Über 140 Prozent Wachstum pro Jahr

11.05.1998

MÜNCHEN: Wachsende Nachfrage, intensiver Wettbewerb und ein Trend zur Konsolidierung kennzeichnen derzeit den Markt für Firewall-Produkte. Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Kunden. Sie fordern komplette und möglichst standardisierte Sicherheitslösungen inklusive kompetenter Dienstleistungen. Der IT-Fachhandel kann vom Druck, unter dem die Hersteller von Sicherheitskomponenten zunehmend stehen, profitieren.Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts International Data Corporation (IDC) ist 1997 der Markt für Firewall-Systeme weltweit um 143 Prozent gestiegen. Neben einer spürbar steigenden Nachfrage bei Mittel- und Großunternehmen haben jene Anbieter gute Karten, denen es gelingt, lukrative Verträge mit Internet-service-providern (ISPs) und Managed-service-providern (MSPs) anzuschließen. Sie können damit ihre Position in einem stark expandierenden Markt sichern.

Einhergehend mit dem Wachstum ist ein heftiger Kampf um Marktanteile entbrannt. Laut IDC heißt der neue Marktführer Check Point. Mit seinen Sofwarelösungen erwirtschaftete das Unternehmen 1997 einen Marktanteil von 23 Prozent. Auf Platz zwei folgt mit 19 Prozent Cisco Systems, ein Unternehmen, das seinen Umsatz größtenteils mit Firewall-Hardware realisiert.

Daß sich Marktanteile durch gezielte Akquisitionen erkaufen lassen, demonstrierten der Nächstplazierte, Network Associates, der den Firewall-Distributor Trusted Information Systems übernahm, sowie Axent Technologies, die den Konkurrenten Raptor Systems aufkauften. Und daß das Übernahmekarussell gelegentlich auch seltsame Blüten treibt, zeigt der Fall der Border Networks Technologies Inc. Nachdem das Unternehmen 1996 vom Konkurrenten Secure Computing Corporation übernommen worden war, gelang jetzt dem Firmengründer und damaligen Geschäftsführer mit Hilfe von Geldgebern der Rückkauf grundlegender Technologie- und Vermarktungsrechte und die Neugründung als Borderware Technologies Inc.

Gelegenheit für den IT-Handel

Die fortschreitende Konsolidierung und der stärker werdende Wettbewerbsdruck zwischen den Herstellern, eröffnen interessierten Fachhändlern lukrative Einstiegsmöglichkeiten in dieses Marktsegment. "Die Endkunden wollen heute komplette Sicherheitslösungen. Dazu gehört die Abwehr von unerlaubten Zugriffen auf Intra- und Extranets, die Sicherung webbasierender Informationen, der Schutz vertraulicher Daten auf PCs und Laptops sowie die Authentifizierung der Anwender. Wichtig ist darüber hinaus ein kompetenter und kontinuierlicher Support", charakterisiert John Holland, Vice President European Operations bei Axent, die immer komplexer werdenden Kundenwünsche.

Um diesen Anforderungen zu genügen, hat sein Unternehmen jetzt das Partnerprogramm "Star" zur verbesserten Händler- und Kundenbetreuung ins Leben gerufen. "Wiederverkäufer bleiben in diesem Segment nur konkurrenzfähig, wenn sie in der Lage sind, Produkte und Service von vielen verschiedenen Herstellern zusammenzustellen." Als Lösung bietet Axent deshalb seinen Vertriebspartnern neuerdings komplette Sicherheitspakete - von der Firewall bis hin zu Sicherheitslösungen für PCs. "Von diesem Konzept profitieren beide Seite: Kunden und Händler", so Holland. Ergänzt wird das Programm durch intensive Schulungs- und Support-Maßnahmen, sowie Marketing- und Werbekampagnen.

Gemeinsames Vorgehen gegen Hacker

Einem weiteren Kundenwunsch, nämlich eine Standardisierung der komplexen Firewall-Komponenten herbeizuführen, hat sich die Finjan Inc., einer der führenden Hersteller von Mobile-Code-Sicherheitslösungen, verschrieben. "Mobile Code ist eine neue, effiziente Technologie, die im Zuge der Entwicklung des Internet entstanden ist. Bei krimineller Anwendung zählen Mobile-Code-Attacken mittlerweile zu den Top Fünf unter den Sicherheitsbedrohungen im Internet", warnt Finjans President und CEO Bill Lyons. Nach Ergebnissen einer Studie des Marktforschungsunternehmens Ernst & Young waren 1997 bereits vier Prozent aller Sicherheitsprobleme in Unternehmen auf Java-Angiffe zurückzuführen.

Mit der Gründung der Java Security Alliance startete Finjan eine Initiative, der mittlerweile über 20 der führenden Sicherheits- und Netzwerktechnologie-Anbieter angehören. Darunter Namen wie Cisco, Novell, ANS Communications und Network Associates. Seit Juni dieses Jahres zählen auch der Marktführer bei Antivirus-Software, Dr. Solomon's Software, Firewall-Spezialist V-One Corporation und RSA Data Security, ein führender Anbieter im Bereich Datenverschlüsselung und Zugangsberechtigung, zu den Mitgliedern.

Ziel der Vereinigung ist es, mit der Entwicklung standardisierter Produkte und Technologien das Internet als globales Netzwerk für große Unternehmen sicherer und damit noch attraktiver zu machen. (sd)

Mit der Softwarelösung "FireWall-1" avancierte Check Point zum Marktführer im Firewall-Markt.

Die Regel "They never come back" hat im Firewall-Markt offensichtlich keine Gültigkeit. Peter Cox, ehemaliger Geschäftsführer von Border Network Technologies, startet jetzt als Vice President der Borderware Technologies Inc. einen zweiten Versuch, den Firewall-Markt zu erobern.

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