Arbeitskultur

Umdenken ist angesagt - das Büro von morgen

Betsey Banker ist Wellness-Managerin bei Ergotron. Mit mehr als 10 Jahren Erfahrung bei dem internationalen Technikmöbel-Hersteller weiß Banker welchen Einfluss Bewegung auf das Wohlbefinden von Mitarbeitern haben kann. Sie ist Aktivistin und gefragte Expertin für ergonomische Sitz-/Steh-Arbeitsplätze und zu ihren Aufgaben gehört sowohl die Schärfung des Bewusstseins für die schädlichen Auswirkungen eines sitzenden Arbeitsstils als auch die Unterstützung für Unternehmen bei der Einführung und Implementierung von bewegungsfreundlichen Arbeitsplatzumgebungen, verbunden mit messbaren Ergebnis-Programmen. Vor ihrer Tätigkeit bei Ergotron war Banker als Marketing Communications Manager bei OmniMount verantwortlich.
Ergonomie am Arbeitsplatz gewinnt immer mehr an Bedeutung. Drei Gründe, warum Unternehmer die Gestaltung ihrer Bürolandschaft überdenken sollten.
Weniger sitzen, mehr Bewegungsmöglichkeit macht Mitarbeiter zufriedener
Weniger sitzen, mehr Bewegungsmöglichkeit macht Mitarbeiter zufriedener
Foto: Muckenthaler

Moderne Arbeitgeber schaffen zunehmend attraktive Modelle einer mitarbeiterorientierten Arbeitsplatzkultur.

Es gibt eine Vielzahl von Ansätzen zur Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit, und oft werden unorthodoxe Lösungen eingesetzt wie Ruheräume oder Massagestühle. Sonderleistungen am Arbeitsplatz sollen die Gesundheit und die Zufriedenheit der Mitarbeiter verbessern und sich insgesamt positiv auf die Arbeitskultur auswirken.

Unternehmer sollten sich bewusst machen, wie viel schon eine Änderung der Büroeinrichtung dazu beitragen kann. Eine neue Generation von Wellness/Feel-Good-Spezialisten sowie technologische Innovationen zielt darauf ab, wann, wo und wie ein Mitarbeiter bestmöglich motiviert arbeiten kann. Der neue Wohlfühl-Schwerpunkt wird zunehmend auf die direkte Arbeitsplatzumgebung gelegt. Ziel ist, Gesundheit, Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter zu fördern - schließlich steht der Mensch im Mittelpunkt der Arbeit.

Trotz bereits erheblicher Veränderungen bei der Bürolandschaft bleibt eines oft wie bisher: der traditionelle Einzelarbeitsplatz. Wie sehr sich das Arbeiten an traditionellen Sitz-Schreibtischen auf die Produktivität eines Unternehmens auswirken kann, ist häufig nicht bekannt.

Für eine aktuelle Untersuchung wurden Vollzeitbeschäftigte zu ihrer Einstellung für eine ganztägig sitzende Haltung befragt, und sie sollten ihre Meinung zu den Auswirkungen der sitzenden Tätigkeit auf ihre Produktivität und ihr allgemeines Wohlbefinden abgeben.

Die drei wichtigsten Schlussfolgerungen daraus:

1. Eine Büro-Ausstattung, die Bewegung bietet

Viele Aspekte der individuellen Gesundheit von Arbeitnehmern entziehen sich dem Einfluss des Arbeitgebers, etwa die Schlafdauer oder Ernährungsgewohnheiten beim Frühstück oder Abendessen. Ein Unternehmen kann jedoch anders zu gesundem Leben ermutigen und dieses fördern.Ein Ansatzpunkt ist die Ausstattung der Büros, wo sich die Mitarbeiter täglich mehr als 8 Stunden und 5 Tage die Woche aufhalten

Mit Angeboten zur Unterbrechung endloser Sitzzeiten kann der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern jedoch aktiv helfen, sei es durch die Verwendung von Sitz-Steh-Arbeitsplätzen, der Einführung von Spaziergang-Meetings oder durch bewusstes Stehen in kollaborativen Bereichen.

Es gibt immer mehr Belege dafür, dass rein sportliche Betätigung die Schäden durch zu langes Sitzen nicht behebt. Arbeitgeber müssen also neue Wege finden, ihre Mitarbeiter auf proaktive Art und Weise bei mehr Bewegung zu unterstützen. Durch die Anpassung der Büroumgebung und der Bereitstellung eines aktiveren Arbeitsplatzes können sie gesunde Verhaltensweisen direkt beeinflussen.

2. Zufriedene, entspannte Mitarbeiter fördern die Produktivität

Obwohl die Auswirkung von langem Sitzen auf den menschlichen Körper in den letzten Jahren gut dokumentiert wurde, sehen Arbeitgeber nur langsam einen Zusammenhang zwischen diesem Verhalten und der physischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter, oder gar entsprechende Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit innerhalb des Unternehmens.

Mitarbeiter, die zu viel sitzen, werden unruhig und sind zu Pausen gezwungen. Ein erstaunlicher Anteil von 58 Prozent der in der Studie befragten Arbeitnehmer gab zu, pro Tag zwei bis fünf Pausen einzulegen, um sich von den körperlichen Beschwerden des Sitzens abzulenken.

Weitere Ergebnisse der Studie zeigen, dass Unruhe durch langes Sitzen der Unternehmensproduktivität mehr schadet als der Besuch von sozialen Netzwerken. Viele Arbeitgeber sind wegen der persönlichen Nutzung eines Internetzugangs während der Arbeitszeit (Cyberloafing) und die Auswirkungen auf die Produktivität besorgt. Es zeigte sich jedoch, dass Mitarbeiter mehr unproduktive Zeit mit Pausen verbringen (61 Prozent) als mit Cyberloafing (kombinierte 39 Prozent). Zudem deuten Forschungen darauf hin, dass ein Arbeitnehmer nach einer Unterbrechung seiner Tätigkeit teilweise mehr als 20 Minuten benötigt, um mit seiner ursprünglichen Aufgabe weiterzumachen.

Regelmäßige Bewegung am Arbeitsplatz sollte also gefördert werden. Das Bewusstsein einer besseren Gesundheit durch die Vorteile des Stehens und damit auch des Wohlfühlens beim Arbeiten muss sich aber erst bilden. Von entscheidender Bedeutung für Unternehmen ist es, den Mitarbeitern bei der Gestaltung der Arbeitsumgebung ein Mitspracherecht einzuräumen. Standardgrößen von Steh-Sitz-Arbeitsplätzen zum Beispiel eignen sich nicht automatisch für alle Menschen jedweder Größe.

Das Ziel bleibt dabei immer das gleiche - zufriedene, produktive Mitarbeiter. Wichtig ist es, mögliche Bedenken, gar Beschwerden, bereits im Ansatz zu erkennen und die Mitarbeiter und somit auch die allgemeine Unternehmensgesundheit zu fördern.

3. Ein positives Arbeitsumfeld schaffen

Die Bürokultur wird künftig ein wichtiges Unterscheidungsmerkmale für Rekrutierung und Mitarbeiterbindung sein. Obwohl sich viele Unternehmen von traditionellen Arbeitsplatznischen entfernen und einen offeneren Bürogrundriss anstreben, werden aber immer noch herkömmliche Bürotische verwendet. Die Mehrheit (68 Prozent) der Menschen muss den ganzen Tag bei der Arbeit sitzen. Eine überwältigende Mehrheit (61 Prozent) lehnt das ganztägige Sitzen ab oder hasst es sogar.

Die Belastung durch zu langes Sitzen und die damit verbundenen Beschwerden sind nicht nur eine Ablenkung von der Arbeit, sondern auch ein stiller Angriff auf die Unternehmenskultur. Sie wirkt sich sowohl auf den Stresslevel von Mitarbeitern sowie deren Fähigkeit zur Konfliktbewältigung aus und sorgt für eine unausgeglichene allgemeine Stimmungslage.

Fest steht, dass zufriedene Mitarbeiter für den Erfolg eines jeden Unternehmens von entscheidender Bedeutung sind. Der stärkere Fokus auf die Mitarbeiterzufriedenheit drängt Arbeitgeber dazu, in Sonderleistungen zu investieren, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.

Allerdings haben viele Unternehmen die Vorteile der einfachen Umgestaltung ihrer Bürolandschaft noch nicht in vollem Umfang untersucht, um eine größere Vielfalt von Arbeitsweisen zu unterstützen und bei der Integrierung von mehr Bewegung in den Arbeitsalltag zu helfen.

Aber auch schon kleine Anpassungen der Bürolandschaft können großen Einfluss auf die Vitalität von Mitarbeiter und das Unternehmen haben. (PC-Welt)

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