Trius löst sich selbst auf - Aktionäre stimmen zu

13.12.2001
Einst als Tobit-Herausforderer angetreten, steht nun der Anbieter von Telefonsoftware Trius vor einem Scherbenhaufen. Massives Missmanagement, fehlerhafte Produkte und ein unterentwickeltes Marketing haben dazu geführt, dass das Unternehmen nun abgewickelt wird.

Wieder mal keinen guten Riecher bewies Winfried Hoffmann, als er sich vor gut einem Jahr in den Aufsichtsrat der Trius AG wählen ließ. Diesen Anbieter von CTI-Systemen (Computer-Telefonie-Integration) gibt es nämlich nicht mehr. Auf der allerletzten Hauptversammlung Ende November beschlossen die Aktionäre, das Unternehmen zu liquidieren und das verbleibende Vermögen unter sich selbst aufzuteilen. Trius auflösen wird Florian Homm, Ex-Vorstand der VRM AG, der nun als Aufsichtsratsvorsitzender des CTI-Anbieters fungiert und Jörg Detlef von Bodien ablöst. Die Hauptversammlung erzwungen hat Wolfgang Homberg, bis Ende Juli Chef der Firma. Er hat gehofft, wieder das Ruder übernehmen zu können, doch der andere Trius-Gründer, Ottmar Lotz, hat sich klar dagegen ausgesprochen. Hombergs Nachfolger als Vorstandsvorsitzender, Christian Pusch, wollte das Unternehmen noch retten und es in der Ploenzke-Holding aufgehen las-sen. Bei Kleinaktionären stieß dieses Konzept auf helle Begeisterung, doch für eine Mehrheit reichten deren Stimmen nicht aus. 77 Prozent der Shareholder entschieden sich für die Liquidation. Pusch zog daraus die Konsequenzen und trat von seinem Amt zurück.

Alleiniger Abwickler bleibt nun der Ex-Trius-Vorstand Erik Wolff. Er wollte sich weder zum Zeitrahmen der Abwicklung noch zu einer ersten Abschätzung des verbliebenen Firmenvermögens hinreißen lassen: "Herr Pierer wird Ihnen auch nicht Zahlen zum operativen Geschäft in den unterschiedlichen Unternehmensbereichen nennen." So viel steht jedenfalls schon heute fest: Etwa zehn der verbliebenen 40 Trius-Mitarbeiter haben das Unternehmen bereits freiwillig verlassen. Der Rest hilft Wolff bei der Abwicklung: Lieferanten, Kunden und Partner anschreiben, Verträge lösen, Abonnements kündigen, Rechnungen bezahlen und weitere eingegangene Verpflichtungen erfüllen.

Gewinner und Verlierer

Richtig Kasse machen können nach der Liquidation nur die Trius-Gründer - Ex-Chef Romberg besitzt noch 860.000 Trius-Aktien. Aber auch der "Liquidator" Homm kann sich nun die Hände reiben. Er erwarb Trius-Papiere zu einem Kurs von drei Euro das Stück, und nach der Abwicklung verspricht er den Aktionären einen Gegenwert von 7,50 Euro pro Anteil. Anleger, die beim Börsengang zum Emissionskurs von 36,50 Euro zugeschlagen haben, schauen dumm drein.

Die Reaktionen der Trius-Fachhändler halten sich hingegen in Grenzen. "Nach dem 19. November (Tag der Hauptversammlung, Anm. der Redaktion) haben wir sofort den Vertrieb von Trius-Produkten gestoppt", so Herbert Naumann, Leiter Technik bei der Telefonbau GmbH Fiebig + Team. Danach hat der Frankfurter Wiederverkäufer eruiert, bei wie vielen Kunden noch Verpflichtungen hinsichtlich Gewährleistung und Support bestehen. Das dies nur drei Kunden betrifft, hält sich der Schaden für Naumann in Grenzen.Weniger Verständnis zeigt der Techniker für die unausgereiften Produkte des CTI-Anbieters: "Am Anfang der Pilotprojekte lief noch alles gut, aber sobald unsere Kunden höhere Anforderungen stellten, haperte es." Danach bedurfte es einiger Anpassungen und Erweiterungen, wobei die Telefonbau GmbH auch von Trius unterstützt wurde: "Dort war man sehr bemüht." Zurzeit arbeiten jedenfalls die Anlagen bei Kunden relativ stabil.

Bereits im September hat das Systemhaus Holzmüller die Finger von Trius# "Teliman" gelassen: "Tobits David ist genauso leistungsfähig, außerdem muss ich dann beim Kunden nicht zusätzlich noch Exchange installieren", so Firmeninhaber Robert Holzmüller, der damit ganz klar die Partei für den Ahauser Softwarehersteller ergreift. Für ihn fällt dort einfach das Preis-Leistungs-Verhältnis weit besser aus als bei den Trius-Systemen.

ComputerPartner-Meinung:

Ein Grund für die momentane hoffnungslose Lage bei Trius ist auf jeden Fall im mangelnden Kostenbewusstsein des CTI-Anbieters zu suchen. So hat Trius beispielsweise auf der diesjährigen Cebit unter den Fachhandelspartnern einen Smart verlost. Der Gewinner durfte sich zwar über ein schickes kleines Auto mit Navigationssystem und Freisprecheinrichtung freuen, das hierfür notwendige Geld wäre aber für die Qualitätssicherung der Produkte sicherlich besser angelegt gewesen. Zuletzt häufte sich der Verlust auf 400.000 Euro pro Monat. So arbeitete etwa eine Freundin des Firmenchefs als "Beraterin" im Unternehmen mit. Ihre Tagesgage: 1.100 Euro, ihr früherer Beruf: Stewardess. Aber Letzteres gereichte noch nie zum Nachteil: Die Fernsehbranche beweist uns dies jeden Sonntagabend aufs Neue. (rw)

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