IT-Geschichte

Tote Technik, die aber dennoch lebt



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Diese IT-Dinos sind schon lange obsolet - haben ihre Todesmitteilung aber noch nicht erhalten. Vielleicht, weil sie jemand mit der Schreibmaschine getippt und anschließend hinübergefaxt hat.

Haben Sie eine dringende Nachricht für jemanden? Ein Telegramm zu schicken, ist in dem Fall bestimmt nicht Ihre erste Option. Wenn Sie abtanzen möchten, sind der Kassetten-Rekorder oder der Plattenspieler ebenfalls sicherlich nicht die bevorzugte Abspielmöglichkeit für die Tanzmusik. Zwar hatten alle diese antiken Technologien zu ihrer Zeit ihre Berechtigung, wurden aber von günstigeren, schnelleren oder einfach besseren abgelöst - manche sind gar ganz verschwunden.

Andere hingegen, wie Faxgeräte, Festnetztelefone oder Sofortbildkameras, weigern sich hartnäckig, die Bildfläche zu verlassen - obwohl es ihre Nachfolger schon längst gibt. Wir stellen Ihnen zehn Technologien vor, die lange ausgestorben sein müssten, aber trotzdem weiterhin ein fröhliches Dasein fristen:

Der Fernschreiber

Besonders in ländlichen Gegenden sind Telegrafenmaste auch heute noch weit verbreitet - größtenteils für die Festnetztelefonie. (Quelle: Klaus Stricker, pixelio.de)
Besonders in ländlichen Gegenden sind Telegrafenmaste auch heute noch weit verbreitet - größtenteils für die Festnetztelefonie. (Quelle: Klaus Stricker, pixelio.de)
Foto: Klaus Stricker / pixelio.de

Die Zeit des Fernschreibers (Telegrafen) ist lange vorbei: Auf seinem technologischen Höhepunkt im Jahr 1929 gab es via Western Union über 200 Millionen telegrafische Übertragungen - im Jahr 2005 waren es derer noch 21.000, am 27. Januar 2006 ging dann das letzte klassische Western-Union-Fernschreiber über den Ticker. Daraufhin übernahm iTelegram das Telex-Netzwerk des heute auf Geldtransfers spezialisierten Konzerns und machte es über das Web zugänglich.

Für pauschal 25 Dollar plus 88 Cent pro Wort lässt sich so heute beispielsweise ein Express-Telegramm innerhalb eines Landes (auch innerhalb Deutschlands) verschicken, das dem Empfänger in der Regel innerhalb von 24 Stunden (in den USA zwölf Stunden) zugestellt wird. Ferienanlagen und Hotels werden meist noch am selben Tag beliefert, Empfänger in kleineren oder entlegenen Ländern warten dagegen auch schon einmal bis zu drei Werktagen.

Die Schreibmaschine

Schreibmaschinen werden hauptsächlich noch von Sammlern und Liebhabern genutzt. (Quelle: Fotolia / Gemenacom)
Schreibmaschinen werden hauptsächlich noch von Sammlern und Liebhabern genutzt. (Quelle: Fotolia / Gemenacom)
Foto: Fotolia.com/CW

In Zeiten von Tablet-PCs und Smartphones erscheinen Schreibmaschinen schon ziemlich antiquiert. Trotzdem werden sie noch gekauft und benutzt. So erstand allein die New Yorker Polizei im vergangenen Jahr Schreibmaschinen im Wert von fast einer Million Dollar, um auch weiterhin Kohlepapier mit mehreren Durchschlägen für die Beweissicherung einsetzen zu können. In erster Linie wird der Markt aber von Sammlern und Liebhabern beherrscht: Erst Ende 2009 wurde die Olivetti Lettera 32 des amerikanischen Roman-Autors Cormac McCarthy für schlappe 255.000 Dollar versteigert. McCarthy spendete die Summe und kaufte sich für 20 Dollar eine neue Schreibmaschine - natürlich eine mechanische.

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