TOP DE: Krones will Krisenjahr 2009 schnell vergessen machen

27.04.2010
Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Getränkeabfüllanlagenhersteller Krones hat das Krisenjahr 2009 abgehakt. Nach dem ersten defizitträchtigen Jahr der Unternehmensgeschichte sind die Oberpfälzer im ersten Quartal 2010 wieder gewachsen und haben schwarze Zahlen geschrieben. Auf Gesamtjahressicht soll der Verlust aus dem Jahr 2009 mindestens wettgemacht und beim Umsatz das obere Ende der anvisierten Wachstumsbandbreite erreicht werden.

"Wir haben große Anstrengungen unternommen, dass das Geschäftsjahr 2009 ein Ausrutscher bleibt und wir in 2010 wieder in die Erfolgsspur zurückkehren", sagte Volker Kronseder, Vorstandsvorsitzender des Spezialisten für Getränkeabfüllanlagen, am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in München. Für 2010 könne man vorsichtig optimistisch sein, ergänzte sein Stellvertreter, Hans-Jürgen Thaus.

Da sich die Schockstarre seit der Branchenmesse Drinktec im September 2009 in der Branche gelöst hat und sich die gesamtwirtschaftlichen Bedingungen verbesserten, erwirtschaftete der in Neutraubling bei Regensburg ansässige MDAX-Konzern zum Jahresauftakt sowohl operativ als auch netto erstmals seit vier Quartalen wieder Gewinne. Vor Steuern verdiente die Krones AG im Quartal 13,2 (Vorjahr: minus 4,0) Mio EUR und unter dem Strich 9,1 (minus 5,1) Mio EUR.

Dank einer anziehenden Bestelltätigkeit der Kunden legte der Umsatz zum Jahresauftakt um gut ein Zehntel auf 533,5 (482,3) Mio EUR zu. "Mit Ausnahme des Spitzenjahres 2008 ist dies der bisher höchste Umsatz in einem ersten Quartal", erklärte Thaus.

Auch die Auftragsbücher füllen sich nun wieder merklich: Die Neubestellungen stiegen im ersten Quartal um fast ein Drittel auf 550,4 Mio EUR, der Auftragsbestand wuchs damit per Ende März auf 905,3 Mio EUR. Laut Thaus lag das Orderverhalten im ersten Quartal nahezu auf dem Niveau von 2007, dem zweitstärksten Jahr der Unternehmensgeschichte. Auch im zweiten Quartal sei die Bestelltätigkeit lebendig, das Plus werde im zweistelligen Prozentbereich liegen. Der Auftragsbestand sichere die Beschäftigung für die nächsten viereinhalb Monate.

Die Erholung hat Krones vor allem der starken Entwicklung in Asien und Afrika zu verdanken. Auch der Investitionsstau der Kunden aus Mittel- und Westeuropa scheine sich aufzulösen, hieß es von den Oberpfälzern. Die Nachfrage aus den USA und Osteuropa sowie Russland sei dagegen weiter schwach.

Auf Gesamtjahressicht rechnet der MDAX-Konzern weiter mit einem Umsatzplus von 5% bis 15% auf 1,95 Mrd bis 2,15 Mrd. Die Zunahme werde allerdings wohl am oberen Ende der anvisierten Spanne in zweistelligen Bereich liegen, sollten keine größeren Unwägbarkeiten auftreten, sagte Thaus. "Unter günstigen Bedingungen scheint uns ein Umsatzvolumen auf dem Niveau von 2007 wieder erreichbar", fügte er hinzu. Im zweitstärksten Jahr der fast 60-jährigen Unternehmensgeschichte wurden knapp 2,16 Mrd EUR eingenommen.

Auch der Verlust aus dem Krisenjahr - der erste in der Unternehmensgeschichte - soll wieder vergessen gemacht werden. Hatte Thaus zuerst nur einen Nettogewinn im "nennenswert zweistelligen Millionenbereich" in Aussicht gestellt, wurde der Manager auf Nachfrage konkreter: Für 2010 sei es das Ziel, den Nettofehlbetrag aus dem vergangenen Jahr mindestens zu egalisieren.

Das erste Quartal sei ein guter Start ins Geschäftsjahr gewesen, sagte Thaus. "Wir möchten aber trotzdem noch nicht das Ende der Krise ausrufen, denn die gesamtwirtschaftliche globale Situation bleibt fragil und schwierig. Die Wettbewerbs- und Preissituation bleibt angespannt und unbefriedigend". Zuletzt spürte Krones aber eine leichte Verbesserung der Erlösqualität, die sich laut Thaus allerdings auf niedrigem Niveau bewegt. "Auch wenn es so scheint, dass wir vorerst das Schlimmste hinter uns haben dürften, gehen wir davon aus, dass der Weg aus der Talsohle lang und holprig ist. Die globale gesamtwirtschaftliche Entwicklung bleibt weitgehend offen bis unklar".

Daher will der MDAX-Konzern auch weiter konsequent auf die Kosten achten und zu diesem Zweck das vorhandene Restrukturierungsprogramm ausweiten. Um dem zu erwartenden Gewinneinbruch entgegenzuwirken, hatten die Bayern bereits Ende 2008 das Sparprogramm "Conversion" ("Umdenken und Umbauen") gestartet. In dessen Zuge wurden unter anderem Leiharbeits- und befristete Arbeitsverträge aufgelöst und die Arbeitszeiten flexibilisiert. Außerdem führte Krones Kurzarbeit ein, dampfte die Fixkosten ein und verschob Investitionen. Mit dem Maßnahmenpaket sparte Krones 2009 rund 142 Mio EUR ein, davon etwa 60 Mio EUR nachhaltig.

Ziel der nun eingeleiteten "strategische Restrukturierung" unter dem Titel "Conversion 2010" sei es, Krones für eine unberechenbare, schwankende wirtschaftliche Großwetterlage 'wetterfest' zu machen, erklärte Thaus. "Wir müssen Fixkosten senken, immer bessere Maschinen und Anlagen immer effizienter entwickeln und herstellen; und wir müssen noch flexibler produzieren und Gleichteile nutzen. Wer heute konsequent restrukturiert, wird schneller und sicherer zu profitablem Wachstum zurückfinden".

Unter anderem soll ein Modulbaukasten eingeführt werden, so dass zwar weiter individuelle Maschinen gebaut werden können, die aber mit einem größeren Anteil an Gleichteilen versehen sind. Zudem will Krones im Sinne des Mottos "Umdenken und Umbauen" künftig auch stärker entlang der Wertschöpfungskette der Kunden wachsen und in vor- und nachgelagerte Bereiche vorstoßen. Mit Details zum Programm Conversion 2010 hielt sich das Management noch zurück.

2009 war für den MDAX-Konzern eines der schwierigsten Jahre in den Unternehmensgeschichte gewesen: Die Einnahmen waren aufgrund der Investitionszurückhaltung der Kunden um gut ein Fünftel auf 1,86 Mrd EUR eingebrochen. Auf der Ertragsentwicklung lastete zudem der scharfe Wettbewerb in der Branche, unter dem die Erlösqualität litt. Netto hatte Krones 2009 einen Verlust von 34,5 Mio EUR geschrieben, nach einem Gewinn von 106,5 Mio EUR im Vorjahr. Die Aktionäre müssen angesichts der roten Zahlen auf eine Dividende verzichten.

Webseite: www.krones.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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April 27, 2010 07:30 ET (11:30 GMT)

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