TOP DE: Siemens wird starkes 1Q-Ergebnis im 2Q nicht erreichen

26.03.2010
Von Matthias Karpstein Dow Jones Newswires

Von Matthias Karpstein Dow Jones Newswires

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Siemens-Konzern wird das Ergebnis des starken Auftaktquartals im zweiten Quartal nach eigener Einschätzung nicht halten können. Das Ergebnis der Sektoren Industrie, Energie und Medizintechnik dürfte im zweiten Quartal unter den 2,26 Mrd EUR des ersten Quartals liegen, sagte Finanzvorstand Joe Kaeser am Freitag zu Analysten.

Auch der Auftragseingang werde im Vergleich zum Vorquartal schwächer ausfallen. Vor allem die langzyklischen Geschäfte spüren die Auswirkungen der Wirtschaftskrise derzeit deutlich. Auf Ebene der Sektoren geht der DAX-Konzern von Neuaufträgen unter den 18 Mrd EUR des Auftaktquartals aus. Das IT-Geschäft beispielsweise wird hier nicht eingerechnet.

Der Umsatz der Sektoren erholt sich hingegen und soll nun über den 16,52 Mrd EUR des Vorquartals liegen. Den Vorjahreswert von 18 Mrd EUR werde Siemens aber wohl nicht erreichen können, erklärte Kaeser am Capital Market Day des Industriesektors.

Am Aktienmarkt hinterließ die Einstimmung auf die Zweitquartalszahlen keine großen Spuren. Siemens-Aktien wurden gegen 14.30 Uhr bei 73,14 EUR und damit 0,4% unter Vortagesschlusskurs gehandelt. Der DAX lag zur gleichen Zeit rund 0,3% im Minus.

Kaeser sieht weiterhin große Herausforderungen im Energie- und Industriesektor. Zwar gebe es noch immer Anzeichen einer Erholung bei den eher kurzzyklischen Geschäften des Industriesektors wie Osram oder der Industrieautomatisierung. Vor Herausforderungen stehe Siemens aber weiterhin in weiten Teilen des Energiesektors und in Divisionen wie Industry Solutions und Drive Technologies.

Zum Konzernausblick machte Kaeser am Freitag keine konkreten Angaben. Am Ende des zweiten Quartals werde Siemens seine Prognose überprüfen, bestätigte der Finanzvorstand frühere Angaben. Gestärkt werde das Ergebnis im zweiten Quartal von Änderungen bei US-Pensionsplänen, die Siemens wohl einmalig Sondereinnahmen von 150 Mio bis 200 Mio EUR einbringen werden.

Die Analysten der BHF Bank zeigten sich von Kaesers Ausblick auf das zweite Quartal nicht überrascht. Sie rechnen mit einer Anhebung der Jahresprognose.

Für seinen größten Sektor sieht Siemens mittlerweile etwas Aufhellung und beurteilt entsprechend die Aussichten seines Industriegeschäfts im laufenden Geschäftsjahr 2009/10 (per 30. September) etwas zuversichtlicher als noch im Herbst.

Ohne Restrukturierungskosten werde der Sektor bei der operativen Marge den unteren Zielbandwert von 9% erreichen, sagte Sektor-Vorstandsvorsitzender Heinrich Hiesinger. Zum Beginn des Geschäftsjahres hatte der Münchener DAX-Konzern noch befürchtet, das angepeilte Margenband von 9% bis 13% im Industriesektor nicht zu erreichen. Bei 7,7% lag die operative Marge im vergangenen Geschäftsjahr.

Der Industriesektor habe "noch die bekannten Hausaufgaben zu erledigen", sagte Hiesinger. Dennoch hätten sich die Geschäftsaussichten in seinem Bereich in den vergangenen Monaten etwas aufgehellt.

Dass Siemens nun optimistischer für seine Profitabilität gestimmt ist, liegt daran, dass sich Kurzzykliker wie das Lichtgeschäft von Osram schneller als erwartet von der Krise erholt haben. Einige eher langzyklische Geschäfte wie Drive Technologies und Industry Solutions befinden sich hingegen weiter im Abschwung. Siemens hat darauf bereits mit Stellenstreichungen reagiert.

Ende Januar hatte Siemens den Wegfall von rund 2.000 Stellen in den Industriedivisionen Drive Technologies und Industry Solutions kundgetan. Zudem werden in der IT-Sparte 4.200 Arbeitsplätze abgebaut. Der Industriesektor habe auf die Nachfrageschwäche "schnell und entschlossen reagiert", sagte Ralf Thomas, Finanzvorstand des Sektors. Sollten weitere Anpassungen notwendig sein, werde man sie vornehmen, ergänzte Thomas.

Der Industriesektor sieht im laufenden Geschäftsjahr allerdings ein besseres Umfeld als noch im Jahr zuvor. War der für Siemens erreichbare Markt im Vorjahr noch um 12% gesunken, so sei für das laufende Jahr nur noch ein Rückgang um 2% auf rund 360 Mrd EUR zu erwarten, erklärte Hiesinger. Für den eigenen Umsatz erwartet Siemens im Industriegeschäft einen Rückgang im einstelligen Prozentbereich. Im Vorjahr hatte der Industriesektor 35 Mrd EUR umgesetzt und war damit für nahezu die Hälfte des Sektorenumsatzes verantwortlich.

Die Vorträge der Siemens-Industriemanager am Freitag ließen keinen Zweifel daran, dass der DAX-Konzern sein Wachstum künftig in Asien sieht und dorthin verstärkt Geschäft verlagern wird. Im Industriegeschäft werde das Wachstum von China, dem Mittleren Osten, Indien und Brasilien getrieben, erläuterte Hiesinger den Analysten. Entsprechend werde Siemens seine Präsenz in den Wachstumsmärkten ausbauen.

Allein China und Indien würden ein Drittel des Marktwachstums bis 2015 liefern. Derzeit sind 15% der Siemens-Mitarbeiter in diesen beiden Ländern angesiedelt. Hiesinger will seinen Sektor fit für den Wettbewerb mit chinesischen Konkurrenten machen, denen er "große Ambitionen, oft angetrieben von der Regierung" zuspricht. Der beste Weg, im Wettbewerb mit der Konkurrenz aus China zu bestehen, sei, sie auf ihrem Heimatmarkt zu "besiegen".

In China produzierte Ware soll zwar in erster Linie auch dort verkauft, in einem zweiten Schritt aber auch exportiert werden. Allerdings wird Siemens beim Ausbau des China-Geschäfts erneut mit Compliance-Problemen konfrontiert. "Es gibt Provinzen in China, in denen man keine Zahlung der Mehrwertsteuer erwartet. In diesen Provinzen machen wir keine Geschäfte", sagte Hiesinger. Bei der Compliance, also der ordentlichen Geschäftsführung, gebe es "keine Toleranz".

Webseite: www.siemens.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb

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March 26, 2010 13:00 ET (17:00 GMT)

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