Top oder Flop - das ist nach zwei Jahren immer noch die Frage

14.03.2002
Application-Service-Providing (ASP) hat durchaus Erfolgschancen. Dennoch kommt das Geschäft immer noch nicht richtig in die Gänge. Die IDC-Konferenz brachte das ASP-Publikum auf den neuesten Stand der Dinge.

Gut zwei Jahre nachdem die ersten Application-Service-Provider in Deutschland auftauchten, scheint der Terminus immer noch nicht ausreichend erklärt zu sein. "Kunden können mit dem Begriff nichts anfangen", sagt Thomas Gebhard, Geschäftsbereichsleiter Application Hosting bei der TDS Informationstechnologie AG aus Heilbronn. Er ist der Ansicht, ASP funktioniere heute noch nicht, und dies würde sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

Einen Grund dafür liefert Gebhard gleich mit: "Da die Applikationen heute noch nicht Browser-basiert sind, ist ein Trittbrett notwendig, um in den Dienst einzusteigen. Damit kostet der Service aber mehr, als der Kunde beim Kauf der Software bezahlt."

xSP ist noch nicht ausgereift

Da das Geschäftsmodell des Application-Service-Providing nun nicht mehr brandneu ist, stellt sich somit die Frage, warum die Softwarehersteller ihre Produkte noch immer nicht in geeigneter Form und zu geeigneten Konditionen anbieten. Mancher Marktbeobachter spekuliert, die Hersteller hätten gar kein Interesse daran, da sie wesentlich mehr verdienen, wenn jeder ihre Software kauft, als wenn sie ein ASP an viele vermietet. Andere Branchenkenner wiederum glauben, die Hersteller bereiten sich heimlich, still und leise darauf vor, den Vermietungsdienst bald selbst anzubieten.

Trotz aller Schwierigkeiten sieht IDC-Analyst Euan Davis durchaus ein Potenzial für die ASPs. Die Frage lautet nun nicht mehr, ob, sondern wann sich der Markt entwickelt. Für den endgültigen Durchbruch fehlt offenbar noch die Kundenakzeptanz. Den wenigen "Early Adopters" muss jetzt der Massenmarkt folgen, um das Modell endgültig zum Laufen zu bringen.

Für Davis ist ASP ein Teilbereich des Hosting-Geschäfts, was wiederum in den riesigen Outsourcing-Bereich fällt. Die Dienste aller anderen Service-Provider, die unter dem Oberbegriff "xSP" zusammengefasst sind, hält Davis momentan noch für nicht ausgereift. Dennoch scheinen die heutigen ASPs der Startschuss für alle folgenden xSPs zu sein.

Davis Analysten-Kollege James Eibisch, der den Europäischen Web-Hosting-Markt betrachtet, sieht ASP-Dienste lediglich als winzigen Planeten im Outsourcing-All. Doch bevor das Modell richtig in die Gänge kommt, scheint den ASPs auch schon eine ernste Gefahr zu drohen.

Die großen IT-Outsourcer entdecken allmählich das Hosting-Geschäft. Auch wenn die Application Hoster nicht im direkten Wettbewerb zu den Application-Service-Providern stehen, so verfolgen sie doch alle das gleiche Ziel: dem Kunden die Applikationen aus der Hand zu nehmen und als Service wieder anzubieten.

Auch die Netzbetreiber wollen mitmischen

"Der Hosting-Markt geht nicht unter, verändert sich aber massiv", sagt Eibisch, "die EDSs und IBMs dieser Welt suchen nach neuen Möglichkeiten für mehr Marktanteile." Hinzu kommt, dass die Hosting-Anbieter von den Netzbetreibern abhängig sind. Diese wiederum versuchen ihrerseits in den Hosting-Markt zu drängen. Das geht nicht nur auf Kosten anderer Application Hoster, sondern auch zu Lasten der Application-Service-Provider.

Ein Unternehmen, das an die Zukunft des Service-Provider glaubt, ist BMC Software. Der Hersteller hat seine System-Management-Lösung "Guardian Angel" speziell für diesen Kundenkreis entwickelt. Es handelt sich hierbei nicht nur um ein verändertes Programm. BMC bildete ein eigenes Team, das die Software neu schrieb.

Guardian Angel fügt sich in das Portal des Service-Providers ein und überwacht die Systeme jedes einzelnen Kunden. Der Provider hat somit einen Nachweis über die Qualität des angebotenen Dienstes. Zudem stellt die Software Daten für die Abrechnung bereit.

www.idc.de

ComputerPartner-Meinung:

Egal als was Application-Service-Providing betrachtet wird, als Outsourcing, Hosting oder ganz was Neues: das Geschäftsmodell bleibt doch immer das gleiche und kommt beim Kunden offenbar nicht an. Noch nicht. Oder vielleicht sollte man besser sagen: immer noch nicht. Bereits vor einiger Zeit haben ASP-Anbieter erkannt, dass sie vom anfänglichen Hype zur weniger erfreulichen Realität gelangt sind. Wo sie momentan stehen wissen sie selbst nicht so genau - wahrscheinlich kurz vor der Übernahme durch einen klassischen Outsourcer. (ce)

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