Toshiba muß in den USA Federn lassen

03.06.1998

NEUSS: An der Spitze der Notebook-Anbieter wird das Gerangel um Marktanteile heftiger. Selbst Toshiba, lange unangefochtener Platzhirsch im Bereich der tragbaren PCs, muß um seine Position fürchten. In den USA beispielsweise gehört der Marktanteil von 30 Prozent (1996) bereits der Vergangenheit an: "Die Tendenz geht eher gen 20 Prozent", heißt es von Analysten. In Deutschland dagegen hält der Hersteller noch alle Trümpfe in der Hand. Die für USA angekündigten Produktionsänderungen haben den Neussern zufolge keine Auswirkung auf den deutschen Markt.

US-Marktforscher sehen schwarz: Sie vermuten, daß Toshibas Notebook-Computer-Bereich einen operativen Verlust in Höhe von 79 Millionen Dollar verbuchen muß, wenn das Geschäftsjahr 1997/98 Ende März bilanziert wird. Zum Vergleich: Noch im Vorjahr erwirtschaftete der damalige Glanzbereich der Toshiba-Gruppe einen Gewinn von 713 Millionen Mark, also rund 60 Prozent des Gesamtgewinns der Gruppe. Was ist passiert?

Konkurrenten wie IBM oder Compaq heizten den Notebook-Spezialisten gewaltig ein. Toshibas Marktanteil in den USA, der 1996 noch fest auf der 30-Prozent-Marke stand, rutschte verschiedenen US-Marktforschungsunternehmen zufolge um fast zehn Prozent nach unten - ein Resultat des bitterbösen Preiskampfes, den sich die führenden Anbieter im US-Markt liefern und bei dem Toshiba - zumindest vorerst - den kürzeren gezogen hat. Konsequenzen sind zu erwarten: Vor allem in der Produktionsweise, wie das Management des Herstellers beschloß. Das im Hause Toshiba initiierte "Build-to-Stock"-System (BTS) soll nun im amerikanischen Markt dafür sorgen, daß Toshibas Lagerhaltung auf ein Minimum beschränkt wird.

Außerdem, so heißt es aus den USA, wird auch Toshiba dazu übergehen, die Vielfalt seiner diversen Produktlinien einzuschränken. Ein IDC-Marktforscher geht davon aus, daß es in Zukunft insgesamt einheitlichere Notebook-Komponenten und mit Standardmodulen ausgestattete Tragbare geben wird, die den Support der Produkte erleichern.

Bei Toshiba Deutschland sieht es ganz anders aus: Zum einen ist der Marktanteil hier noch sicher. Zum anderen "herrschen hier ganz andere Gesetzte als im US-Markt", wie eine Unternehmenssprecherin erklärt. Deshalb kann hier von einer Einschränkung der Modellvielfalt keine Rede sein. Im Gegenteil: Zur CeBit wartet der Hersteller mit einer neuen Desktop-Familie auf und wirbt mit der Ankündigung, bei der Produktion der Systeme in Zukunft flexibler auf Anforderungen des Marktes reagieren zu können. (du)

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