TOP DE: Rheinmetall trotz staatlicher Sparzwänge zuversichtlich

24.06.2010
Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall blickt trotz der umfassenden Sparprogramme in vielen europäischen Ländern zuversichtlich auf den Rest des Geschäftsjahres. Zwar stellten die möglichen Budgetkürzungen einiger Staaten eine Herausforderung dar, doch werde das Verteidigungssegment dadurch nicht in großem Ausmaß beeinflusst, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Präsentation für Investoren des MDAX-Konzerns.

Der rekordhohe Auftragsbestand sei das Rückgrat für organisches Wachstum in der inzwischen größten Unternehmenssparte, dem Wehrtechniksegment. Zudem sehen sich die Düsseldorfer wegen ihrer Präsenz auf verschiedenen Märkten und den bedarfsgerechten Produkten gut positioniert.

Nach den Schuldenkrisen in einigen EU-Ländern wie Griechenland haben viele europäische Staaten unlängst umfangreiche Sparprogramme auf den Weg gebracht. Vielerorts soll es auch zu deutlichen Kürzungen in den Verteidigungsetats kommen, was wiederum die Rüstungsindustrie belasten könnte.

Die Jahresprognose sieht Rheinmetall von den möglichen Kürzungen nicht gefährdet: Das im MDAX notierte Unternehmen rechnet für dieses Jahr weiter mit einem Umsatz von 3,7 Mrd EUR und einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 220 Mio bis 250 Mio EUR. Beim Gewinn visiert Rheinmetall weiter das obere Ende der Gewinnzielspanne an, sollte die Automobilindustrie ihren Erholungskurs der vergangenen Monate fortsetzen.

2009 hatte die Rheinmetall AG schwer unter der Krise in der Automobilindustrie gelitten und bei Erlösen von 3,4 Mrd EUR operativ nur noch 15 Mio EUR verdient. Die Automotive-Tochter Kolbenschmidt-Pierburg stellt unter anderem Abgasrückführsysteme, Saugrohre und Turbolader sowie Kolben her und wurde daher massiv von dem Einbruch der Automobilindustrie getroffen.

Am Aktienmarkt wurde die bestätigte Jahresprognose nach wie vor als konservativ eingestuft. Rheinmetall wird wegen des strikten Sparkurses im vergangenen Jahr, der Erholung der Autoproduktion, dem Trend hin zu emissionsärmeren Motoren und den prall gefüllten Auftragsbücher in der Verteidigungssparte viel zugetraut.

Bei der Automotive-Tochter Kolbenschmidt-Pierburg, im vergangenen Jahr noch das Sorgenkind von Rheinmetall, lief 2010 bisher gut: Nachdem die Tochtergesellschaft zum Jahresauftakt den Umsatz um mehr als ein Drittel auf 454 Mio EUR steigerte und einen operativen Gewinn von 17 Mio EUR schrieb, stellte Rheinmetall in der Präsentation am Donnerstag für das zweite Quartal Steigerungen bei beiden Kennzahlen im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres in Aussicht.

Weiteren Rückenwind versprechen sich die Düsseldorfer von den jüngsten Akquisitionen: Alleine in diesem Jahr sollen die allesamt im zweiten Quartal bekannt gegebenen Übernahmen der drei Wehrtechnikkonzerne SPEI, Simrad Optronics und Verseidag 110 Mio bis 140 Mio EUR zum Rheinmetall-Umsatz beitragen. Im nächsten Jahr sollen es laut der Investorenpräsentation dann 350 Mio bis 400 Mio EUR sein, 2012 sogar 650 Mio bis 750 Mio EUR. Für die drei besagten Übernahmen zahlte Rheinmetall 140 Mio EUR.

Rheinmetall will in den kommenden fünf Jahren den Umsatz im Verteidigungssegment mehr als verdoppeln. Bis 2015 soll das Defence-Geschäft laut Aussagen von Vorstandschef Klaus Eberhardt rund 4 Mrd bis 4,5 Mrd EUR erlösen. 2009 war das Wehrtechnikgeschäft mit einem Beitrag von rund 1,9 Mrd EUR erstmals in der Unternehmensgeschichte umsatzstärker als die Automotivesparte gewesen.

Webseite: www.rheinmetall.de -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 297 25 114, nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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