Toshiba zweifelt Marktzahlen an

29.01.2004
Laut IDC befindet sich der deutsche PC-Markt wieder im Wachstum. Vor allem das starke Notebook-Geschäft sorgte übers Jahr für ein Gesamtplus von 9,6 Prozent. Allein Toshiba hält die Notebook-Meldungen für übertrieben. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goreßen

Die Wirtschaftsflaute hat ein Ende. Die deutschen Consumer und Unternehmen investieren wieder in IT. Doch nicht alle Produktgruppen waren Nutznießer des erstarkten Kaufinteresses. So musste der Desktop-Markt auch das Jahr 2003 mit einem leichten Minus abschließen. Dennoch kann auch hier von einer leichten Trendwende, zumindest aber einer Beruhigung ausgegangen werden. Denn in Q4 legte das IT-Sorgenkind um 3,2 Prozent zu.

Der Markttreiber ist und bleibt das Notebook. Im Q4 wurde ein Wachstum von 53,9 Prozent erreicht. Ebenfalls auf Erholungskurs ist der Markt für Intel-basierte Server. Übers Jahr stiegen die Stückzahlen um 22 Prozent, im Q4 wurde sogar ein Plus von 29,3 Prozent verbucht.

Aber so gut auch die Gesamttendenzen wirken, viele Hersteller wollen noch mehr erreichen, sehen neben ihren ausgewiesenen Stärken auch Verbesserungspotenzial. So ist Stephan Wippermann, Geschäftsführer der Personal Systems Group (PSG) bei HP, insgesamt schon zufrieden. Vor allem im Notebook-Bereich ist er sogar sehr stolz, dass sich die beiden Programme Top Konfig und Top Value zum absoluten Wettbewerbsfaktor gemausert haben. Im Desktop-Segment habe HP etwas länger unter der zweigleisigen Produktstrategie - HP- und Compaq-Linien - zu leiden gehabt. Erst im vierten Quartal hätte das Unternehmen mit der neuen Nach-Merger-Linie richtig loslegen und Volumen machen können. Aber diese Anstrengungen würden sich wohl erst im laufenden Jahr bemerkbar machen. Und dann kommt die Kampfansage an FSC: "Wir haben viel in neue Produkte, den Channel und die Supply-Chain investiert und aus den Erfolgen in Q3 und Q4 eine Motivation mitgenommen für das Jahr 2004. Wir werden weiter kämpfen, denn ein Platz in der Top 3 genügt uns nicht, wir wollen höher hinaus, den Marktführer herausfordern."

FSC ist sich der Konkurrenz, aber auch der eigenen stabilen Marktposition wohl bewusst. Uli Kemp, Deutschland-Geschäftsführer, ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden: "Besonders geholfen haben uns die massiven Investitionen in die Betreuung der kleinen und mittleren Unternehmen, wo wir zweistellige Zuwachsraten verzeichnen." Auch sei neben dem starken Weihnachtsgeschäft eine gestiegene Nachfrage nach maßgeschneiderten Lösungen zur Effizienzsteigerung wie Flexframe for My SAP zu spüren.

Im Notebook-Segment verweigert Acer den Kontrahenten FSC und HP die Krone. Oliver Ahrens, Deutschland-Chef, sieht Acers Strategie, ausschließlich mit dem IT-Fachhandel und qualifizierten Partnern aus dem Consumer-Electronic-Bereich zusammenzuarbeiten, bestätigt. Und als dringendste Aufgaben für 2004 nennt er den Ausbau der Position im Notebook-Markt und die Entwicklung des Desktop-Segments.

Thomas Kissel-Müller, Head of Strategic Business Development bei Toshiba, bezweifelt die vorläufigen IDC-Zahlen für Q4. Sie scheinen ihm zu euphorisch. Er sieht Toshiba übers Jahr hinter FSC-an zweiter Stelle. "Die Zahlen sind von uns in einigen Punkten nicht nachvollziehbar. Dies betrifft die gemeldeten Stückzahlen einiger Hersteller ebenso wie die angenommene Marktgröße. Berücksichtigt man die Abverkaufszahlen und Lagerbestände, so gehen wir von etwa 600.000 bis 650.000 Notebooks aus. Überspitzt formuliert: Wenn wir für Q1/04 eine Toshiba-Stückzahl von 200.000 melden würden, würde diese Zahl wahrscheinlich auch in den Ergebnissen auftauchen. So kann man eine Erfolgsstory auch tricksen."

Meinung der Redakteurin

Kampfansagen unter den Wettbewerbern hat es schon immer gegeben. Jetzt aber erholt sich der Markt wieder und vor allem die Nachfrage aus dem Business-Umfeld zieht wieder an. Und da kommen die Qualitäten des Fachhandels endlich wieder zum Tragen. Denn ohne ihn kann kein Hersteller seine Ziele erreichen.

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