Tolle Produkte - und der Kunde weiß von nichts

26.04.2001
Die Anbieter von Mobil-Services fürs Handy haben es bislang versäumt, ihre Kunden über ihre Leistungen zu informieren und davon zu überzeugen. Doch der Bedarf ist da. Das ergibt zumindest eine Untersuchung der Heyde AG.

An Einfallsreichtum mangelt es den Anbietern von Mo-bile-Business nicht. Immer neue Geschäftsmodelle warten darauf, von den Kunden entdeckt zu werden. Und sie warten oft lange - die Konsumenten sind zurückhaltend. Gründe für die mobile Flaute hat die Heyde AG in einer repräsentativen Untersuchung herausgefunden. Der Knackpunkt, so Heyde: Die Konsumenten wissen gar nichts von den neuen mobilen Möglichkeiten. Weit mehr als die Hälfte der befragten HandyBesitzer kennt die bereits verfügbaren Dienste und die technischen Fähigkeiten ihres mobilen Telefons nicht. Das Wissen ist unabhängig von Ausbildungsniveau, Art der Beschäftigung und Einkommensgruppe.

Am mangelnden Interesse liegt es nicht, denn nur 25 Prozent der Befragten geben an, generell keinen Bedarf an mobilen Diensten zu haben. Offensichtlich sind es die Anbieter, die es bislang nicht geschafft haben, potenzielle Kunden über ihre Services und Produkte zu informieren. Laut Heyde wird die Zahl der "Mobilen" in den nächsten fünf Jahren noch steigen. 50 Millionen Verbraucher werden dann mobile Endgeräte im Einsatz haben. Gut sieben Prozent der Handybesitzer haben mehr als ein mobiles Telefon, knapp drei Prozent besitzen bis Ende 2001 ein kombiniertes Telefon-Organizer-Gerät.

Handy als Voraussetzung

Die Untersuchung von Heyde ergab außerdem, dass eine Marktsättigung für Mobiltelefone schon sehr bald erreicht sein wird. Zwar haben 56 Prozent der Befragten kein Handy, aber nur zehn Prozent wollen sich dieses Jahr eines anschaffen. Auffällig dabei ist, dass die Schere zwischen Technikbegeis-terten und an der Technik weniger Interessierten deutlich auseinander klafft. 80 Prozent der Technikfreaks wollen noch im Jahr 2001 ein Mobiltelefon besitzen, bei den weniger Interessierten sind es nur 22 Prozent. Immer neue Features werden die Technikabstinenzler also wahrscheinlich eher abschrecken als zum Kauf animieren. Einfache Bedienung und der Nutzen stehen hier im Vordergrund.

Die Bereitschaft, einen vergleichsweise hohen Beitrag für einen pauschalen Datenzugriff (Flatrate) zu zahlen, ist überraschend stark ausgeprägt. Das gilt vor allem für regelmäßige Benutzer und für Verbraucher mit hohem Einkommen. Eine Flatrate für mobile Daten-dienste könnte laut Heyde weitere Barrieren abbauen.

Mobile Services wie Börsenkurse oder lokale Wetterberichte begreifen die Konsumenten bisher nur selten als Dienstleistungen mit definiertem Preis. Die Skepis ist groß - knapp 60 Prozent der Befragten bevorzugen das vom Telefon und Internet bekannte zeitabhängige Abrechnungssystem. An zweiter Stelle mit 20 Prozent rangiert die Abrechnung nach übertragener Datenmenge. Weniger als ein Fünftel der Befragten würde Festpreise für mobile Dienstleistungen bevorzugen.

Mobile Werbung? Nein danke!

Werbebotschaft per SMS - die meisten Verbraucher sagen dazu strikt "Nein danke". Die Erfolgsaussichten für ganz oder teilweise werbefinanzierte Dienstleistungen sind schlecht. Das gilt insbesondere für ortsabhängige Werbung. Lediglich zwölf Prozent könnten sich mit dieser Art der Werbung anfreunden - und das auch nur mit Preisnachlässen auf die beworbenen Produkte. Nur wenig besser schneidet die personalisierte Werbung ab: Hier ist die Furcht vor dem Missbrauch persönlicher Daten besonders ausgeprägt.

Shoppen mit dem Handy kommt für den Großteil der Befragten derzeit nur bei geringwertigen Gü-tern wie Eintrittskarten, Musik-CDs und Büchern in Frage. Reisetickets bilden dabei eine Ausnahme: Knapp 15 Prozent können sich vorstellen, Tickets mit mobilem Endgerät zu ordern. Die "Killeranwendung" im M-Business heißt Micro-Payment. Beträge unter 50 Mark könnten ganz einfach auf der Mobilfunkrechnung gemeinsam mit den Verbindungsentgelt aufgelistet werden.

Der Verbraucher verhält sich dem M-Business gegenüber heute ähnlich wie dem E-Business in den Anfängen. Der Unterschied: Der Markt ist in kürzester Zeit von mobilen Endgeräten penetriert worden. Alle M-Business-Modelle sind sicher noch nicht ausgeschöpft.

www.heyde.de

ComputerPartner-Meinung:

Wer braucht schon den lokalen Wetterbericht, wenn er bereits im Regen steht? Im Blickpunkt der Anbieter von Mobilservices sollte der Nutzen für den Verbraucher stehen. Denn die Begeisterung von dem, "was technisch alles möglich ist", teilen die potenziellen Kunden meist nicht. (bv)

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