Apple im Jahr 2018

Trend 2018: Vier neue iPhones

Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.
Der Apfel ist rund und nach dem iPhone ist vor dem iPhone: Was für die nächsten Generationen ansteht. Ein Überblick.

Die Windows-Welt wundert sich über die Leidenschaft, mit der Apple-Anwender endlos über kommende iPhone-Generationen spekulieren, jedes Gerücht sorgfältig zerkauen und mittels virtueller und echter Prototypen szenisch darstellen. Abgesehen vom reinen Unterhaltungswert hat dies aber schließlich auch einen geradezu kaufmännischen Hintergrund: Manch Apple-Anwender plant seine teuren Anschaffungen lange im Voraus. Auch Angestellte, die sich iPhone und iPad von ihrer Firma bezahlen lassen, können sich ja meist nicht jährlich ein neues Gerät aussuchen.

Soll man beispielsweise das aktuelle iPhone X überspringen und beim iPhone SE lieber auf den Nachfolger warten? Vor allem beim iPhone X könnte dies nämlich sinnvoll sein: Hier erwarten wir nämlich im Laufe von 2018 gleich vier neue iPhone-Modelle.

iPhone X

Bei der Vorstellung der nächsten Generation der iPhone X wird wohl das Keynote-Publikum höflich applaudieren, aber wenig überrascht sein: Dass es auch eine größere Version des iPhone X geben wird, ist eine Selbstverständlichkeit. Dazu muss man nur einmal das kompakte iPhone X in der Hand gehalten haben. Voraussichtlich bekommt der „große Bruder“ (oder „große Schwester") dann ein 6,5-Zoll OLED-Display – etwa in der Größe des Galaxy Note 8 oder Pixel 2 XL. Dieses Modell ist dann auch ein echter Nachfolger des iPhone 8 Plus. Spannender finden wir fast die Frage, zu welchem Preis es Apple anbietet? Wir hoffen, es wird für 999 Euro zu haben sein – ein aktualisiertes iPhone X dagegen für 899 Dollar. Aber das wird Apple wohl selbst erst Ende nächsten Jahres entscheiden, ebenso den Liefertermin. Im Unterschied zu früheren Jahren ist nämlich noch nicht gesichert, dass auch die nächste Generation des iPhone X planmäßig in die Apple Stores kommt. Bisher handelte es sich ja immer um den September, darauf würden wir uns aber diesmal nicht verlasen.

2018 ist ja der komplette Aufbau einer bedarfsdeckenden OLED-Produktion erforderlich, hat doch Apple keineswegs vor, sich weiterhin auf den teuren Zulieferer Samsung zu stützen – der angeblich an den Panels für das iPhone X mehr verdient, als an seinen eigenen Smartphones …

Leider hat anscheinend der als Ablösung gedachte Hersteller LG bei der Produktion von OLED-Panels weiterhin Probleme bei der Qualität und Kapazität.

iPhone 9 Plus

Es soll aber laut Gerüchten wie etwa von Ming-Chi Kuo noch ein drittes neues Modell geben, ein günstiges iPhone mit 6,2-Zoll-Display und Face ID. Allerdings ohne OLED-Display, sondern mit herkömmlichem LCD-Display mit niedrigerer Auflösung. Auch mit einem LCD ist im Prinzip nämlich ein Smartphone ohne Ränder möglich, wenn auch keine „Notch“ notwendig ist. Die Größe sollte Sonys Xperia XA1 entsprechen, einem der aktuellen Smartphones mit 6-Zoll-Display. Für eher großzügig geschätzte 650 bis 900 Dollar werde es auf den Markt kommen, es wäre dabei weniger als Ersatz denn als Ergänzung zum iPhone konzipiert. Apple will schließlich auch in preissensibleren Märkten Erfolg haben, vor allem Indien und China sind als neue Absatzmärkte bekanntlich unerlässlich. Einen Nachfolger des kleineren iPhone 8 mit LCD wird es vielleicht nicht geben, diese Rolle erfüllt schließlich jetzt das iPhone X bzw. die erste Generation des iPhone X. Das iPhone mit LCD soll übrigens von Pegatron oder Wistron hergestellt werden, eine komplett andere Lieferkette als beim iPhone X also.

Zu erwarten ist wohl eher eine Art iPhone 7 Plus mit Notch bzw. Face ID. Das ermöglicht einen größeren Bildschirm – der Abstand zum iPhone X und iPhone X Plus bleibt aber so gewahrt. Zu attraktiv will Apple das vor allem für den asiatischen Markt wichtige Plus-Modell ja auch nicht machen.

iPhone SE 2

Noch immer ist das iPhone SE ein Erfolg, das eigentlich ja auf dem Gehäuse des iPhone 5 basiert. Schon im ersten Quartal 2018 soll eine neue Version erscheinen, voraussichtlich im März.

Angesichts gesättigter Märkte für teure iPhones muss Apple aber nicht nur nach oben, sondern auch nach unten wachsen. Es ist ja für Apple nicht nur wichtig, viele Smartphones zu verkaufen, sondern auch einen hohen Durchschnittspreis pro iPhone zu erreichen. Nach oben sichert dies das iPhone X ab, nach unten soll das iPhone SE den Markt erobern – offenbar ist das neue iPhone SE ja vor allem für den indischen Markt gedacht und wird erstmals auch in Indien hergestellt. Probleme mit der Regierung über Förderungen und Einfuhrzölle sind allerdings immer noch nicht behoben.

Manche hoffen schon auf eine Art iPhone 7 für 300 Euro, das wird aber nicht passieren: Der mit dem iPhone 6 eingeführte Display ist einfach zu teuer, stattdessen wird Apple einfach statt dem bisher verbauten A9-Chip den schnelleren A10-Chip einsetzen – der Kunde soll ja weiterhin einen Grund haben, zum teureren iPhone 7 oder iPhone 8 zu greifen. Aktuell findet ja noch der aus dem iPhone 6S stammende A9 Verwendung, mit dem A10 käme das iPhone SE immerhin auf den Leistungsstandard des iPhone 7!

iPhone-Hardware

Was im Hintergrund passiert: Immer stärker investiert Apple in die Entwicklung eigener iPhone-Komponenten: Um Kosten zu senken und Qualität und Versorgung zu kontrollieren. Die iPhone-CPU stammt schon länger von Apple, die GPU wird bald aus Cupertino kommen. Davon verspricht sich Apple wohl auch Vorteile im Konkurrenzkampf. Die Bluetooth-Chips W1 und W2 sorgen ja dank Apple-Design schon für besonders problemlose Kommunikation mit Apple-Geräten bei niedrigem Stromverbrauch.

Das war aber anscheinend erst der Anfang bei der Komponenten-Entwicklung: So hat die Ankündigung, Apple würde eigene Chips für das Powermanagement des iPhones entwickeln, die Aktien des bisherigen Lieferanten Digital Semiconductor in den Keller geschickt. Langfristig würde es nicht überraschen, wenn Apple auch in die Entwicklung eigener Modems einsteigt – Patent-Streitigkeiten mit Qualcomm hin oder her. (dpa/ad)

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