Taskarena in der Krise: "Es ist für uns alle eine leidvolle Zeit"

04.12.2003
Taskarena, einst umjubelter Newcomer der deutschen Systemhaus-Szene, macht zweifelsohne eine schwierige Zeit durch: Weil die erhoffte Finanzsspritze bisher ausgeblieben ist, musste das Unternehmen erneut Mitarbeiter entlassen und die Streichung von Boni sowie verspätete Gehaltszahlungen ankündigen. Doch ein Ende der Durststrecke soll in Sicht sein: 2004, so verspricht Vorstand Oliver Schlüter, wird Taskarena mit neuer Stärke in den Markt zurückkehren. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

Dem Systemhaus-Verbund Taskarena (www.taskarena.de) steht ein schwieriger Jahreswechsel bevor: Wie Vorstandssprecher Oliver Schlüter vergangene Woche in einer internen E-Mail an die Mitarbeiter einräumte, können die Angestellten in diesem Jahr weder mit einem 13. Gehalt noch mit Weihnachtsgeld rechnen. Zudem ist die Lage so angespannt, dass die Auszahlung der aktuellen Gehälter um knapp zwei Wochen verschoben werden muss.

Hintergrund ist eine Verzögerung des geplanten MBOs. Taskarena-Gründungsmitglied Achim Greif hatte Ende August angekündigt, dass er seine Einheit, die Software Engineering, noch in diesem Jahr durch ein Management-Buy-out aus dem gemeinsamen Unternehmen lösen will. Doch die Abwicklung der Formalitäten verzögerte sich, das frische Kapital wird deshalb erst im Frühjahr 2004 in die Taskarena-Kassen fließen, wie Schlüter gegenüber ComputerPartner erklärt. Bis dahin ist das Systemhaus bei der Vorfinanzierung seiner Projekte auf das Wohlwollen der Partner und Distributoren angewiesen. "Natürlich ist das Jahresendgeschäft in dieser Situation schwierig für uns", so Schlüter.

Kurzarbeit war falsche Entscheidung

An Arbeit mangelt es Taskarena aber nicht: "Die Auftragslage ist sehr gut, wir haben zum Beispiel aktuell fünf Millionen Euro an Aufträgen vorliegen", erklärt der Manager. "Das zeigt uns ganz deutlich, dass der Markt wieder anzieht und unsere Kunden die neue Ausrichtung und Fokussierung auf die Kernthemen richtig bewerten." Die Existenz des Unternehmens sei aufgrund der schwachen Finanzdecke aber nicht bedroht, versichert der Manager. "Wir gehen mit gesicherter Liquidität und einer schlanken Struktur in das nächste Geschäftsjahr. Und eins ist sicher: Wir werden ab Januar 2004 keine roten Monate mehr ausweisen."

Um dies zu garantieren, sei allerdings noch ein letzter harter Einschnitt nötig gewesen, bestätigt der Vorstand. Die laufende Kurzarbeit hat sich als Strategie nicht bewährt, zehn Mitarbeiter verloren ihren Job: "Kurzarbeit funktioniert, wenn die Delle nur ein halbes Jahr dauert. Doch die wirtschaftliche Situation ist seit 15 Monaten die gleiche, wir hatten keine andere Wahl, als jetzt doch noch Entlassungen vorzunehmen", erklärt Schlüter.

Der Manager betont, wie dankbar er allen Mitarbeitern für ihre Loyalität ist, die sie in den zurückliegenden Monaten bewiesen hätten. "Hier herrscht keine Untergangsstimmung, sondern Verständnis".

Er ist jedenfalls sicher, dass Taskarena das Schlimmste bald überstanden hat: "Mit dem Liquiditätsschub wird auch der Stimmungsumschwung kommen", so der Manager. "Es wird dann keine Kündigungen mehr geben, die Gehälter werden pünktlich gezahlt. Dann wird man diese schweren Zeiten schnell vergessen, doch im Augenblick stecken wir eben mitten drin - es ist für uns alle eine leidvolle Zeit".

Meinung der Redakteurin

Die bisherigen Maßnahmen waren hart, aber notwendig. Taskarena ist nicht das einzige Systemhaus, das derzeit mit einer schwachen Finanzdecke und dem Problem der Projektfinanzierung zu kämpfen hat. Allerdings hat dieses Unternehmen durch das MBO tatsächlich noch gute Aussichten, stärker aus der Krise hervorzugehen. Es liegt nun in der Hand des Managements, dafür zu sorgen, dass aus der Chance keine Gnadenfrist wird.

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