Die Neuigkeit schlug ein wie eine Bombe: Von heute auf morgen soll Roland Apelt, Geschäftsführer für Vertrieb, Marketing und Dienstleistungen bei Computer 2000, gekündigt haben. Angeblich hat Apelt "das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen", wie der Münchener Broadliner offiziell am Montag dieser Woche mitteilte.
So richtig daran glauben wollten aber die wenigsten. Lieferanten und Kunden waren erst mal planlos: Denn Vorwarnungen gab es wohl nicht. Insidern zufolge war das Verhältnis zwischen Apelt und Tech-Data-Europachef Graeme Watt nicht das beste: "Die Chemie hat zwischen den beiden nicht gestimmt", berichtet ein Branchenkenner.
In den vergangenen Jahren drehte sich das Personalkarussell an der Spitze des Münchner Broadliners ziemlich schnell: Apelt hatte den Job erst im Juni 2000 von Interims-Geschäftsführer Torben Quist übernommen. Der Däne wiederum hatte im September 1999 die Nachfolge von Joachim Prinz angetreten.
Auch diesmal holt Tech Data wieder einen skandinavischen Manager nach München: Henrik Funch, 45 Jahre alt und ebenfalls aus Dänemark, wurde erst vor vier Wochen zum Senior Vice President Central Region beim Tech-Data-Konzern befördert (siehe Kasten). Er springt kurzfristig ein und übernimmt temporär Apelts Job. In München reiste er am Sonntag an und wird künftig drei Tage pro Woche bei Computer 2000 auf dem Chefsessel sitzen.
Als seine zwei wichtigsten Aufgaben sieht der Manager, der fließend Deutsch spricht: "Stabilität nach innen und außen garantieren. Und schnellstmöglichst die vakante Position wieder besetzen." Zwar will der Däne Weihnachten nicht unbedingt in München verbringen, aber Funch rechnet damit, dass die Suche nach einem neuen Deutschlandchef durchaus sechs Monate dauern könnte: "Schließlich wollen wir nicht den Erstbesten nehmen." Wert legt Funch bei dem künftigen C2-Deutschlandchef auf eine starke Persönlichkeit, die sowohl Geschäftssinn als auch ein Händchen für Vertrieb und Marketing hat. "Er oder sie könnte aus der Distribution oder von einem großen Reseller kommen", so Funch.
Die Pressemitteilung über den Dänen und seinen temporären Wechsels an die Computer-2000-Spitze liest sich wie eine Kampfansage an die Wettbewerber in Dornach und Soest: "Wir werden die Effizienz in unserem Unternehmen weiter steigern und noch mehr Marktanteile, sprich Umsatz, von unserem Mitbewerb abziehen." Auf die Frage, wie sich Funch mit seinem temporären Chef Graeme Watt verstehe, antwortet er schmunzeld: "Gut, wir kennen uns seit Jahren - noch aus meiner Zeit bei GE Compunet. Da war ich noch sein Kunde."
www.computer2000.de
ComputerPartner-Meinung:
Obwohl Computer 2000 in der Branche einen guten Ruf hat, zeigen sich Lieferanten und Kunden genervt von dem erneuten Wechsel an der Spitze des Broadliners - von den eigenen Mitarbeitern ganz zu schweigen. Funchs wichtigs-te Aufgabe in den nächsten Wochen dürfte es sein, das interne und externe Vertrauen wieder herzustellen. (ch)
Who is who?
Henrik Funch
Der neue temporäre Deutschlandchef von Computer 2000, Henrik Funch, sagt von sich selbst, dass er den deutschen Markt von der Hersteller- und Händlerseite her kennt. Das deutsche Retailgeschäft sei ihm dagegen noch nicht so vertraut. Funch trat am 2. Januar 2001 in den Tech-Data-Konzern als Senior Vice President für Nordeuropa ein. Zuvor war er im European Board von GE Capital als CEO zunächst für Dänemark und Skandinavien, später auch für UK verantwortlich. In seiner Zeit bei GE war er unter anderem mit der Compunet-Integration betraut und lebte einige Jahre in Deutschland. Weitere berufliche Stationen waren unter anderem neun Jahre in verschiedenen Positionen bei IBM sowie vier Jahre bei Andersen Consulting. Funch ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von London. (ch)