Überweisungen per Handy: Frauen sind kritischer als Männer

12.07.2001
Mit dem Handy kann man schon heute mehr als nur telefonieren. Auch mobiles Banking - also Kontoführung und Bezahlen per Handy - wird teilweise von Banken, Taxen, Tankstellen und öffentlichen Verkehrsbetrieben unterstützt. Aber wird sich diese Zahlungsmöglichkeit auch beim Kunden durchsetzen? Das Marktforschungsunternehmen Speedfacts ist dieser Frage nachgegangen.

Mobile Banking verspricht ein aussichtsreicher erster Content-Kandidat auf dem noch spärlich besetzten UMTS-Markt zu werden. Zu dieser Ansicht kommt zumindest das Marktforschungsunternehmen Speedfacts mit seiner Studie "M-Banking - the Future of personal financial Transaction?". Schon heute sind Banken mit der aktuell verfügbaren Technik in der Lage, Informationsdienstleistungen auf das Handy zu liefern und erste Formen mobiler Handyzahlungssysteme einzuführen. Serviceleistungen wie Kontostandsabfrage, Überweisungs- oder Eingangsbestätigungen von Geldbeträgen können mit Hilfe simpler Kurznachrichten (SMS) an den Kunden versandt werden. Paybox oder Mobilbank beispielsweise bieten sogar ein über das Handy verwaltbares Konto, mit dem sich Bankgeschäfte und Zahlungsverfahren abwickeln lassen.

Speedfacts interviewte 40.112 Personen im Internet zu ihrer Einstellung zu und ihrem Interesse an mobilem Banking. Parallel dazu wurde eine Telefonstudie erhoben, welche die Online-Stichprobe aussagekräftig für die Grundgesamt der deutschen Internet-Nutzer macht.

52,4 Prozent der Internet-Nutzer Deutschlands können sich vorstellen, in Zukunft bargeldlos, zum Beispiel im Taxi, an der Kinokasse oder im Supermarkt, per Handy zu zahlen. 13,3 Prozent würden diese Option sogar bestimmt nutzen. Nach Geschlechtern getrennt zeigt sich bei den Frauen eine deutlich kritischere Haltung als bei den Männern: Nur 28 Prozent der Männer lehnen diese Zahlungsform kategorisch ab, bei den Frauen sind es 43,4 Prozent.

Befragt man die Internet-Nutzer, die sich tendenziell positiv gegenüber dieser bargeldlosen Zahlungsform geäußert haben (66 Prozent), nach den bevorzugten Zahlungsverfahren bei unterschiedlichen Geldbeträgen, schneidet das Handy durchgehend gut ab. Bei kleineren Geldbeträgen, etwa bis fünf Mark, ist das Bargeld absoluter Favorit (68,5 Prozent). In der Kategorie fünf bis 25 Mark wird Bargeld zwar immer noch am häufigsten genannt (58,9 Prozent), aber die Möglichkeit, per Handy zu zahlen, erreicht hier schon eine respektable Zustimmung mit 32 Prozent. Innerhalb der Beträge zwischen 25 und 100 Mark erzielt das neue Verfahren sogar mit 37 Prozent der Nennungen den höchsten Wert. Größere Summen ab 100 Mark werden auch in Zukunft lieber per EC- oder Kreditkarte gezahlt.

Erhöhtes Misstrauen bei hohen Summen

Die Marktforscher fragten auch die Präferenzen bei Überweisungen ab. Grundsätzlich können sich 58 Prozent der Befragten vorstellen, in Zukunft per Handy Geldbeträge zu überweisen. Auch hier zeigte sich eine deutliche Affinität der Männer zum Mobiltelefon. Nur 37 Prozent von ihnen wollten sich nicht mit der Überweisung per Handy anfreunden. Bei den Frauen waren 48,9 Prozent ablehnend, also fast die Hälfte.

Analog zur bargeldlosen Zahlung wurde auch hier die Zahlungsweise bestimmter Beträge abgefragt, dieses Mal wurde jedoch nach der präferierten Überweisungsform gefragt. Bei kleineren Beträgen (bis fünf Mark und von fünf bis 25 Mark) dominierte das Handy mit 58 Prozent beziehungsweise 55 Prozent der Nennungen. Ab der Kategorie 25 bis 100 Mark beziehungsweise 100 bis 500 Mark präferierten die Befragten mit 55,2 Prozent respektive 63,1 Prozent der Nennungen die Möglichkeit, den Überweisungsauftrag online am PC auszufüllen. Parallel zur Höhe der Geldsumme stieg auch die Vorliebe für den konventionellen Gang zur Bank. Dennoch blieb diese Überweisungsform selbst bei der höchsten Summe von über 500 Mark mit 45,1 Prozent der Nennungen hinter der Online-Banking-Option mit 50,1 Prozent. In dieser Kategorie zeigte sich aber auch massives Misstrauen gegenüber der neuen Technik, da die Möglichkeit, den Überweisungsauftrag per Handy abzuschicken, nur noch für eine verschwindend geringe Gruppe (4,7 Prozent) für die Zukunft vorstellbar war.

Die Analysten von Speedfacts erwarten für die Zukunft, dass sich der Anteil der Handynutzer mit der Zeit erhöhen wird, sobald die Kunden erst einmal ihre (guten) Erfahrungen mit diesem Transaktionsverfahren gemacht haben und ihre Einstellung gegenüber dem Aspekt Sicherheit verändern.

www.speedfacts.de

ComputerPartner-Meinung:

Auch wenn Handynutzer derzeit eher kritisch dem Mobiltelefon als Bezahlinstrument gegenüberstehen, wird es sich neben den klassischen Zahlungsmöglichkeiten wie Bargeld, Überweisung und Kreditkarte etablieren. Das Ganze braucht aber noch einige Jahre, wie schon andere Zahlungsmodalitäten in der Vergangenheit gezeigt haben. Online-Banking am PC musste sich ja auch erst bewähren. (go)

Zur Startseite