TFT- versus Plasmatechnologie

07.09.1998

HAMBURG Der Vormarsch der Flachbildschirme basiert im wesentlichen auf zwei verschiedenen, technisch ausgereiften Konzepten: Plasma-Screens und TFT-Displays, die modernste Variante der LC-Monitore. Offen ist noch, welches der beiden Verfahren - Plasma oder TFT - das Rennen um die Zukunft der Monitortechnologie machen wird. Michael Grote*, Acer Product-Manager, stellt hier beide Verfahren vor.Bisher stehen sich die beiden Technologien noch nicht als Konkurrenten gegenüber, beide besetzen ihre ganz speziellen Nischen auf dem Monitormarkt: Plasmabildschirme haben den Vorteil, daß sie größere Betrachtungswinkel erlauben als ihre TFT-Brüder. Dafür ist - nach dem derzeitigen Stand der Technik - ihr Auflösungsvermögen um einiges schlechter. Der Hauptgrund, warum die beiden friedlich koexistieren, ist jedoch das Verhältnis vom Preis zur Größe: Bis zu einer Größe von 25 Zoll haben die TFT-Monitore beim Preis eindeutig die Nase vorn, während sich bei Großbildschirmen aus Kostengründen Plasma-Screens durchsetzen konnten.

Die Acer-Strategie setzt daher auf Engagement in beide Richtungen. Konkret: Acer Display Technology (ADT) investiert gleichzeitig rund 1,5 Milliarden Dollar in ein TFT-Werk und in eine Fabrik für die Produktion von Plasma-Screens. Beide Werke werden gerade in Taiwan gebaut. Außerdem hat Acer vor kurzer Zeit mit IBM eine Lizenz-vereinbarung über die Technologie zur Produktion von TFT-/LC-Displays geschlossen. Über dieses Abkommen kann ADT jetzt in kürzester Zeit die Massenproduktion hochmoderner Aktiv-Matrix-Bildschirme für LC-Displays und Notebooks ankurbeln. Geplant ist die Produktion von Displays in der Größe ab 13,3 Zoll. Für den TFT-Bereich erwarten wir - dank der IBM-Technologie - ein Absinken der Ausschußrate auf 20 Prozent, was sich in deutlich niedrigeren Produktionskosten niederschlagen wird. Damit werden TFT-Produkte für einen breiten Anwenderkreis erst richtig interessant.

Verbesserungen im LCD-Bereich: Reaktionszeit

In der nächsten Zukunft sehe ich für die LC-Displays viele technische Verbesserungen sowohl im Notebook- als auch im Desktopbereich: Die Notebook-Displays werden immer flacher, bis hin zu sehr schlanken 5,5 Millimetern, und verbrauchen immer weniger Strom (3,5 Watt). Demgegenüber steht bei den Tischgeräten die Ergonomie im Vordergrund. Hier erwartet man eine Erweiterung des Betrachtungswinkels von derzeit 80 bis 140 Grad auf 160 Grad, mehr Helligkeit sowie einen höheren Kontrast von 300:1 und mehr. Wichtigstes Ziel ist jedoch die Verkürzung der Reaktionszeit - das heißt, der Zeit, die eine TFT-Zelle zum Ein- und Ausschalten benötigt - auf möglichst unter 25 Millisekunden. Der aktuelle Stand der Technik liegt hier im Moment noch bei 50 bis 80 Millisekunden.

Im Plasmabereich konzentrieren wir uns zur Zeit auf Panelgrößen zwischen 42 und 50 Zoll. Dank der Herstellungstechniken werden wir bald kostengünstig produzieren können und unseren Kunden die entsprechende Bildqualität liefern. Die Einsatzbereiche für Plasma-Screens sind breit gestreut: Zu nennen sind hier öffentliche Anzeigetafeln auf Flughäfen und Bahnhöfen sowie zukünftig auch normale 20-Zoll-Fernsehbildschirme im Consumerbereich.

Prognose: Plasma für High-End-Segment

Für die Plasma-Displays gelten die gleichen Zukunftsaussichten wie für ihre TFT-Kollegen: Eine günstige Preisentwicklung wird neue Markt

segmente erschließen. Dann werden die flachen Großbildschirme auch in der Werbung oder als unternehmensinterne Informationsanzeigen interessant. Was die Qualität betrifft, ist die technische Weiterentwicklung bei den Plasma-Bildschirmen nicht aufzuhalten. Die Auflösung, bisher noch eine Schwachstelle bei den Großbildschirmen, wird sich Schritt für Schritt verbessern und allmählich an die Performance der TFT-Monitore herankommen. Bereits heute können Auflösungen bis zu 1024 x 768 Punkten erreicht werden.

Die Prognose für die nächsten Jahre: In Kombination mit sinkenden Produktionskosten und dem zu erwartenden Preisverfall kommen Plasmadisplays zunehmend für den Einsatz als Monitore im High-end-Sektor - zum Beispiel für CAD/CAM-Anwendungen in Frage. Der Größenbereich wird hier ab 20 Zoll beginnen. Das ist der Zeitpunkt, zu dem sich TFT-Displays und Plasmabildschirme tatsächlich ins Gehege geraten und um Marktanteile kämpfen werden. Da die Produktions-verfahren ständig verbessert werden, lassen sich auch großflächige TFTs mit geringeren Ausschußraten und damit zu günstigeren Preisen produzieren. Die TFT-Displays werden ihren Weg als ideale Arbeitsplatz-Monitore machen, während sich Plasma-Panels vor allem bei großen öffentlichen Displayflächen und im TV-Consumer-Markt durchsetzen dürften.

Die Farbqualität eines Plasmabildschirms entspricht einem High-end-TV-Display: Nokia gibt die Farbanzahl mit 16,7 Millionen an. Der Blickwinkel soll 160 Grad betragen

Quelle: Nokia Display Products ComputerPartner

Analysten sagen einen Anstieg der LCDs voraus; der Hauptabsatz bleibt aber künftig den 17-Zoll-CRTs vorbehalten.

Quelle: Stanford Resources, Component Suppliers ComputerPartner

*Autor Michael Grote ist Product Manager für Monitore und Displays bei Acer Central Europe in Hamburg.

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