Trotz Umsatzrückgang: Psion bleibt im Consumer-Markt

26.07.2001
Die rückläufige Nachfrage nach PDAs im ersten Halbjahr hat HandheldHersteller Psion hart getroffen. Für die Zukunft setzen die Briten deshalb auf ihre Tochtergesellschaft Psion Teklogix - ohne sich jedoch aus dem Consumer-Markt zurückzuziehen.

Als ein "Desaster" bezeichnet Psion-Deutschland-Geschäftsführer Hans Stadler die Halbjahresergebnisse des Geschäftsbereichs Psion Digital, der sich vornehmlich dem Vertrieb von tastaturbasierenden PDAs widmet. So hat die Psion-Handheld-Division in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres nur 36 Millionen Pfund Sterling (rund 114,20 Millionen Mark) umgesetzt - nach 77 Millionen Pfund Sterling im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.

Verantwortlich für die enttäuschende Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr macht Psion den "schwachen und übersättigten" Markt für Handhelds und Mobiltelefone. Der Stuttgarter PDA-Distributor Martin Birkhold sieht das ganz ähnlich: "Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Nachfrage zurückgegangen. Trotzdem ist der Markt noch immer gut. Allerdings drängen derzeit viele neue Hersteller in dieses Segment, und die Pioniere müssen Federn lassen. Eine Entwicklung, die vor 20 Jahren bei den Taschenrechnern genauso stattgefunden hat." Folgerichtig setzt der PDA-Disti zwar weiterhin auf Psion, hat aber seine Schwerpunkte korrigiert und auch Produkte anderer Hersteller in sein Sortiment aufgenommen.

Die Konsequenzen dieses, wie Stadler zugibt, "dramatischen Umsatzrückgangs" bei Psion selbst: insgesamt 250 Entlassungen, von denen auch Deutschland betroffen sein wird. "Wir werden aber auf keine Mitarbeiter aus den Bereichen Service und Support verzichten", erklärt der Deutschland-Chef. Außerdem strukturiert Psion wieder einmal um (siehe ComputerPartner 28/01, Seite 16).

Künftig wollen sich die Briten auf ihre Tochtergesellschaft Psion Teklogix, Anbieter von Datenfunklösungen, und auf ihr strategisches Investment in Symbian, ein Gemeinschaftsunternehmen zur Entwicklung des Betriebssystems Epoc, konzentrieren. Psion Teklogix, im September 2000 aus dem Merger von Teklogix und der Psion Enterprise Division hervorgegangen, setzte im Berichtshalbjahr 63 Millionen Pfund Sterling (etwa 199,84 Millionen Mark) um; insgesamt verzeichnete die Psion-Gruppe einen Umsatz von 99 Millionen Pfund Sterling in diesem Zeitraum.

Vorerst kein Bluetooth-PDA

Die bestehende Produktpalette werde man aber weiterhin vermarkten und supporten, heißt es aus dem Unternehmen - obwohl Psion auch für das nächste Jahr keinen Aufwärtstrend für seine Handheld-Division erwartet. "Der Revo und die mx-Serie sind exzellente Produkte. Deshalb werden wir sie weiter vertreiben. Aber wir müssen vorsichtig überlegen, in welche Richtung wir gehen", so Stadler. Mit dem "Netbook" und dem "Netpad" sei Psion gut im Segment der Banken und Versicherungen aufgestellt, und möglicherweise bringe Psion Digital neben den Handhelds ganz neue Produkte auf den Markt. Entsprechende Designstudien gab es bereits auf der Cebit zu sehen. Nicht in die Läden kommen dagegen die für die zweite Jahreshälfte geplanten Bluetooth-Produkte, in die Psion noch zur Cebit große Hoffnungen gesetzt hatte (siehe ComputerPartner 13/01, Seite 12): "Mit unseren Bluetooth-PDAs sind wir bestens positioniert, um im Keyboard-Bereich auch weiterhin eine führende Rolle zu spielen", war sich der Deutschland-Chef damals sicher. Heute sagt er: "Bluetooth war ein Hype - ähnlich wie WAP. Viele Hersteller ziehen sich jetzt zurück, und es gibt wenige Gegenstücke, mit denen unsere Geräte kommunizieren könnten. Deshalb stoppen wir erst einmal die Entwicklung von PDAs mit Bluetooth." Für die Zukunft sieht sich Stadler dennoch gut aufgestellt: "Mit unseren verschiedenen Geschäftsbereichen haben wir ein solides Fundament. Das Handheld-Geschäft läuft zwar schlecht, doch die Teklogix-Produkte sind im Großkundensegment erfolgreich."

www.psion.de

ComputerPartner-Meinung:

Nicht nur Marktführer Palm hat mit Problemen zu kämpfen. Auch Psion bezeichnet das zurückliegende Halbjahr als "Desaster". Trotz anders lautender Berichte bleibt Psion - wie das Unternehmen derzeit beteuert - zumindest vorerst im Consumer-Markt, allerdings mit gedrosseltem Engagement. Sicher ist jedoch, dass Psion seine Bluetooth-Produkte einstampft. (kj)

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