TOP DE: HeidelDruck will sich in Richtung Gewinnzone sparen

30.03.2010
Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach zwei verlustträchtigen Jahren will sich die krisengeschüttelte Heidelberger Druckmaschinen AG mit einem erneuten Stellenabbau 2010/11 in Richtung Gewinnzone sparen. Neben den bislang 4.000 im Zuge der Wirtschaftskrise gestrichenen Arbeitsplätzen will der MDAX-Konzern nach Angaben vom Dienstag bis zu 850 weitere abbauen.

Zielsetzung sei es, mit dem erneuten Arbeitsplatzabbau bei einer stabilen Konjunkturentwicklung im nächsten Geschäftsjahr 2010/11 ein operativ ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen, obwohl ein deutlicher Anstieg des Investitionsvolumens in der Printmedien-Industrie nicht in Sicht ist. Durch den verschärften Sparkurs will HeidelDruck künftig bereits bei einem Umsatz von weniger als 2,5 Mrd EUR operativ schwarze Zahlen schreiben.

Einen konkreten Ausblick für das kommende Geschäftsjahr will der MDAX-Konzern frühestens auf der Bilanzpressekonferenz Mitte Juni verkünden. Ein Analyst sagte, der Markt habe bisher erwartet, dass HeidelDruck 2010/11 den Break-Even ohne weitere Restrukturierungsschritte erreiche. Insofern sei die Nachricht vom weiteren Stellenabbau eher negativ zu werten. Die Aktie verliert gegen 14.52 Uhr 2,9% auf 5,28 EUR.

Bis zu 450 Stellen sollen weltweit in der Verwaltung und dem Vertrieb abgebaut werden, 400 in der Produktion am baden-württembergischen Standort Wiesloch/Walldorf. Der Arbeitsplatzabbau steht im Zusammenhang mit der im November verkündeten strategischen Neuaufstellung.

Seinerzeit hatte der Druckmaschinenhersteller angekündigt, zur Effizienzsteigerung ab dem 1. April 2010 in die Geschäftsbereiche "Equipment", "Services" und "Financial Services" gegliedert zu sein. Die bisherigen Sparten "Press" und "Postpress" werden in den neuen Geschäftsbereichen aufgehen. Durch den Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts will HeidelDruck unabhängiger von der Konjunkturlage sein.

Ab dem Geschäftsjahr 2011/12 verspricht sich der weltgrößte Druckmaschinenhersteller aus der Neugliederung der Geschäftsbereiche, die ab dem 1. April umgesetzt wird, jährliche Einsparungen von rund 80 Mio EUR. Drei Viertel davon sollen bereits im kommenden Geschäftsjahr wirksam werden. Für den Stellenabbau verbuchen die Heidelberger noch im bis Ende März laufenden Geschäftsjahr zusätzlich rund 30 Mio EUR, weitere 20 Mio EUR fallen 2010/11 an.

Vorstandsvorsitzender Bernhard Schreier hatte bereits im Februar angekündigt, dass es wohl zu einem weiteren Stellenabbau kommen werde und das Einsparvolumen auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag beziffert.

Der Maschinenbau steckt nach massiven Orderrückgängen in der wohl heftigsten Krise seiner Geschichte. Hohe Stornoraten, Bestellrückgänge und Überkapazitäten machen dabei vor allem den Druckmaschinenherstellern schwer zu schaffen. Hauptgrund für die Branchenkrise ist der Einbruch auf dem Printwerbemarkt, denn die Druckereien sind von Verlagen abhängig, die sich wiederum zu einem erheblichen Teil auf Werbeeinnahmen stützen. Die Neuaufträge der Druckmaschinenindustrie brachen 2009 um nahezu die Hälfte ein. Dass der Markt das Vorkrisenniveau jemals wieder erreichen wird, halten Brachenexperten für unwahrscheinlich.

Um auf die schwerste Krise zu reagieren, hatte HeidelDruck bereits Mitte 2008 den Rotstift angesetzt und 4.000 der ehemals 20.000 Stellen abgebaut. Bisher sollten die Kosten durch das Maßnahmenpaket um 400 Mio EUR gesenkt werden.

In den vergangenen Monaten hat sich der zuletzt spürbare leichte Aufwärtstrend in der Printmedien-Industrie nach Unternehmensangaben zwar fortgesetzt. Allerdings sei noch kein kräftiger Aufschwung zu erkennen; die Auftragslage habe sich lediglich stabilisiert. Im Ende März auslaufenden Schlussquartal habe sich das Geschäft erwartungsgemäß entwickelt. Für den Zeitraum zwischen Januar und März hatte HeidelDruck einen leichten Umsatzanstieg sowie ein verbessertes operatives Ergebnis in Aussicht gestellt.

Damit hat HeidelDruck nach eigenen Angaben die düstere Prognose für 2009/10 erreicht: Für das wohl schwierigste Jahr in der Unternehmensgeschichte hatte der MDAX-Konzern mit einem deutlichen Umsatzrückgang sowie einem bereinigten operativen Verlust von bis zu 150 Mio EUR gerechnet. 2008/09 hatte Heidelberger Druck noch rund 3 Mrd EUR umgesetzt, das operative Minus lag bei 49 Mio EUR. Unter dem Strich stand 2008/09 - vor allem wegen der hohen Finanzierungskosten - ein Verlust von fast einer Viertel Milliarde Euro zu Buche.

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March 30, 2010 12:00 ET (16:00 GMT)

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