Trotz allem ist die Stimmung in der deutschen Software-Industrie gut

15.02.2001
Zuversichtlich, wenn auch nicht so zuversichtlich wie vor einem Jahr, beurteilen die Software-Hersteller in Deutschland die Geschäftsaussichten für das Jahr 2001. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage unter den Teilnehmern der 14. Berliner Software-Unternehmer-Gespräche am 8. und 9. Februar in der Bundeshauptstadt.

Fast zwei Drittel (Vorjahr: 76 Prozent) der Software-Unternehmen, die an der Blitzumfrage teilgenommen hatten, erwarten, dass die Umsätze in diesem Jahr um mehr als zehn Prozent ansteigen werden. Das ist zwar positiv, aber im Vergleich zur Vorjahresbefragung ein deutlicher Rückgang. Damals waren es mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer, die mit einem Umsatzwachstum um mehr als zehn Prozent rechneten. Dafür ist die Zahl der Skeptiker gestiegen: 14 Prozent erwarten in diesem Jahr einen Zuwachs von nur noch bis zu fünf Prozent - im Vorjahr waren es drei Prozent.

Der "überschäumende Optimismus" (Diebold-Geschäftsführer Gerhard Adler) des vergangenen Jahres ist also einem verhalteneren Optimismus gewichen. Zweifelsfrei eine Folge der spürbaren Investitionszurückhaltung der Industrie in den vergangenen Wochen und Monaten.

Das vergangene Jahr hat nicht alle Blütenträume der Software-Hersteller erfüllt. Der Optimismus war etwas zu groß: Während Anfang 2000 drei Viertel der Umfrageteilnehmer eine Umsatzsteigerung um mehr als zehn Prozent für die kommenden zwölf Monate erwartet hatten, haben nur 58 Prozent dieses Ziel auch tatsächlich erreicht. Elf Prozent der Befragten hatten im Jahr 2000 sogar einen Umsatzrückgang zu verzeichnen, und sogar 19 Prozent mussten das Jahr mit Verlust abschließen.

Was wird die Aktivitäten der Software-Unternehmen in diesem Jahr bestimmen? Auch darüber gibt die Blitzumfrage Aufschluss. Wesentliche Themen sind Internet/Intranet und Telekommunikation (57 Prozent der Nennungen), Supply- Chain-Management (38 Prozent), Customer-Relationship-Management (32 Prozent) und Dienstleis-tungen im Umfeld von Standard-software anderer Hersteller. Groß geschrieben werden zudem der Aufbau von Kooperationen (51 Prozent), Effizienzsteigerung der eigenen Organisation, sowie das Aufgreifen neuer Technologien wie zum Beispiel Java (43 Prozent). Lediglich 38 Prozent der Teilnehmer gaben an, im Vertriebsbereich mehr Druck entwickeln zu wollen, im Vorjahr lag diese Zahl noch bei 52 Prozent.

Das Beratungsunternehmen Diebold Deutschland GmbH, unter deren organisatorischer Leitung die Berliner Software-Unternehmer-Gespräche stattfanden, geht für das Jahr 2001 von einem Umsatzzuwachs im Software- und Service-Markt um neun Prozent auf 63,4 Milliarden Mark aus. Am stärksten soll die Steigerung bei Software-Produkten mit einem Plus um 11,3 Prozent auf 28,4 Milliarden Mark ausfallen. Der Umsatz mit Software-Projekten entwickelt sich nach der Prognose ebenfalls recht gut; er steigt um 11,1 Prozent auf 18,9 Milliarden Mark. Unterdurchschnittlich entwickeln sich dagegen die IT-Services: Hier erwartet Diebold ein Umsatzplus um lediglich 5,9 Prozent auf 16,2 Milliarden Mark.

Einer der wesentlichen Gründe für den schwachen Zuwachs im Service-Geschäft ist der beinharte Preiskampf, der in diesem Segment inzwischen tobt. So beklagt Diebold-Chefberater Fritz Jagoda vor allem den Margenverfall bei Desktop-Services. "Es ist schwierig, dieses Geschäft überhaupt noch profitabel zu gestalten", sagt Jagoda.

www.diebold.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Ergebnisse der Blitzumfrage sind natürlich nicht reprä-sentativ, sondern lediglich ein Hinweis auf die allgemeine Stimmungslage der Software-Indus-trie, aber auch nicht weniger. Dass die Stimmung offenbar gut, aber auch nicht so gut wie vor einem Jahr ist, kann nicht wirklich überraschen. Erstaunlich war vielmehr, dass auf der Berliner Tagung das Thema Euro-Einführung zum nächs-ten Jahr so gut wie kein Diskussions-gegenstand war. Für die Software-Industrie scheint dieses Kapitel bereits abgeschlossen zu sein. (sic)

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