Deutscher Mobilfunkmarkt

Telefónica braucht Geld

05.10.2012
Telefónica ist hochverschuldet. Mit dem Börsengang der deutschen Tochter O2 wollen sich die angeschlagenen Spanier zumindest ein wenig Luft verschaffen. Doch der möglicherweise größte Börsengang in Deutschland seit fünf Jahren ist nicht ohne Risiko.

Telefónica ist hochverschuldet. Mit dem Börsengang der deutschen Tochter O2 wollen sich die angeschlagenen Spanier zumindest ein wenig Luft verschaffen. Doch der möglicherweise größte Börsengang in Deutschland seit fünf Jahren ist nicht ohne Risiko.

Von Sebastian Raabe, dpa und Frederik Nissen, dpa-AFX

Das hochverschuldete spanische Telekomunternehmen Telefónica macht einen Teil seines Tafelsilbers zu Geld. Die deutsche Tochter mit der Marke O2 soll an die Börse und Insidern zufolge bis zu 1,5 Milliarden Euro in die Kassen der Spanier spülen. Doch dabei soll es nicht bleiben: 500 Millionen Euro Dividende verspricht Telefónica Germany den künftigen Aktionären schon jetzt für das Geschäftsjahr 2012 und stellt höhere Ausschüttungen für die Zukunft in Aussicht. Ein ziemlicher Batzen, denn im ersten Halbjahr verdiente Telefónica Germany unter dem Strich 55 Millionen Euro.

Da die Spanier die Mehrheit an der deutschen Tochter auch nach dem Börsengang behalten wollen, fließt der Löwenanteil der Zahlungen nach Madrid. Dort suchen die Manager seit längerem nach Einnahmequellen, um die drückende Schuldenlast von mehr als 58 Milliarden Euro ein wenig zu mindern. Doch der Schritt auf das Börsenparkett ist nicht ohne Risiko: O2 braucht selbst Geld, um etwa den Ausbau des Netzes oder den Start des neuen LTE-Angebots für schnelleres Internet via Mobilfunk zu finanzieren. Der Branchenverband Bitkom rechnet damit, dass die Netzbetreiber in den kommenden Jahren 8 bis 10 Milliarden Euro in den Ausbau ihre Netze in Deutschland stecken müssen.

Telefónica muss in den kommenden zwei Jahren allein 14,5 Milliarden ihrer Verbindlichkeiten neu finanzieren, sagt Bernstein-Analystin Robin Bienenstock. "Dafür brauchen sie eine gute Bonitätsnote." Diese liegt derzeit nur knapp über dem Ramsch-Status, das Geld aus München wird dringend gebraucht. Die Krise in Spanien drückt auf die Bilanz und auf den boomenden Märkten Lateinamerikas kommt der Konzern wegen des harten Wettbewerbs unter Druck. Den Erlös aus dem Börsengang kann man allerdings nur einmal verbuchen. Die Hoffnung ruht vor allem auf dem künftigen Wachstum der deutschen Tochter.

Diese präsentierte jüngst wieder glänzende Zahlen. Der Trend zu mobilem Internet und Smartphones lockt nach wie vor viele neue Kunden. Doch der Mobilfunkmarkt in Deutschland ist hart umkämpft. Die Preise sinken, die Anbieter liefern sich eine Rabattschlacht. Bereits 1,3 Mobilfunkverträge hat statistisch gesehen jeder Deutsche, viel Luft nach oben ist bei der reinen Kundenzahl nicht. Wachsen können die Anbieter vor allem bei Zusatzangeboten wie Flatrates für Smartphones, das mobile Internet boomt. Inzwischen ist mehr als jedes zweite verkaufte Mobiltelefon ein Smartphone, Tendenz steigend.

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