Transtec-Vorstand fühlt sich von 3Com hängen gelassen - zu Recht?

08.08.2002
Branchenbeobachter schätzen, dass mehrere 1.000 gefälschte 3Com-Netzwerkkarten auf dem deutschen Markt gelandet sind. Viele sind bereits verbaut. Den Tübinger Hersteller Transtec kosten diese Fälschungen viel Zeit, Arbeit, Geld und Nerven.

Auf zwei Firmen ist Dieter Weißhaar, Vorstandsvorsitzender der Transtec AG in Tübingen, derzeit gar nicht gut zu sprechen. Die eine ist die 3Com GmbH in Aschheim und die andere die Tarox AG in Lünen bei Dortmund. Der Vorwurf: Beide Unternehmen zeigten wenig Bereitschaft, Transtec bei der Lösung des Problems mit gefälschten 3Com-Karten zu helfen.

Die Geschichte: Am 28. November 2001 erhielt Transtec eine Lieferung von 500 3Com-Netzwerkkarten. Der Lieferant war Tarox. Nachdem einige Monate später die inzwischen bei Rechnerkunden im Einsatz befindlichen Karten vermehrt ausfielen, wurde Transtec misstrauisch. Eine Prüfung der defekten Karten bei 3Com ergab, dass es sich dabei um professionelle Fälschungen handelt. Daraufhin stellte Transtec fest, dass es sich bei allen entdeckten gefälschten 3Com-Karten aus derselben Tarox-Charge vom 28. November handelte.

Transtec-Chef Weißhaar schrieb unverzüglich an den Tarox-Vorstand, dass er davon ausgehe, dass die gesamte Lieferung aus Fälschungen bestehe und forderte einen Vorschlag, wie man den Schaden wieder gutmachen könne. Doch Tarox stellte sich stur. Erst wollte der Distributor aus Lünen einen Beleg dafür sehen, dass es sich tatsächlich um Karten aus seiner Lieferung handele. Bis dahin sehe man keinen Handlungsbedarf. An dieser Position hält Tarox bis heute fest, wie Vorstandsmitglied Bernd Tillmann gegenüber ComputerPartner erklärt. Tatsächlich hat Transtec diesen Beleg auch noch nicht erbracht, da die Tübinger auf eine Unterstützung von 3Com hofften.

Doch Ende letzter Woche war klar, dass vom Hersteller keine weitere Unterstützung kommen werde. Zwar hat 3Com ein rundes Dutzend Karten für Transtec ausgetauscht, die Amerikaner weigerten sich aber, alle 500 Karten gegen echte 3Com-Produkte auszutauschen. "Die Vorwürfe von Herrn Weißhaar an uns sind mir unverständlich. Wir haben Transtec in den vergangenen Monaten dieselbe Unterstützung gewährt wie jedem anderen Partner auch, und sogar noch etwas mehr. Man kann uns in keinster Weise etwas vorwerfen. Auch stellt sich die grundsätzliche Frage, warum man ein Produkt austauschen sollte, das bei jemand anderem gekauft worden ist", sagt 3Com-Justitiar Georg Fisch gegenüber ComputerPartner. Mit anderen Worten: Transtec soll sich an Tarox wenden.

Das wird Transtec-Chef Weißhaar jetzt auch tun: "Das Wichtigste war und ist, dass wir unseren Kunden helfen. Wir tauschen momentan sämtliche Karten aus dieser Charge aus. Ein Riesenaufwand, auch finanziell. Zu den 20.000 Euro für die Karten kommen noch einmal rund 100.000 für den gesamten Prozess. Wir sammeln derzeit die ausgetauschten Karten, schicken sie dann an Tarox zurück und verlangen einen Schadensersatz. Falls erforderlich, gehen wir vor Gericht."

www.transtec.de

www.3com.de; www.tarox.de

ComputerPartner-Meinung:

Die wesentliche Frage lautet: Wie kann 3Com das Problem der gefälschten Karten aus der Welt schaffen? Die Amerikaner nehmen dieses Problem sehr ernst und versuchen, den Fälscherwerkstätten das Handwerk zu legen. Da-rüber hinaus empfehlen sie ihren Handelspartnern, nur bei offiziellen und autorisierten 3Com-Distributoren einzukaufen. Das ist in diesem konkreten Fall Transtec/Tarox nicht geschehen. Nun ist der Ärger groß. Offizielle 3Com-Distributoren sind in Deutschland übrigens Actebis, Algol, Compu-Shack, Ingram Macrotron. Peacock, Tech Data und Westcon. (sic)

Zur Startseite