Tastatur und Maus verdrängen Teddy

02.04.1999

MÜNCHEN: Die Benutzer von PCs werden immer jünger. Marktexperten gehen davon aus, daß schon in naher Zukunft der Teddybär von Tastatur und Maus verdrängt wird.Was sich so unwahrscheinlich anhört, ist in den USA bereits Realität. Dort sind viele Eltern davon überzeugt, daß die eigenen Sprößlinge mit Hilfe des Computers schneller buchstabieren, früher zählen und sich besser konzentrieren können. Verfügte Anfang der neunziger Jahre nur ein Viertel der US-Kindergärten über einen PC, sind es heute annähernd 100 Prozent. So explodiert in den Vereinigten Staaten momentan der Softwaremarkt mit Titeln für Kleinkinder und Vorschüler. Nach Angaben des "Wall Street Journal" gehören Programme für die Altersschichten zwischen 18 Monaten und drei Jahren zu den am stärksten wachsenden Sparten. Allein 1997 habe sich der Umsatz dieser Titel im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht und satte 27 Millionen Dollar erreicht. Kein Wunder also, daß Softwareschmieden wie etwa die amerikanische Knowledge Adventure bereits an Titeln für Wickelkinder arbeiten. So sollen sich schon bald kleine Kuscheltiere auf dem PC-Bildschirm tummeln und Kinder im Alter zwischen neun Monaten und zwei Jahren das Erkennen von Wörtern lehren. Freilich gibt es auch kritische Stimmen. So warnen Erziehungsexperten vor den Gefahren des Lernens per Computer. Ständige Wiederholungen von Aktivitäten in vielen Kindersoftware-Titeln könnten beispielsweise die Kreativität der Kleinsten beeinträchtigen. Außerdem seien die Augen in diesem Alter noch im Entwicklungsstadium, so daß die verfrühte Konfrontation mit dem Bildschirm zu Sehstörungen führen könne. Die Software-entwickler sehen das natürlich anders: Die Programme würden nicht dazu entwickelt, Spielzeuge zu ersetzen. Vielmehr handele es sich um ein zusätzliches Hilfsmittel für die Erziehung. Die Zeit vor dem Monitor sollte außerdem auf maximal 15 Minuten pro Tag beschränkt werden. (akl)

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