Zerschlagung droht

TK-Ausrüster Nortel ist pleite

14.01.2009
Nach monatelangem Tauziehen ist der kanadische Netzwerker Nortel Networks insolvent. Das Unternehmen beantragte in Kanada und in den USA Gläubigerschutz. Nun droht die Zerschlagung.

Von Wolfgang Leierseder

Der kanadische Telekomausrüster Nortel Networks ist pleite. Das Unternehmen mit Sitz in Toronto beantragte in Kanada und den USA Gläubigerschutz. Europa werde demnächst folgen. Der Pleite waren monatelange Versuche vorausgegangen, Teile des Unternehmens zu verkaufen, wie zum Beispiel die Metro Ethernet-Sparte, die Nortel weltweit zum drittgrößten Anbieter bei Carrieren gemacht hat, oder die .

Nunmehr könnten Konkurrenten wie Alcatel-Lucent, Cisco, Ericsson, Nokia Siemens oder auch der halbstaatliche chinesische Tk-Ausrüster Huawei diese Unternehmensbereiche billig erwerben. Nortel beschäftigt weltweit 32.000 Mitarbeiter; in Deutschland zählt es laut eigene Angaben rund 500 Beschäftigte.

Der Tk-Ausrüster hatte seit dem Platzen der Internetblase mit massiven Problemen zu kämpfen. Doch weder die Entlassung von Tausenden Mitarbeitern noch der Verkauf unrentabler Sparten änderten an der Misere soviel, dass sich das Unternehmen wieder stabilisieren konnte. Zudem waren diese Bemühungen nach dem Bilanzskandal im Jahr 2004 von ständigen Managementwechseln und neuen, aber wenig fruchtbaren, weil gegenüber der Konkurrenz zu späten Marktstrategien begleitet, etwa bei WLANs, Unified Communications oder Video,. Zuletzt musste Nortel zudem feststellen, dass das klassische Telefongeschäft einbrach beziehungsweise die wenigen Aufträge an günstigere Konkurrenten vergeben wurden.

Eigenen Angaben zufolge besitzt Nortel Barmittel von 2,4 Milliarden Dollar. Der gegenwärtige Börsenwert beträgt gerade mal rund 141 Millionen Dollar; das Delisting von der Börse droht.

Die aktuellen Schuldenlasten gibt Nortel in seinem Bericht an die US-Aufsichtsbehörde SEC mit 3,4 Milliarden Dollar an; insgesamt hat sich Nortel Verbindlichkeiten in Höhe von bis zu zwölf Milliarden Dollar aufgebürdet.

Mit der Insolvenz mit Gläubigerschutz nach amerikanischem Recht (Chapter 11) hofft das Unternehmen, seine Geschäfte weiterführen und zugleich eine Sanierung einleiten zu können. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Nortel zerschlagen wird und einzelne Segmente verkauft werden. Insofern ist das Schicksal der Mitarbeiter des Netzwerkers völlig ungewiss.

In einem offenen Brief an Kunden versicherte CEO Mike Zafirovski allerdings, diese hätten nichts zu befürchten. Nortel werde weiter in Technologien investieren, ferner alle Support- und Wartungsaufgaben wie gewohnt erfüllen. Des Weiteren erklärte das Unternehmen, es werde bei seinem Fertiger Flectronics Aufträge in Höhe von 120 Millionen Dollar in Auftrag geben, um Engpässe bei den Netzkomponenten zu vermeiden. Die heute fälligen Zinsen in Höhe von 107 Millionen Dollar zahlt Nortel nicht mehr. (wl)

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