Tulips neuer Geschäftsführer will Händler-Marketing verstärken

21.02.1997

DÜSSELDORF: Mit Manfred Tigges (siehe Seite 1) soll frischer Wind in die Geschäftsleitung der Tulip Computer GmbH in Düsseldorf wehen. Mit Geschäftszahlen hält sich Tigges noch zurück, über Strategie und Ziele äußert er sich dagegen recht offen.

Der Chefsessel von Tulip in Düsseldorf hatte schon langsam Moos angesetzt. Seit dem Ausscheiden von Albrecht Kerz im März vergangenen Jahres suchte die Deutschland-Niederlassung des niederländischen Herstellers einen Mann, der das leicht angestaubte Image des Unternehmens im Markt auffrischen kann. Jetzt ist man sicher, dafür den Richtigen gefunden zu haben: Manfred Tigges gab seine Position als Geschäftsführer der Gantner Electronic GmbH in Witten auf, um das zu tun, was ihm seiner Ansicht nach am besten liegt - nämlich in vorderster Front für das Ansehen und den Bekanntheitsgrad eines PC-Herstellers zu kämpfen. "Ich komme aus dem Marketingbereich, bei Matthiesen Daten und als Leiter Marketing bei Victor Technologies habe ich angefangen", zählt Tigges auf. Zudem arbeitete er jeweils in der Marketing- und Vertriebsleitung von Parcom und Grid. Deshalb ist es ihm ein besonderes Anliegen, die Vertriebspartner von Tulip - also die rund 20 VARs, 150 direkt belieferten Systemhäuser und etwa 120 Fachhändler, die über Distributoren beziehen - bei ihrem Endkundenmarketing zu unterstützen. "Wir wollen richtige Service-Crews aufstellen, die den Partner beim Kunden unterstützen," plant Tigges. "Das heißt: weg vom großen kommerziellen Incentive-Marketing, hin zum Unterstützungsmarketing. Da können wir uns im Vergleich zu den großen im Markt abheben."

Tigges: "Tulip braucht keinen Finanzierungspartner

Eine Stange Geld dürfte der Bau des neuen Werks in den Niederlanden gekostet haben, das demnächst eröffnet wird. Doch darüber und zu Umsatz und Profit gibt Tigges noch keine Auskunft, das muß noch bis März warten, wenn die Jahresabschlußbilanz veröffentlicht wird. Dafür räumt er Gerüchte vom Tisch, die von einer Übernahme Tulips durch einen finanzkräftigen Partner wissen wollen: "Tulip hat - sogar ohne einen Geschäftsführer in Deutschland - Umsatzzuwächse erzielt und sogar seine Zielvorgaben erreicht. Wir können uns zwar nicht mit den großen Playern im Markt messen. Aber von einer Übernahme war nie die Rede." Statt dessen, so seine Richtigstellung, habe Tulip tatsächlich eine Zeit lang nach einem strategischen Partner gesucht, der die Kapazitäten des neuen Werkes in den Niederlanden mitnutzen könne um die Produktion weiter auszulasten. Es seien einige Gespräche geführt worden, doch der Wunschkandidat war nicht dabei: "Tulip suchte nach jemandem, mit dem eins plus eins drei ergibt", so seine Erklärung. "Und das ist schwer zu finden." Deshalb habe man entsprechende Pläne nun endgültig ad acta gelegt.

Abgesehen von der Verstärkung des Marketingbereichs soll es vorerst keine personellen Änderungen geben. "Ich gehöre nicht zu den Geschäftsführern, die ihren Rattenschwanz hinterherbringen. Ich habe selbst damals die Phase erlebt, wo die Teams erfolglos das Konzept, das schon in der einen Firma nicht gegriffen hat, auf die neue überstülpen wollten", versichert er. Von Experimenten will er weitgehend Abstand halten. So wird Tulip sich bestimmt nicht nochmal im Konsumer-Markt tummeln, damit sei das Unternehmen schon auf die Nase gefallen. "Bis auf ganz, ganz wenige Hersteller hat da kaum jemand eine reelle Chance", schätzt er die Situation ein. "Tulips Stärken waren und bleiben im Business Bereich. Deshalb will er zur CeBIT eine neue Server-Palette vorstellen, um damit "ein neues Marktsegment zu erobern, das bisher nur von den ganz großen Herstellern besetzt wird", verrät Tigges.

Entsprechend muß bis dahin noch seine Vertriebsmannschaft ausgebaut und geschult werden. Denn Großkunden werden von Tulip selber akquiriert, die Abwicklung läuft allerdings strikt über die Partner. "Wer einmal im Großkundengeschäft gearbeitet hat, weiß, daß man dort ohne fundiertes Wissen ziemlich schnell hinten runterfährt", weiß Tigges. Die Basis sei im Unternehmen schon vorhanden, für den Aufbau wird er in den nächsten Wochen Sorge tragen müssen. (du)

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