Technoservice: "Systembetreuung und Reparatur sind längst passé"

19.09.2002
Wer heute sein Unternehmen umstrukturiert, hat meist nur ein Ziel im Visier: Er will Dienstleister werden. Doch wo andere noch hin müssen, da ist Technoservice schon längst angekommen: Seit seiner Gründung vor zwölf Jahren vertreibt das Dreieicher Unternehmen erfolgreich nur ein einziges Produkt: seinen hochwertigen Service.

Am Anfang eines jeden Unternehmens steht die Idee. Bei Technoservice war es vor zwölf Jahren die Vision eines regionalen Servicespezialisten, der sich ausschließlich auf die Bedürfnisse der Highend-User im Rhein-Main-Gebiet konzentrieren sollte. "Wir haben relativ schnell erkannt, dass die Nachfrage nach einer solchen Dienstleistung nicht regional begrenzt war", erinnert sich Gründer und Geschäftsführer Günther de las Heras.

Dem Entschluss, sich so schnell wie möglich zu einem deutschlandweiten Servicespezialisten zu mausern, folgte eine Erkenntnis: Die anderen sind schon da. So gab es zu dieser Zeit bereits den dominierenden Herstellerservice von IBM, daneben existierten mehrere Mitbewerber, die schon seit vielen Jahren erfolgreich als Nischenanbieter mit so genannter "Third Party Mainte-nance" tätig waren. "Für einen außenstehenden Dritten war unsere Ausgangssituation auf den ersten Blick völlig chancenlos", gibt de las Heras zu. Gut gemeinte Ratschläge von "Kollegen" blieben da nicht aus, erzählt der Manager: "Und wie man weiß, ist guter Rat teuer. Dies trifft umso mehr zu, wenn man sich anschickt, ihn zu befolgen."

Die schlechte Startposition ist jedenfalls Vergangenheit: Heute verfügt das Unternehmen über fünf Geschäftsstellen und neun Stützpunkte sowie ein bundesweites Netz an Servicepunkten. Für dieses Jahr strebt man mit rund 70 Mitarbeitern einen Umsatz zwischen 8 und 8,5 Millionen Euro an. Dass sich das im Vergleich zu den Zahlen des Konkurrenten IBM nicht gerade mächtig anhört, weiß de las Heras auch. Und es stört ihn nicht: Man arbeite profitabel, biete der Crew sichere Arbeitsplätze und sei - entgegen dem allgemeinen Trend - schließlich nach wie vor auf Wachstumskurs. "Wir sind stabil gewachsen", so de las Heras.

Zum Start: schlechte Ratgeber und ein starker Wille

Neben "einem sehr guten Servicekonzept und dem absoluten Willen, den Markt davon zu überzeugen" sieht der Manager rückblickend auch zwei externe Punkte, die dem Unternehmen bei seiner Entwicklung geholfen haben: die Größe des Wettbewerbs und die Rezession. So habe die Konkurrenz durch eine Mischung aus "größenbedingter Trägheit und strategiebedingter Reduzierung des Servicebereiches" den wachsenden Ansprüchen der Kunden plötzlich nicht mehr gerecht werden können.

Gleichzeitig habe man die Rezession nach der Wiedervereinigung mitbekommen: "Die schlechte wirtschaftliche Lage war damals für uns förderlich - und ist es auch heute wieder", sagt der Manager. Er sieht die Krise als Chance: "Eine Rezession zwingt die Verantwortlichen, äußerst objektiv zu urteilen", erklärt er. "Wir hatten nach unserer Gründung natürlich noch keine Referenzen und keine Historie vorzuweisen, dafür konnten wir einen Preisvorteil bieten." Markenlastigkeit würden sich die Kunden in schwierigen Zeiten nicht leisten. "Da geht es dann nur noch um die Frage: Wo bekomme ich wie viel für mein Geld?"

Seit etwa 1996, so die Einschätzung des Managers, sei Technoservice am Markt etabliert. Seitdem müsse man nicht billiger sein als der Wettbewerb, um einen Auftrag zu gewinnen. Obwohl man es durchaus weiterhin sein könnte: "Wir schleppen keine Altlasten mit, wir haben kein überflüssiges Personal." Das bedeutet allerdings nicht, dass de las Heras keine neuen Mitarbeiter einstellen will. Der Gründer strebt ein kontinuierliches Wachstum an - beim Personal wie auch beim Umsatz. 25 bis 30 Prozent pro Jahr sollen es sein: "Drüber können wir nicht, drunter wollen wir nicht."

Nach der ursprünglichen Spezialisierung auf die Betreuung von IBM-Mainframes bietet Technoservice heute herstellerunabhängige Dienstleistungen für Plattform- und Client/Server-Technologie im Highend-Bereich an. Mittlerweile haben die Dreieicher diese Kompetenz nicht nur auf die modernen Nachfolgermodelle der Z-Series, sondern auch auf Unix-Plattformen im obersten Leistungsbereich übertragen. Mit einer zusätzlichen Expertise für die Server-Technologie von Sun will man sich auch hier als Systemspezialist etablieren: "Wir wollen dem Kunden verschiedene Wege zu uns eröffnen: als Service-dienstleister herstellerheterogener Systemumgebungen und als Sys-temspezialist für Unix-Plattformen", so de las Heras.

Jetzt auch Sun-Technologie im Programm

Es geht beim Service schon längst nicht mehr darum, an Geräten herumzuschrauben: "Systembetreuung und Reparatur ist doch längst passé", sagt de las Heras. "Der Kunde versteht unter Service, dass ich ihm 100-prozentige Verfügbarkeit und maximale Leistung der Systeme garantiere." Dem Markt zu vermitteln, dass man das kann, sei eine Kunst für sich, sagt der Geschäftsführer: "Was wir tun, ist nun mal eine sehr unauffällige Sache: keine bunten Produkte, sondern eine abstrakte Geschichte."

2003 wird Technoservice allerdings das erste Mal in seiner Geschichte auch ein Produkt auf den Markt bringen. Allzu viel möchte der Geschäftsführer noch nicht verraten, aber es soll um Tools gehen, die dem Kunden die viel gepriesene Transparenz auch tatsächlich beschaffen. Er soll den Service in jeder Stufe nachvollziehen, kontrollieren und auch eingreifen können. De las Heras: "Vereinfacht ausgedrückt kann man es mit dem Logis-tik-System des UPS-Dienstes vergleichen; jeder aktuelle Status wird im Internet abgebildet und kann nachvollzogen werden. Damit gewährleisten wir die totale Transparenz. Und das verstehen wir da-runter, wenn wir sagen: Wir sind kompromisslos und ganzheitlich kundenorientiert."

www.technoservice.de

ComputerPartner-Meinung:

Bei Technoservice ist der Dienstleistungsgedanke schon weit fortgeschritten. Man könnte auch sagen, dass dieses Unternehmen den Wettbewerbern aus der Systemhauslandschaft ein paar Schritte voraus ist: Während der Markt noch über Definition und Vertriebswege beim Thema Service nachgrübelt, hat Technoservice seine Strategie kontinuierlich weiterentwickelt und einen Weg gefunden, wie man das abstrakte Thema dem Kunden vermittelt. (mf)

Technoservice

Facts & Figures

Die 1990 gegründete Firma Technoservice gehört zusammen mit den Schwesterfirmen Technoconnect Netzwerk Consulting GmbH und Enterprise Computer Technology zur Technoventure Holding GmbH. Als Geschäftsführer fungieren Günther de las Heras und Achim Remsperger. Seit mehr als zehn Jahren bietet Technoservice herstellerunabhängige Dienstleistungen für Plattform- und Client/Server-Technologie im High-end-Bereich an, wie beispielsweise für IBM P-Series und Z-Series, Individual Service-Solution, Advanced System-Support und Projekt-Management. Der ursprünglichen Spezialisierung auf die Betreuung von IBM-Mainframes folgte ein Ausbau der Kompetenz auf die modernen Nachfolgermodelle der Z-Series und auf Unix-Plattformen. Im Rahmen von Service-Level-Agreements (SLA) werden die zu erbringenden Leis-tungen und die damit verbundenen Kosten jeweils individuell festgelegt. Zu den Referenzkunden von Technoservice gehören Unternehmen wie die Deutsche Bank, die Deutsche Telekom, Siemens Business Services, Lufthansa Systems, Compaq, Daimler Chrysler AG und die Württembergische Versicherung. (mf)

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