TOP DE: WSJ: Siemens könnte über IPO bei NSN aussteigen - Kreise

22.07.2010
Von Anupreeta Das und Gina Chon THE WALL STREET JOURNAL

Von Anupreeta Das und Gina Chon THE WALL STREET JOURNAL

NEW YORK (Dow Jones)--Die Siemens AG erwägt Kreisen zufolge über einen Börsengang den Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN), das den Münchenern schon häufiger die Bilanz verhagelt hat. Einige Manager des DAX-Konzerns hielten den Gang aufs Parkett für die beste Option, die Beteiligung an dem Joint Venture (JV) mit dem finnischen Handyhersteller Nokia zu verkaufen, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Diese Überlegungen seien aber in einem sehr frühen Stadium. Zudem gebe es weitere Möglichkeiten, die geprüft würden.

Siemens habe in den vergangenen Monaten den Verkauf des NSN-Anteils in Betracht gezogen, sagten mehrere Informanten. Die schiere Größe des Netzausrüsters - die nun durch den Zukauf der Motorola-Assets noch zugenommen hat -, die schwerfälligen Managementstrukturen sowie die erheblichen Verluste hätten einen Ausstieg aber schwierig gemacht.

Anfang des Jahres habe der Münchener Technologiekonzern auch den Verkauf seines Anteils an Nokia geprüft, hieß es von den Personen. Die Finnen hätten daran jedoch kein Interesse, da sie selbst an einem Ausstieg aus dem Netzwerkproduzenten interessiert seien.

Ein Siemens-Sprecher wollte die Informationen nicht kommentieren. Bei Nokia verwies ein Sprecher auf NSN, wo man sich in der Angelegenheit ebenfalls nicht äußern wollte.

Vor drei Jahren hatte Siemens sein Netzwerkgeschäft mit dem von Nokia vereint; Freude machte das Gemeinschaftsunternehmen seither aber beiden Müttern kaum. NSN hatte Siemens die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres 2008/09 (30. September) verhagelt, als im vierten Quartal ein nicht Cash-wirksamer NSN-Verlust von 1,96 Mrd EUR verbucht werden musste. Davon entfielen 1,63 Mrd EUR auf die Wertminderung der NSN-Beteiligung, zudem wurde für das JV ein Quartalsverlust von 328 Mio EUR verbucht.

Siemens sah den Problemfall NSN damit aber noch nicht als erledigt an. Die NSN-Restrukturierung werde den Bereich Equity Investments noch zwei Jahre lang belasten, erklärte der Konzern Ende vergangenen Jahres.

Der jüngste Vorstoß der beiden Mütter, mit dem Zukauf der Motorola-Assets die Marktstellung von NSN zu stärken, sei ein kalkuliertes Risiko. Ziel sei es, so die informierten Personen, das NSN-Geschäft für einen möglichen Verkauf, eine Ausgliederung oder einen Börsengang attraktiver zu machen. Anfang der Woche hatte NSN den Kauf eines Großteils der Ausrüstungssparte für drahtlose Netzwerke des US-Handyherstellers Motorola mitgeteilt; 1,2 Mrd USD in bar legt NSN dabei auf den Tisch.

Sollte es zu einem Gang auf das Parkett kommen, würde dies möglicherweise aber nicht vor Anfang 2012 stattfinden, sagte ein Informant. Zunächst müsse das Motorola-Geschäft integriert werden. Außerdem sollte NSN einige gute Quartalsergebnisse abliefern, bevor es zu einem Börsengang kommt.

Analysten hatten sich zu dem Deal mit Motorola positiv geäußert. Durch den Kauf vergrößere NSN sein Geschäft, und je größer ein Unternehmen in dieser Branche sei, desto eher könne der Gewinn erhöht werden, sagte Pierre Ferragu von Sanford C. Bernstein. Zudem sei NSN nun ein stärkerer Kandidat für ein mögliches IPO, ergänzte Ferragu. Obwohl der Gang aufs Parkett eine Option sei, so R.W.-Baird-Analyst William Power, habe NSN nach wie vor aber mehr abzuliefern, bevor ihre Aktionäre ein IPO auch umsetzen könnten. In der Branche herrscht weiterhin ein sehr starker Wettbewerbsdruck und Nokia Siemens habe sich im Vergleich zu Huawei und anderen nicht so gut entwickelt, erklärte Power.

Nokia Siemens beschäftigt 60.000 Mitarbeiter und erzielte 2009 Umsätze von 12 Mrd EUR. Dabei fiel ein operativer Verlust von 1,6 Mrd EUR.

Webseite: www.wsj.com - Von Anupreeta Das und Gina Chon, The Wall Street Journal, +49 (0)69 29 72 51 10, unternehmen.de@dowjones.com (Matthias Karpstein in München sowie Vanessa Fuhrmans und Dana Cimilluca haben an der Meldung mitgewirkt.) DJG/DJN/kla/brb

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