Taiwans Edelmarke im Erfolgsrausch

19.08.2004
The King of Mobos, der König der Motherboard-Hersteller, ist Asus schon seit langem. Aber auch andere Produktbereiche wie Notebooks entwickeln sich prächtig. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

"Wir sehen uns längst nicht mehr nur als Motherboard-Hersteller, sondern als 3C-Solution-Provider mit den Zielgruppen Digital Person, Digital Home und Digital Office", verrät Asus-Europa-Chef Eric Chen. 3C steht für Computer, Communications und Consumer-Electronics. Was bei dem Taiwan-Unternehmen - offiziell Asustek Computer Inc. - 1989 mit Motherboards begonnen hat, ist heute eine stolze Sammlung von verschiedensten Elektronikprodukten. Viele Kunden in aller Welt schätzen die von Motherboards gewöhnte Asus-Qualität auch bei Grafikkarten, Barebones, Servern, Notebooks, PDAs, Smartphones, Spielekonsolen, optischen Laufwerken sowie Wireless- und Netzwerkprodukten und legen dafür gerne etwas drauf.

Dass Asus sich Zuverlässigkeit, Qualität und Marketing bezahlen lässt, hat dem Unternehmen offenbar kaum geschadet. Im Gegenteil: 30 Millionen Motherboards hat Asus allein im vergangenen Jahr weltweit verkauft und seine Konkurrenz unter den Top Vier weiter abgehängt. "Ziel ist es, mindestens doppelt so stark zu wachsen wie die Nummer zwei (Elitegroup) oder drei (aktuell MSI)", fügt Chen hinzu. Sinkende Margen lassen die Umsätze aber nicht ganz so stark wachsen. "Motherboards stellten 2003 nur noch einen Umsatzanteil von 33 Prozent, Tendenz sinkend und schon von Notebooks überflügelt, bleiben aber unser Core-Business", so der General Manager für das Europa-Geschäft.

Eine Konsolidierung bei den kleineren Anbietern, wie sie sich gerade mit der Übernahme von Soyo durch PC Chips zeigte, blieibe nicht aus. Denn aktuelle Produktzyklen von derzeit nur noch zwei Monaten seien von Ressourcen und der R&D-Power her nur von finanzstarken Unternehmen zu stemmen. Die kleineren Anbieter hätten daher nur eine Chance, wenn sie sich wie Shuttle mit Mini-Barebones zu profilieren wüssten. Doch da alle in den Markt für Barebone-Systems und Wireless-Produkte flüchteten, sieht Chen auch hier einen starken Verdrängungswettbewerb vorprogrammiert. "Ganz ehrlich: Wenn ich eine Firma gründen wollte, würde ich nicht auf IT setzen, wo die Margen rasant in den Keller gehen", gesteht der Asus-Manager.

Highend-Einstieg mit Notebooks

Notebooks hält Chen für die größere Herausforderung als das Motherboard-Business. "Wir wollen keine Me-too-Produkte machen, und das beginnt schon beim Design", erklärt Chen. Nachdem Asus 1997 relativ hochpreisig in den Markt eingestiegen ist, orientiere man sich heute trotz fortgesetzter Ansprüche an die eigene Qualität mehr am mittleren Preissegment. Notebooks seien nun mal Commodity-Produkte geworden, und auch Sony habe verstanden, dass man überhöhte Preise nicht lange halten könne. Einstiegspreise von aktuell rund 750 Euro sind für Chen aber in den nächsten zwei Jahren kaum noch zu unterbieten.

Der langjährige Ruf als Spitzenmarke bei Motherboards hat Asus den Weg in neue Märkte offenbar leichter gemacht als anderen Neueinsteigern aus Taiwan. Die meisten davon sind noch übermäßig stark vom OEM-Geschäft (Auftragsfertigung) abhängig. Der OEM-Anteil von Asus für Motherboards liege bei 50 Prozent, der für Notebooks bei 60 Prozent. Das Brand-Business gewinne aber bei den Portablen mehr und mehr an Bedeutung, so auch in Deutschland.

"Rund 50 Millionen Boards haben wir seit den Anfängen allein in Deutschland verkauft. Das war eine gute Basis für Notebooks, PDAs und andere Produkte. 300 Prozent mehr Notebooks innerhalb eines Jahres zeigen es deutlich. In Russland sind wir sogar schon die Nummer eins", klopft sich Chen auf die Schulter. Überlegungen, Smartphones nach Europa zu bringen, gebe es auch schon. Aber hier gelte es, Rücksicht auf Mobilfunkbetreiber und andere OEM-Kunden zu nehmen, die Asus-Smartphones schon länger unter eigenem Namen vertreiben.

Meinung des Redakteurs

Asus war nie der billigste Anbieter und hat mit Qualität und Marketing-Power doch stets die Pole-Position im Motherboard-Markt gehalten. Wo vielen Taiwan-Unternehmen bis heute Mut, Wille und Finanzkraft fehlen, war Asus neben Acer einer der wenigen IT-Hersteller der Insel, der sich sehr früh ein Markenimage von Weltrang geschaffen hat. Manche werfen Asus Arroganz vor. Aber mit Qualität und guter Channel-Arbeit kann man sich eine gewisse Arroganz leisten. Der Einstieg ins später erfolgreiche Notebook-Geschäft beweist es.

Facts & Figures

Asus im Überblick

- Umsatz 2003: 6,035 Milliarden Dollar

- Umsatz erstes Halbjahr 2004: 3,12 Milliarden Dollar

- Umsatzziel 2004: 8,43 Milliarden Dollar oder 40 Prozent über Vorjahresniveau

- Mitarbeiter: 40.013, davon 500 in Europa

- Europazentrale: Asus Computer GmbH in Ratingen mit 60 Mitarbeitern

- Deutsche Fachhändler: über 2.000

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