Tria IT-Solutions: "Wir sind kein klassischer Nischenanbieter"

26.07.2001
IT-Werte des Neuen Marktes stehen bei den Anlegern nicht gerade hoch im Kurs. Das bekommt auch die Tria IT-Solutions zu spüren. Und das, obwohl die Bereiche Training und Dienstleistung zukunftssicher sind und Tria zu schwarzen Zahlen verhelfen.

Die Sonne schien vor drei Wochen zwar auch in München, doch den Aktionären der Tria Software AG, die dorthin zur Hauptversammlung geeilt waren, dürfte es angesichts des Aktienkurses leichte Kälteschauer über den Rücken gejagt haben. Vom Jahreshoch und vom Emissionspreis weit entfernt, dümpelt der Kurs der Tria Software AG bei knapp über zwei Euro vor sich hin. Kein Zweifel: Die Notierung des Münchener IT-Consulting- und -Trainingsunternehmen konnte sich der Krise des Neuen Marktes nicht entziehen.

Dabei können sich sowohl das Konzernergebnis als auch der Umsatz sehen lassen: Im Geschäftsjahr 2000 hat die Tria Software AG 58,1 (1999: 34,0) Millionen Mark Umsatz erwirtschaftet und war mit einem Konzernergebnis vor Steuern und Abschreibungen von 5,8 (1999: 4,3) Millionen Mark im Gegensatz zu manch anderen Werten am Neuen Markt profitabel. Der Jahresüberschuss betrug 1,5 Millionen Mark, im Vorjahr musste man noch einen Verlust von 1,4 Millionen Mark ausweisen. Für die beiden Vorstände Richard Hofbauer und Bernhard Schmid steht deshalb fest: "Wir sind eine untypische Neuer-Markt-Firma."

Zwei Standbeine

Auf zwei Säulen steht die Tria Software AG, die gerade das Wort Software aus dem Namen gestrichen hat: IT-Training und IT-Consulting sind jeweils in einer eigenen GmbH an die Holding angeschlossen. Zusätzlich gibt es noch einen dritten Bereich, der für Beteiligungen zuständig ist: die I-Products AG. Bisher hielt Tria an ihr die Mehrheit. Seit kurzer Zeit ist sie nur noch eine Minderheitsgesellschaft.

Der neue Name des Unternehmens lautet Tria IT-Solutions AG. "Viele sahen uns als klassischen Softwareanbieter und nicht als Unternehmen, das Individuallösungen verkauft", erklärt Schmid den Namenswechsel. Vermutlich hat auch die Ähnlichkeit des Namens mit der Software AG eine Rolle bei der Umbenennung gespielt.

Bereits im Dezember vergangenen Jahres hat das Management beschlossen, sich auf das Kerngeschäft Training und Beratung zu konzentrieren, so die Vorstände Hofbauer und Schmid. Das habe man in diesem Jahr Schritt für Schritt umgesetzt.

Zum Jahreswechsel wurden fünf Trainingszentren gekauft. Nun ist die Tria IT-Training GmbH mit acht Standorten bundesweit im Spiel. "Der Trainingsmarkt ist im Konsolidierungsprozess", stellt Schmid fest. Er glaubt, dass Tria durch die flächendeckende Präsenz gute Karten habe. Mit Stolz weist er darauf hin, dass das Unternehmen die Zahl der Trainingsrahmenverträge in den ersten Monaten des Jahres von 35 auf 66 gesteigert hat. Zwar hätten auch die neu übernommenen Trainingscenter zur Steigerung beigetragen, das größte Wachstum sei jedoch organisch verlaufen. Laut eigenen Angaben kann Tria IT-Training 130 Prozent Wachstum vorweisen. Vorstand Schmid ist überzeugt, dass Tria damit das mit Abstand wachstumsstärkste Trainingsunternehmen in Deutschland ist.

Das Patentrezept für den Erfolg des Unternehmens sieht Vorstand Hofbauer im "guten Basisgeschäft mit lang laufenden Projektaufträgen". Die Cross-Selling-Effekte zwischen Training und Beratung tragen seiner Meinung nach ebenfalls stark zum Erfolg des IT-Unternehmens bei.

"Da kommt ein Projektleiter einer großen Bank mit internationalen Niederlassungen, um sich bei uns trainieren zu lassen. Ein halbes Jahr später flattert dann der Consulting-Auftrag ins Haus", beschreibt Hofbauer, wie Training und Beratung bei Tria voneinander profitieren.

Mehr als nur Handbuchwissen

Trainer mit viel Praxiswissen sollen die Kundschaft ausbilden. "Es gibt immer weniger trainierende Systemintegratoren oder Softwarehäuser", glaubt Schmid. Den anderen fehle der Praxisbezug, sie unterrichten eben nur nach dem Handbuch. Der Austausch mit Projektmitarbeitern vermittelt den Trainingsleuten bei Tria das Praxiswissen.

Im Beratungsgeschäft sieht sich Tria als die Firma für alle Fälle: "Wir sind kein klassischer Nischenanbieter, der sich auf ein Segment spezialisiert. Uns nimmt man dann, wenn man übergreifende, anspruchsvolle Aufgaben hat", erklärt Hofbauer. Die Zielgruppe, Großunternehmen aus den Bereichen Versicherung, Banken, Telekommunikation und Medien, sei groß genug, um noch viel Wachstumspotenzial zu bieten.

Noch viel Platz zum Wachsen

Derzeit hat Tria acht Consulting-Standorte in Deutschland. Zwar steige die Zahl internationaler Projekte, aber eigentlich sei es nicht nötig, in europäischen Nachbarländern Niederlassungen aufzubauen. "In Deutschland kann man im Trainings- und Consulting-Bereich immer noch sehr schön wachsen", glaubt Hofbauer. Das laufende Geschäftsjahr will Tria mit einem Umsatzwachstum von 30 Prozent auf der Basis der Zahlen vom vergangenen Jahr abschließen.

ComputerPartner-Meinung:

Consulting und Training sind beides margenstarke Geschäftsbereiche. Wenn Tria IT Solutions seinen Fokus auf diese Segmente beibehält, kann eigentlich nichts schiefgehen - niedriger Aktienkurs hin oder her. (is)

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