrad Chen(Chen Guhai), seit zwei Jahren neuer Managing Director des Taiwan Trade Center (www.taitra.org.tw) in Düsseldorf. Es hilft nicht nur taiwanesischen Firmen in Deutschland, sondern will für deutsche Hersteller und Händler auch erste Anlaufstelle für Geschäftskontakte nach Taiwan sein.

Anders als die Messeleitung in Hannover spricht Chen von gleich bleibenden oder sogar leicht rückläufigen Ausstellerzahlen aus Taiwan. "Vor allem kleinere Hersteller finden die Cebit zu teuer", so der Repräsentant. Stolz blickt er andererseits auf die heute üppigeren Stände der taiwanesischen Aussteller im Gegensatz zum grauen Minimalismus früherer Zeiten. Dass darin in diesem Jahr nicht nur Anpassung an den Westen, sondern für Taiwan auch echte Zeichen des Aufschwungs mitschwingen werden, steht für Chen außer Frage. KH

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