Telefonieren am Steuer: Das Gehirn ist leider überfordert

05.02.2007
Telefonieren hinter dem Steuer ist hierzulande verboten. Das könnte auch für Freisprechanlagen gelten, folgt man einer gerade veröffentlichgten Studie.

Telefonieren hinterm Steuer ist hierzulande verboten, gehört bekanntlich aber trotzdem zur täglichen Übung. Dass damit die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt ist, bezweifelt immerhin kaum jemand. Dass daran auch eine Freisprechanlage wenig ändert, zeigt jetzt eine britische Studie. Sie bestätigt aber nicht nur zahlreiche Tests, sondern unternimmt den Versuch, zu erklären, warum dem so ist.

Das menschliche Gehirn, so lautet das Ergebnis der Studie "Isolation of a Central Bottleneck of Information Processing with Time-Resolved fMRI", die an der Vanderbilt University durchgeführt, im Wissenschaftsmagazin "Neuron" publiziert und vom Berliner Magazin "DE:BUG" aufgegriffen wurde, ist nicht in der Lage, zwei komplexe Aufgaben zur selben Zeit zu erledigen, ohne die Reaktionsfähigkeit deutlich zu beeinträchtigen. "Schuld" daran ist eine Art "Flaschenhals" im präfrontalen Kortex, der die Reaktionsfähigkeit zwingend reduziert, wenn zeitgleich mehr als eine Aufgabe ansteht. Das ergaben Kernspin-Messungen dieser Hirnregion.

Man kann den Schluss ziehen, echtes Multitasking funktioniert nur, wenn man größere Geschwindigkeitsverluste in Kauf nimmt.

Werden die Aufgaben jedoch zeitversetzt, etwa mit einer Sekunde Differenz, angegangen, kann kein Verlust der Reaktionsgeschwindigkeit festgestellt werden. Die Autoren folgern, dass die Hirnregion relativ schnell zwischen zwei Prozessen "hin- und herschalten" kann. Andres aber verhält sich das Gehirn beim Autofahren: Hier muss der Fahrer dauerhaft den Verkehr beachten. Eine zweite Aufgabe überfordert leider das Denkorgan.

"Wenn Leute glauben, dass Telefonieren am Steuer durch eine Freisprechanlage sicher wird, dann irren sie sich, weil sie immer noch zwei kognitiv anspruchsvolle Aufgaben zur gleichen Zeit bewältigen müssen", fasst einer der Autoren die praktische Konsequenz der Studie zusammen.

Mal sehen, was die nächste Studie ergibt. (wl)

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