Toshiba im Kampfanzug: Retailer sollen schwaches B2B-Geschäft auffangen

30.08.2001
Wichtigstes Ziel in der Neusser Zentrale der Toshiba Europe GmbH ist es, bis Ende des Jahres die Marktführung im Notebook-Bereich zurück zu erobern. Toshiba-Chef Fassbender hat dazu schon konkrete Pläne parat.

Im zweiten Quartal dieses Jahres musste Toshiba mit 323.000 verkauften Systemen die Top-Position auf dem deutschen Notebook-Markt abgeben. Mit 10,4 Prozent lag der Notebook-Riese laut Dataquest nur an zweiter Stelle hinter Gericom mit 12,4 Prozent. "Dataquest berichtet die Sell-Out-Zahlen der Hersteller. Die GfK gibt dagegen die Absatzzahlen des Handels bekannt: Und dort liegen wir mit 16,5 Prozent vor Gericom mit 10,5 Prozent", hält Michael Fassbender, Toshiba Vice President Computersysteme Deutschland/Österreich, dagegen. "Die B-Brands kommen und gehen", beurteilt Fassbender seine aggressiven Konkurrenten. Doch was für die japanische Unternehmensführung zählt, ist der Platz auf dem Siegerpodest. Und den will die Europazentrale bis Ende des Jahres wieder in der Tasche haben.

Neue Pläne

Um aber nicht wieder auf Billig-Aktionen "reagieren" zu müssen, "agiert" Toshiba jetzt zum Einstieg sofort mit einem Kampfangebot. Seit dem 27. August vertreibt Toshiba über Media-Markt ein neues Notebook zum Preis von 3.599 Mark. Um dieses Angebot realisieren zu können, musste der Qualitäts-Hersteller bei diesem Modell, wie sein Wettbewerber auch, auf eine Desktop-CPU zurückgreifen (siehe ComputerPartner 31/01, Seite 3). Im Zuge der Test-Aktion bei Media-Markt werden 5.000 Stück angeboten. "Wenn der Endkunde diesen Preispunkt fordert, halten wir mit, und gehen Sie mal davon aus, dass wir auch etwas daran verdienen", lässt Fassbender kämpferisch verlauten. Diese Aktion soll, laut seinen Aussagen, nicht von Toshiba subventioniert sein. Wenn der Abverkauf dieses Consumer-Produktes ein Erfolg wird, hat Toshiba vor, im vierten Quartal nochmals mit einem Lowcost-Angebot über die Retail-Schiene aufzuwarten. Auch Toshiba muss sich an den Folgeangeboten seiner Kontrahenten aus Österreich und Co. orientieren: "Die Wiedererlangung der Marktführerschaft hängt auch von den Aktionen des B-Brands ab", meint Fassbender dazu.

Neben dem Retail-Geschäft will Toshiba aber auch das Kerngeschäft, B2B, nicht vernachlässigen. Im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres hatten die A-Brands aufgrund der konjunkturellen Flaute erhebliche Nachfrage- und Absatzprobleme. Toshibas Fokus liegt weiter klar im Bereich Großkunden (Banken und Versicherungen), der über eigene Key-Account-Mitarbeiter betreut wird. Fassbender sieht diesem Absatz-Zweig für den Rest des Jahres mit Zuversicht entgegen: "Im vierten Quartal 2001 wird die Nachfrage leicht ansteigen: Die Versicherungen stellen wieder Leute ein."

Toshibas eigene Prognose, die jedoch unter jenen der Marktforscher liegt, lautet für den B2B-Bereich wie folgt: "Unsere Einschätzungen weichen von Dataquest ab. Wir erwarten im vierten Quartal des laufenden Jahres einen Anstieg von sieben Prozent und im ersten Quartal des nächsten Jahres rund zehn Prozent", prognostiziert Fassbender.

Auch die Small-Business-Kunden hat Toshiba im Auge. Um sich hier in Zukunft einen guten Platz sichern zu können, will Toshiba bis Ende des Jahres 500 IT-Fachhändler, die das SMB-Segment betreuen, indirekt zertifizieren. Diese Partner kaufen zwar über die Distribution ein, sollen aber direkt vom Hersteller Technik- und Vertriebsschulungen erhalten.

Zusätzliche Produktlinien

Obwohl sich der Notebook-Riese in Kampflaune gibt, will er sich nebenbei sicherheitshalber noch weitere Standbeine aufbauen. Mit den seit einem Jahr in Deutschland eingeführten Serverprodukten zeigt sich Fassbender sehr zufrieden: "Immerhin sind wir im zweiten Quartal dieses Jahres auf Platz acht im deutschen Server-Ranking." Noch im Oktober dieses Jahres wird ein neues Einstiegs-Modell platziert, das aufgrund seiner einfachen Bedienung neben dem klassischen Kanal auch über Retailer vertrieben werden soll.

Zusätzlich will Toshiba auf den PDA-Zug aufspringen. In Japan wurde im Juli der Taschencomputer "Genion" vorgestellt, der mit dem Betriebssystem Windows CE läuft (ComputerPartner-Online berichtete am 17.07.01). Wann diese Produkte nach Europa kommen, steht noch nicht fest. Es ist jedoch geplant, auf der Cebit 2002 erste Smartphone Samples vorzustellen.

www.toshiba-teg.com

ComputerPartner-Meinung:

Der Verlust der Marktführerschaft im zweiten Quartal dieses Jahres hat Toshiba aufgerüttelt. Die japanische Edelschmiede zeigt sich nun von der aggressiven Seite und will sich Platz eins wieder zurückholen. Retail- und Fachhandelskanäle sollen weiter ausgebaut werden. Das Konzept steht, jetzt bleibt abzuwarten, ob die Rechnung aufgeht. (bw)

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