Die Grenzen der Anpassung

Top-Manager: Achtung - Authentizitätsverlust!

04.11.2008
Wie weit hat sich eine Führungskraft den Vorstellungen des Unternehmens, für das er tätig ist, anzupassen? Und gibt es auch Grenzen? Von Karl Heinz Lorenz.

Weiterbildung, Training und Coaching sind ohne Zweifel wertvolle und notwendige Investitionen in die Zukunft eines Unternehmens. Sie schaffen Perspektiven, fördern die persönliche Entwicklung, entfalten Leistung und motivieren. Alles Punkte, die gerade bei Führungskräften unbedingt dazu gehören. Dafür erwarten die Investoren, die Auftraggeber spürbare Auswirkungen und sichtbare Renditen. Loyalität, eine starke Bindung ans Unternehmen, hohe Leistungsbereitschaft, überdurchschnittliches Engagement, allgegenwärtige Souveränität im Handeln - die Liste der Trainingsziele für Manager ist bedeutend. Doch was ist realistisch erwartbar, was im Interesse des Unternehmens schließlich vernünftig und angemessen? Wie weit hat sich ein Manager den Vorstellungen des Unternehmens, für das er tätig ist, dabei anzupassen und gibt es auch Grenzen?

Peter K. auf seinem Weg nach oben

Peter K. gehörte zum Kreis der Top-Nachwuchsmanager seines Unternehmens. Bereits in jungen Jahren als graduierter Ingenieur zum Leiter des Produktmanagements avanciert, wärmten ihn die Strahlen der wohlwollenden Aufmerksamkeit der Geschäftsführung. Er entsprach in seinem Erscheinungsbild der in Leitlinien visualisierten Unternehmenskultur und in seinem Handeln ganz der Wunschvorstellung seiner Vorgesetzten, seiner Mitarbeiter und sogar seiner Frau.

Anfang des Jahres besuchte er ein Seminar bei einem der, so kündigte der Veranstalter an, erfolgreichsten Top-Motivatoren der Trainerszene. "Alles ist möglich, wenn du nur wirklich willst!", erfuhr er dort, lockerte nach kurzer Zeit die sorgfältig gebundene Krawatte, krempelte die Ärmel hoch und rannte geradezu euphorisch mit den anderen Teilnehmern durch die weiten Flure des Top-Seminarhotels, um gleich bei anderen Gästen noch an Ort und Stelle die eigene motivatorische Kraft zu erfahren. "Alles ist möglich, wenn ich nur will. Wenn ich wirklich will." In der Gruppe verinnerlichte Peter K. diesen Satz ganz, ganz tief. Es tat so gut, an die eigenen, grenzenlosen Möglichkeiten zu glauben.

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