Trend Micro: "Wir haben beschlossen, den Channel zu bereinigen"

20.11.2003
Mit neuen Produkten und einem gestrafften Distributionsbereich geht Trend Micro ins kommende Jahr. Das Unternehmen sieht sich für den deutschen Markt jetzt gut gerüstet. Von ComputerPartner-Redakteur Andreas Th. Fischer

"Der deutsche Markt hat eine ganz klare strategische Bedeutung für uns", erklärt Helmut Haslbeck, Managing Director und Prokurist der deutschen Niederlassung des japanisch-taiwanesischen Spezialisten für Antivirensoftware Trend Micro. "Wir sind in EMEA die größte Landesgesellschaft und nach Japan und den USA die drittgrößte weltweit", so Haslbeck weiter. Ende Oktober 2003 veröffentlichte das Unternehmen die Zahlen für das dritte Quartal dieses Jahres. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Trend Micro den weltweiten Umsatz um 16 Prozent auf 112,6 Millionen Dollar steigern, im Vergleich zum zweiten Quartal um neun Prozent. Der Nettogewinn belief sich auf rund 21,2 Millionen Dollar. 2001 und 2002 glänzte das Unternehmen noch mit Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent. 79 Prozent seiner Einnahmen erzielte der Hersteller mit Produkten für Unternehmen, die restlichen 21 Prozent mit Endkunden-Software.

Während Trend Micro die Enterprise-Lösungen ausschließlich indirekt und zweistufig über VADs und den Fachhandel vertreibt, sind die Consumer-Produkte wie beispielsweise das erst vor kurzem erneuerte "PC-Cillin Internet Security" auch über einen eigenen Online-Shop direkt beim Hersteller erhältlich. Bei den Discountern stehen hier zu Lande keine Trend-Micro-Boxen. "In Asien/Pazifik sind wir im Retail-Bereich sehr erfolgreich, in Europa werden wir aber nicht in diesen Markt gehen", erläutert Haslbeck.

Tabula rasa bei den Distis

Um in Deutschland für die Zukunft gerüstet zu sein, hat der deutsche Statthalter von Trend Micro die Distributionsstruktur gestrafft. Nach der Bristol Group Anfang des Jahres beziehungsweise Ende 2002 hat er sich am 30. Oktober von Icon Systems (künftig Noxs) und Infinigate getrennt. Verblieben sind noch Verträge mit Computerlinks, Entrada und Tech Data Midrange.

Haslbeck begründet die Entscheidung mit einer "nicht mehr gesunden" Situation: "Konkurrenz sollte gegen den Wettbewerb und nicht intern ausgerichtet sein. Deshalb haben wir uns entschlossen, den Channel zu bereinigen."

Icon steht zurzeit noch ohne Antivirenhersteller im Portfolio da, Infinigate dagegen hat bereits einen Vertrag mit Sophos unter Dach und Fach. Während Infinigate also seine bisherigen Trend-Micro-Partner nun von Sophos zu überzeugen sucht, ist der Hersteller seinerseits darum bestrebt, die Händler als Kunden zu behalten.

Nach ComputerPartner-Informationen wurde die Entscheidung, den Channel zu bereinigen, in Japan vom Firmengründer Steve Chang persönlich getroffen. Chang sei zu Ohren gekommen, dass bei einigen Projekten versucht worden war, den Pitch nicht über Services, sondern über den Preis zu gewinnen. Andere behaupten dagegen, Trend Micro habe sich gezielt von den Distributoren getrennt, die keinen zweiten Antivirenspezialisten im Programm haben.

Meinung des Redakteurs

Trend Micro hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der führenden Hersteller von Sicherheitssoftware für Unternehmen entwickelt. Die noch 2001 und 2002 überaus beeindruckenden Wachstumsraten von 32 Prozent sind jedoch auch bei dem Vorzeigeunternehmen unter Druck geraten. Die Bereinigung des Distributionskanals soll nun den Preiskampf einschränken. Allerdings kann der Hersteller nicht verhindern, dass ehemalige Partner sich über Auslandsniederlassungen beliefern lassen.

Sicherheit für das Mail-Gateway

Ein Komplettpaket zum Schutz von SMTP-Gateways (Simple Mail Transfer Protocol) vor Viren und Spam hat Trend Micro Anfang des Monats mit der "Interscan Messaging Security Suite 5.5" (MSS) vorgestellt. Die Software scannt ein- und ausgehende Mails auf elektronische Schädlinge und versucht, mittels heuristischer Methoden Werbemüll auszufiltern. Für erkannte Malware lassen sich Regeln definieren, zum Beispiel, ob die Mail gelöscht, bereinigt oder erst mal in Quarantäne gelegt werden soll. Der Administrator hat darüber hinaus die Möglichkeit, große Attachments zu blocken, um etwa einen "Denial of Service"-Angriff (DoS) auf den Mail-Server zu verhindern. Microsoft-Dateien prüft die Software mit einer speziellen "Macro Trap". Für den Fall, dass eine mit einem Virus verseuchte E-Mail massenhaft auftritt, lassen sich eigene Regeln definieren. Zum Beispiel kann es sinnvoll sein, diese in der Regel identischen Nachrichten schon auf dem Gateway zu löschen, um die Leistungsfähigkeit des Mail-Servers zu erhalten.

Zur Startseite