Strategie der kleinen Schritte

Ullstein-CTO Philipzen digitalisiert Kernprozesse

Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Komplexe Digitalvorhaben schnell umzusetzen, ist nicht immer erfolgreich. Wie ihre Strategie für 2021 aussieht, erklärt Michaela Philipzen, scheidende CTO der Ullstein Buchverlage.

Frau Philipzen, was nehmen Sie aus diesem Jahr mit?

Michaela Philipzen: Die durch Corona erzwungene Techniknutzung hat unter anderem gezeigt, dass wir weniger die großen Innovationen als die nahliegenden Kernprozesse stärker in den Blick unserer Digitalisierungsmaßnahmen rücken sollten. In der Vergangenheit haben wir uns zu sehr der Illusion hingegeben, dass einzelne Unternehmen komplexe Digitalvorhaben erfolgreich meistern könnten. Die Enttäuschung über misslungene Projekte sitzt uns noch in den Knochen.

Was hat Sie überrascht?

Michaela Philipzen: Sehr erfreulich war zu erkennen, wie unentbehrlich und nachhaltig sich unsere IT-Strategie - maximale Mobilität anzustreben - in der Krise unmittelbar ausgezahlt hat. Positiv überrascht waren wir zudem von der breiten Akzeptanz und Experimentierfreude mit den mobilen Möglichkeiten, die wir im Kollegenkreis vorgefunden haben.

Michaela Philipzen, CTO beim Ullstein Verlag: "Unsere IT-Strategie hat sich besonders in der Krise bezahlt gemacht."
Michaela Philipzen, CTO beim Ullstein Verlag: "Unsere IT-Strategie hat sich besonders in der Krise bezahlt gemacht."
Foto: Max Zerrahn

Wo sehen Sie die Führungskräfte in der Pflicht?

Michaela Philipzen: Ich wünsche mir wieder mehr Mut und Optimismus, dass eine solide Digitalisierung den überlebensnotwendigen Grundstock für die unternehmerische Zukunft bedeutet. Sich mit Demut und Ernsthaftigkeit den "kleinen Schritten" widmen, könnte die entscheidenden Effekte auf die Unternehmenskultur haben. Diese große Verantwortung anzunehmen und frei von Konventionen zu gestalten - das wünsche ich mir von Entscheidern.

Was haben Sie sich für 2021 vorgenommen?

Michaela Philipzen: Mein ganz persönliches Ziel ist es, die Kommunikation und den Wissenstransfer über Technologie zu verbessern. Auch damit weniger wertvolle Zeit und Energie für den Umgang mit menschlichen Widerständen in der Organisation verloren gehen müssen.

In vier Stunden zum Buch

Philipzen hat mit ihrem IT-Team die Lösung "Pepyrus" entwickelt, die den Satz von Büchern automatisiert. Mit der "Satzmaschine" kann der Ullstein-Verlag nun ein nahezu beliebig umfangreiches Manuskript eigenständig in vier Stunden – statt extern in vier Tagen – in die gewünschte Form bringen. Für dieses Projekt wurde die Managerin beim CIO des Jahres 2020 mit dem dritten Platz in der Kategorie Mittelstand ausgezeichnet.

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