Taiwans China-Run ungebremst - aber auch Tschechien lockt

12.05.2005
69 Prozent der börsennotierten Unternehmen Taiwans investieren in China, davon ein Großteil in IT. Aber viele IT-Riesen wie Benq und Quanta lockt es wegen der Nähe zu Deutschland auch zunehmend nach Tschechien.

69 Prozent der börsennotierten Unternehmen Taiwans investieren in China, davon ein Großteil in IT. Aber die Größten der Insel lockt es wegen der Nähe zu Deutschland auch zunehmend nach Tschechien.

Benq hat gerade erst entschieden, eine Assemblierungsstraße für LCD-Fernseher in Tschechien zu bauen. Fast zeitgleich kam die Meldung, dass Benq-Tochter AUO in Taiwan im vierten Quartal 2006 eine 7.5G-LCD-Panel-Produktionsstraße für monatlich 30.000 Muttergläser mit 1.950 x 2.250 mm (4.38 qm) in Betrieb nehmen will. 7.5G ist zur Zeit der höchste Generationsschritt für LCD-Panel-Werke. Übertroffen wird dies nur durch Sharps Pläne für eine Produktionsanlage der achten Generation mit Mutterglasflächen von über fünf Quadratmeter.

Taiwans größter Peripheriehersteller findet sich mit der in Tschechien geplanten Assemblierungstraße für LCD-Fernseher in guter Gesellschaft mit anderen Elektronikkonzernen der Insel. Kabel- und Steckerhersteller Hon Hai Precision (Foxconn, 4,7 Milliarden Euro Umsatz)), Asus, First International Computer (FIC), Lite-On, der weltgrößte Notebook-Hersteller Quanta Computer, Tatung (in Taiwan ähnlich bedeutend wie Siemens bei uns), PDA- und Notebook-OEM-Hersteller Inventec und etliche andere haben bereits Fabriken dort errichtet oder in Planung.

Gingen vorher die meisten Investitionen taiwanesischer Unternehmen nach Großbritannien und Irland, suchen die Unternehmen nun mehr die Nähe zu Deutschland, dem größten IT-Markt Europas. Tatungs Werk liegt zum Beispiel nur wenige Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt.

Aber der Strom nach China reißt auch nicht ab. Von 12,82 Milliarden US-Dollar, die letztes Jahr über die Taiwan-Straße gingen, sind laut der auf Kabinettsebene aufgehängten Finanzoberaufsicht der Insel nur 878,2 Millionen Dollar zurückgeflossen.

Angefangen hat der China-Run taiwanesischer Unternehmen, damals noch illegal, Mitte, Ende der 80er Jahre mit Regenschirmen, Sportschuhen und Textilien. Erst um 1990 wurden die Bestimmungen für Reisen nach und Handelsbeziehungen mit dem offiziell feindlichen kommunistischen China gelockert.

Für High-Tech galt noch lange Zeit ein Investitionsverbot, doch nach und nach konnten sich die IT-Hersteller Taiwans auf Druck großer OEM-Kunden wie Dell und HP immer mehr durchsetzen, so dass bis Ende 2004 schon rund 80 Prozent der Notebook-Industrie von Taiwan nach China verlagert wurde. (kh)

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