Überwiegend positive Entwicklung trotz vieler Widrigkeiten

28.06.2001
Der deutschen ITK-Branche geht es eigenen Angaben zufolge doch besser, als man denkt. Zu diesem Ergebnis kommt der Bitkom aufgrund einer Umfrage bei 150 namhaften ITK-Firmen. Vor allem das Inlandsgeschäft zog im ersten Quartal 2001 bei jedem zweiten befragten Unternehmen an.

Mehr Umsatz, mehr Aufträge und mehr Beschäftigte: Viele der vom Bitkom befragten ITK-Unternehmen vermelden für das erste Quartal 2001 positive Tendenzen. Aber es gibt auch Wermutstropfen, die das Gesamtbild etwas eintrüben.

Anlässlich der ersten Jahrestagung stellte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien Mitte Juni in Berlin sein Branchenbarometer vor. Dazu hatte der Verband 150 maßgebliche Unternehmen der ITK-Branche befragt. Diese erzielen zusammen einen Jahresumsatz von 100 Milliarden Euro und repräsentieren 80 Prozent des Gesamtmarktes.

Mehr als die Hälfte der Befragten konnte im ersten Quartal 2001 im Vergleich zum Vorjahresquartal steigende Inlandsumsätze verbuchen. Ein Drittel hielt die Umsätze stabil, und nur 14 Prozent berichteten von fallenden Umsätzen. Das Auslandsgeschäft fiel insgesamt etwas schwächer aus. Hier konnte sich nur ein Drittel der Unternehmen über steigende Umsätze freuen.

Dennoch scheinen die Auftragsbücher im Durchschnitt ordentlich gefüllt zu sein. So nahm jedes zweite Unternehmen mehr Aufträge entgegen als im ersten Quartal 2000. Einen stabilen Auftragseingang vermeldeten 29 Prozent, und lediglich bei 19 Prozent hat er abgenommen. Noch positiver sind die Prognosen der befragten ITK-Unternehmen für das gesamte Jahr 2001. So rechnen immerhin 70 Prozent mit steigenden Umsätzen, jedes sechste Unternehmen erwartet hier sogar ein Plus von mehr als zehn Prozent. 22 Prozent glauben an ein stabiles Geschäft auf Vorjahresniveau. Allein acht Prozent blicken sorgenvoll in die Zukunft. Die höchsten Erwartungen richtet man - wie schon so oft - an die zweite Jahreshälfte.

Aber nicht jedes Marktsegment ist gleich gut bestrahlt. Die Wachstumsschübe kommen vor allem von Internet- und Online-Diensten, Software und IT-Services. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft geht es der Branche laut Bitkom mit einem erwarteten Umsatzplus von 8,7 Prozent für das laufende Jahr weiterhin sehr gut. Volker Jung, der für zwei weitere Jahre als Bitkom-Präsident bestätigt wurde, betont jedoch: "Obwohl unter dem Strich insgesamt weiterhin ein deutliches Plus steht, weht uns derzeit ein schärferer Wind ins Gesicht." Denn trotz höherer Umsätze sei die Ertragslage im Moment eher schwierig.

Erfreulich hingegen findet Jung das fortgesetzte Beschäftigungswachstum. 44 Prozent der Unternehmen haben in den ersten drei Monaten des Jahres zusätzliches Personal eingestellt. Lediglich 14 Prozent mussten den Mitarbeiterstamm abbauen. In den restlichen 42 Prozent der Unternehmen verbleibt die Zahl der Arbeitsplätze auf dem hohen Niveau des Vorjahres.

Hemmschuhe der ITK-Branche

Es gibt aber nicht nur tendenziell erfreuliche Meldungen. So prangerten die befragten Unternehmen unisono den Fachkräftemangel, die schwierige Situation an den Finanzmärkten sowie die politischen Rahmenbedingungen als markthemmende Faktoren an. Handlungsbedarf besteht aus Bitkom-Sicht vor allem beim Rabattgesetz und der Elektroaltgeräte-Richtlinie. Der Verband kritisiert in diesem Zusammenhang die aktuellen Verzögerungen bei der Abschaffung von Rabattgesetz und Zugabeverordnung. Diese Regelungen sollten nach Ansicht des Bitkom so schnell wie möglich ersatzlos gestrichen werden, ansonsten verlöre die deutsche Internet-Wirtschaft täglich an Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Markt.

Grundsätzlich befürwortet der Verband die Altgeräte-Richtlinie, nur sollten einige wesentliche Eckdaten dringend verbessert werden. Selbstverständlich stehe die Industrie zu ihrer Verantwortung für die Entsorgung der Geräte, doch seien auch die Kommunen und Verbraucher mitverantwortlich. Nach Jungs Meinung sollte das künftige Entsorgungssystem so effizient und damit so verbraucherfreundlich wie möglich gestaltet werden. Sein Vorschlag: Die Kommunen sollten bestehen Rücknahmesysteme aufrechterhalten und ausbauen. Die Industrie würde dann die Altgeräte bei den kommunalen Sammelstellen abholen und die weitere Verwertung sowie die Entsorgung organisieren.

www.bitkom.org

ComputerPartner-Meinung:

Während IT-Services, Software und Internet-Dienstleistungen weiterhin auf steigendem Kurs sind, bekommt die Hardwarein-dustrie die Absatzschwäche und die politischen Richtlinien besonders hart zu spüren. Wer also nicht endgültig in die roten Zahlen absinken will, muss spätestens jetzt seine Geschäftsausrichtung überdenken und eventuell Kursänderungen vornehmen. Ansonsten wird das Branchenbarometer 2002 noch positiver ausfällen, weil nämlich keine Hardwarehersteller mehr zu den befragten "maßgeblichen" Unternehmen gehören werden. (go)

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