TOP DE: Rheinmetall hebt Prognose an

11.08.2010
Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem wohl stärksten ersten Halbjahr der Unternehmensgeschichte hat der Automobilzulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall seine Umsatz- und Ergebnisprognose angehoben. Der MDAX-Konzern rechnet für 2010 dank der schneller als erwarteten Erholung in der Automobilproduktion nun mit einem Umsatz von rund 3,9 Mrd EUR und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 260 Mio bis 280 Mio EUR.

Bislang hatten die Düsseldorfer Einnahmen von 3,7 Mrd EUR und ein operatives Ergebnis von 220 Mio bis 250 Mio EUR anvisiert. Vorstandsvorsitzender Klaus Eberhardt erklärte am Mittwoch: "2010 wird ein starkes Jahr für Rheinmetall". Auch für das zweite Halbjahr sei man optimistisch. "Deshalb haben wir unsere Umsatz- und Ergebnisprognose angehoben."

In den ersten sechs Monaten schnitt die Rheinmetall AG dank der deutlichen Erholung in der Automobilindustrie und der weiter stabilen Entwicklung im Wehrtechnik-Segment etwas besser ab als erwartet. Der Umsatz legte um 15% auf 1,73 Mrd EUR zu. Haupttreiber war die Tochter Kolbenschmidt Pierburg, die unter anderem Abgasrückführsysteme, Saugrohre und Turbolader sowie Kolben herstellt, mit einem Einnahmenplus von gut einem Drittel auf 966 Mio EUR.

Auf Konzernebene stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 104 Mio EUR, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 62 Mio EUR angefallen war. Unter dem Strich verdiente Rheinmetall im ersten Halbjahr 55 (minus 70) Mio EUR. Die Verbesserung der Ertragslage ist nicht nur auf die Aufhellung des Geschäfts zurückzuführen, sondern auch auf den rigorosen Sparkurs, den Rheinmetall in Anbetracht der nahenden Wirtschaftskrise gefahren war.

Bereits Ende 2008 hatten die Düsseldorfer in der Automotive-Sparte den Rotstift angesetzt und das Sparprogramm im Frühjahr 2009 verschärft. Insgesamt wurden fast 3.000 Stellen in aller Welt abgebaut, vier Standorte geschlossen und die Investitionen halbiert. Hatten die Kosten des Konzernumbaus Rheinmetall 2009 noch die Bilanz verhagelt, ernte man nun schneller als erwartet im Automobilgeschäft die Früchte der tief greifenden Restrukturierung, erklärte Vorstandschef Eberhardt.

Lediglich beim Umsatz hatte Rheinmetall auf Halbjahressicht vor der Krise höhere Werte erzielen können; ergebnisseitig jedoch nie zuvor besser abgeschnitten als nun. Analysten hatten mit Einnahmen von 1,72 Mrd EUR, einem operativen Gewinn von 101 Mio EUR und einem Nettoergebnis von 54 Mio EUR gerechnet.

Eberhardt zerstreute erneut Sorgen, das Wehrtechnikgeschäft könnte wegen den im Zuge der Schuldenkrise in vielen Ländern anstehenden Senkungen bei den Verteidigungsetats in Schwierigkeiten geraten. Die Defence-Sparte profitiere "vom ungebrochenen Trend zur einsatzbezogenen Modernisierung der Streitkräfte im In- und Ausland", so der Manager.

Zehren kann Rheinmetall außerdem vom großen Auftragsbestand: Nahezu der gesamte Orderbestand von fast 5,25 Mrd EUR summiert sich zum Ende des ersten Halbjahres in der Wehrtechnik auf. Der deutliche Anstieg im Vorjahresvergleich um mehr als 1,4 Mrd EUR ist vor allem auf die Großbestellung des Schützenpanzers Puma durch die Bundeswehr zurückzuführen.

Von den als gut eingestuften Zahlen und dem angehobenen Ausblick kann die Rheinmetall-Aktie am Mittwoch nicht profitieren, sondern verliert in einem schwächerem Markt 3,7% auf 45,57 EUR. "Man sieht deutlich, dass der Markt nicht mal mehr auf Prognoseanhebungen reagiert", sagt ein Händler. Die Aussagen der US-Notenbank vom Vorabend zur schwach erwarteten Konjunkturentwicklung überschatteten die Unternehmenszahlen und seien "Gift für den Markt".

Webseite: www.rheinmetall.de -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 - (0)69 29725 114, nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/cbr

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