Niedrigere Tarifabschlüsse, aber hohe Sonderzahlungen

Tarifverdienste im Jahr 2021 deutlich unter Inflation

01.03.2022
In der Corona-Krise waren Tariferhöhungen nur schwer durchzusetzen. Die Beschäftigten müssen deutliche Kaufkraftverluste hinnehmen.
2021 mussten einige Arbeitnehmer Reallohnverluste hinnehmen.
2021 mussten einige Arbeitnehmer Reallohnverluste hinnehmen.
Foto: Syda Productions - shutterstock.com

2021 sind die Verdienste der Tarifbeschäftigten in Deutschland nur noch um 1,3 Prozent gestiegen. Dieser Wert einschließlich der vereinbarten Sonderzahlungen war der niedrigste seit Einführung der Auswertung im Jahr 2010, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag, den 1. März 2022, berichtete und damit vorläufige Werte bestätigte. Die Steigerung konnte den Anstieg der Verbraucherpreise von durchschnittlich 3,1 Prozent im vergangenen Jahr nicht annähernd wettmachen. Das gewerkschaftliche Böckler-Institut hatte eine Jahressteigerung der Tariflöhne von 1,7 Prozent errechnet.

Als Gründe für die Entwicklung nannte das Bundesamt niedrigere Tarifabschlüsse, aber auch vergleichsweise hohe Sonderzahlungen im Vergleichsjahr 2020, als viele Beschäftigte Corona-Prämien erhalten hätten. Es gab aber auch Wirtschaftsbereiche, in denen die Tarifgehälter deutlich anzogen. Dazu gehörten die Arbeitnehmerüberlassung (+2,6 Prozent), der Bau (+2,1 Prozent) und das Gastgewerbe (+2,0 Prozent). Hier verloren zwar viele Menschen ihren Job oder mussten in Kurzarbeit, aber die Tarifgehälter für die verbliebenen Menschen stiegen.

In Deutschland wird laut sozio-ökonomischen Panel nur rund die Hälfte der Beschäftigten nach einem Tarifvertrag bezahlt. Das Statistische Bundesamt hat bereits früher die Entwicklung sämtlicher Bruttolöhne nachgezeichnet, allerdings auf einer anderen statistischen Grundlage. Danach stiegen die tatsächlich erzielten Gehälter im vergangenen Jahr um knapp 3,1 Prozent und verfehlten so die Inflationsrate von gut 3,1 Prozent nur knapp. Das zweite Jahr in Folge gab es somit geringere Reallöhne für die Beschäftigten. (dpa/rw)

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