Thüringer träumen von einer PC-Marke a la Peacock oder Targa

26.08.1999

ERFURT: Dem Ziel, in Deutschland eine weitere PC-Handelsmarke der Couleur Targa oder Peacock zu etablieren, ist die Thücob GmbH nach eigenem Bekunden ein ganzes Stück näher gekommen. Dafür blieb das Distributionsgeschäft auf der Strecke.Der Umstieg kam überraschend: Noch im vergangenen Jahr gab Thücob-Geschäftsführer Bernd Fischer die Richtung vor, das bis dato vernachlässigte Distributionsgeschäft auf Vordermann zu bringen. Jetzt ist davon keine Rede mehr: "Es macht keinen Sinn, gegen die Großen der Branche noch einen weiteren Distributionsbereich aufzubauen", lautet seine Erkenntnis. Zwar würde das Distributionsgeschäft nicht gänzlich eingestampft, der Fokus aber liege heute nicht mehr darauf.

Vielmehr will Fischer die vor gut drei Jahren ins Leben gerufene PC-Eigenmarke "Wavelight" voranbringen und sich damit in die Riege der Targas, Peacocks und Artists einreihen. Allerdings, und das weiß auch der Thücob-Gründer, braucht es dafür noch etwas Zeit. Aber schon im kommenden Geschäftsjahr, das bei den Erfurtern am 1. Juli beginnt, sollen mehr als 100.000 PCs die eigene Werkstatt verlassen. Wieviele Geräte es im kürzlich abgelaufenen Geschäftsjahr 1998/99 waren, wollte Fischer allerdings nicht verraten. Geplant waren einst 30.000 PCs.

Mittlerweile haben die Thüringer auch die Voraussetzungen für das ehrgeizige Vorhaben geschaffen: So wurde kürzlich das unproduktive Bürogebäude gegen ein modernes Logistikzentrum ausgetauscht, das auf drei Etagen die PC-Assemblierung, die Serviceabteilung und ein Kommissionslager beherbergt. Zusätzlich gibt es noch ein Hochregallager. Besonders stolz ist Fischer auf die Schnelligkeit seiner PC-Bauer. "Im Regelfall ist das Gerät in 24 Stunden fertig", berichtet er. Und: "In der Vergangenheit hatten wir im Servicebereich einige Probleme, was uns natürlich einige Kritik vom Fachhandel eingehandelt hat. Jetzt aber wurden hier mehr Mitarbeiter eingestellt und die organisatorischen Abläufe verändert." Außerdem wurde das "Wavelight-Systeam" um Monitore, die in Korea gefertigt werden, und um Zubehör wie Computermäuse von Logitech ergänzt. In Kürze sollen dann auch Notebooks hinzukommen.

Der Fachhandel soll unbedingt mit ins Boot

Um die PC-Marke in Deutschland bekannter zu machen, sucht Fischer mehr denn je die Nähe zum Fachhandel. "Der Fachhandel hat immer mehr ums Überleben zu kämpfen. Hier wollen wir gezielt helfen und so eine Reihe von Systeam-Händlern aufbauen", erklärt Fischer. Unter Hilfe stellt er sich vor allem Marketingunterstützung vor. Auf diese Art und Weise sollen 40 bis 60 Händler gewonnen werden. Allerdings sei man damit noch nicht so recht vorangekommen. "Das liegt wohl daran, daß viele Fachhändler mit ähnlichen Konzepten schlechte Erfahrungen gemacht haben", überlegt er.

Neben dem Verkauf seiner PCs und Monitore über den Fachhandel kann sich der Thücob-Chef aber auch andere Vertriebswege vorstellen. Welche das sein könnten, will er noch nicht preisgeben. Nur so viel: "Bei Aldi werden unsere Geräte nicht zu haben sein." Und er verspricht: "Wir werden nichts tun, was dem Fachhandel schadet."

Daß Thücob mit dem Konzept der PC-Marke den richtigen Weg eingeschlagen hat, steht für Fischer außer Frage. "Die Erfolge der vergangenen drei Jahre sprechen für sich", meint er. Außerdem sei er der Überzeugung, daß das Markenbewußtsein hierzulande immer mehr zunimmt. Da auch der Preis seiner Geräte nah an dem der No-Names liege, ist Fischer um die Zukunft seines Unternehmens nicht bange. Zumal auch in absehbarer Zeit "überraschende" Dinge anstehen, wie er sich ausdrückt. "Ich kann noch nichts Genaues sagen. Fest steht aber, daß wir nicht nur über steigende Stückzahlen wachsen können. Deshalb müssen auch wir globaler denken." (sn)

Etwa 85 Thücob-Mitarbeiter konnten kürzlich das neue Bürogebäude in Erfurt beziehen, das unter anderem auch die PC-Assemblierung beherbergt.

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