Technologieaktien verloren bis zu 30 Prozent

17.09.1998

FRANKFURT: Rubel-Abwertung und Dow-Jones-Absturz sorgten Ende August am Neuen Markt für einen Kursrutsch. Einzelne Technologiewerte müssen jetzt zeigen, ob sie in Zukunft auf der Top- oder Flopliste rangieren.Die Umstände hätten schlechter nicht sein können. Die "Süddeutsche Zeitung" verglich die New Yorker Nasdaq kürzlich mit einem Schlachtplatz, auf dem die hoch bewerteten Internet-Aktien wie "heilige Kühe" abgeschlachtet wurden. Die Talfahrt des russischen Rubels gab schließlich den Ausschlag, daß auch auf deutschen Börsenplätzen High-Tech-Werte nach unten zischten. Just zu diesem Zeitpunkt trat die Berliner PSI AG ihren Gang aufs Frankfurter Parkett an. Die mit 46,5 Mark ausgegebene Aktie notierte am ersten Handelstag mit 57 Mark, kletterte

am 8.9. jedoch bereits auf 84 Mark. PSI-Vorstandsvorsitzender Dietrich Jaeschke zeigte sich zufrieden: "Uns war eine analytisch-konservative Bewertung der Aktie wichtig. Beim derzeitigen Kurs ist noch viel Raum für eine Entwicklung nach oben."

Optimismus ist derzeit am Frankfurter Neuen Markt auch angesagt. Denn die überhitzte High-Tech-Börse beginnt sich zunehmend abzukühlen. Zu den Verlierern während der Rubel-Talfahrt gehört die Intershop-Aktie, die rund 25 Prozent ihres Wertes verlor und am 28.8. mit 185 Mark einen neuen Tiefststand erreichte.

Elsa-Aktie verliert 30 Prozent

Stark in die Knie ging auch der Neue-Markt-Wert Elsa. Der Aachener Grafikkartenspezialist wies zum Halbjahr einen Verlust von 2,5 Millionen Mark aus. Am 28.8. brach die Aktie von 170 auf 119 Mark ein (minus 30 Prozent) und fiel damit unter den Ausgabekurs von 123 Mark (siehe Grafik). Kräftig Federn ließ auch die Aktie des Bielefelder Archivierungsspezialisten CE Computer Equipment. Das Papier profitierte zunächst von seiner günstigen Plazierung am ersten Handelstag (400 Mark) und bescherte den Anlegern fürstliche Kursgewinne. Ende Juli noch mit rund 200 Mark gehandelt, fiel die Aktie am 8.9. auf 161 Mark. Doch auch auf andere Titel hielten die Frankfurter Bären kräftig die Tatze drauf. Die Stuttgarter Cenit AG mußte eine über 20prozentige Abwertung ihrer Aktie hinnehmen. Ende Juli noch fest bei 270 Mark notierend stürzte die Systemhaus-Aktie in der ersten Septemberwoche auf 217 Mark ab.

Weiterhin oben: Consumer Electronic, MCS und Infomatec

Doch längst nicht alle Titel auf dem Frankfurter Kurszettel wurden im Crash-Monat August nach unten gezogen. So konnte die CE-Consumer-Electronic-Aktie ihr hohes Niveau halten. Am 7.9. wurde das Papier des Münchner Chip-Brokers mit 230 Mark gehandelt. Ebenso zeigten sich die Aktien von Infomatec und MCS Systeme von der jüngsten Nervosität an den Börsen wenig beeindruckt. Kräftige Kurssprünge nach oben und unten machte hingegen die Berliner Teles-Aktie, die im August kräftig anzog. Während Börsianer noch darüber diskutieren, ob es sich bei dem jüngsten Kursrutsch um eine längst überfällige Korrektur handelt oder für die nächsten Wochen eine Baisse angesagt ist, bewegten sich die Kurse in der zweiten Septemberwoche schon wieder nach oben. Dennoch: Traumrenditen, wie sie noch in der ersten Jahreshälfte 1998 erzielt wurden, gehören nach Ansicht von Börsen-experten mehr und mehr der Vergangenheit an. Jetzt müssen die New-comer auf dem Parkett beweisen, daß sie den hohen Bewertungen auch tatsächlich entsprechen. (god)

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