Umfrage zeigt: Senioren entdecken das Internet als Medium

07.06.2000
Sie rühmen sich, die "größte unabhängige deutschsprachige Meinungsumfrage im Internet" ins Leben gerufen zu haben: Die Unternehmensberater und Marktforscher Fittkau & Maas aus Hamburg befragten von Anfang April bis Mitte Mai User zu Surfgewohnheiten und aktuellen Online-Themen.

Genau 29.606 Internet-Nutzer wurden bei der zehn-ten WWW-Benutzeranalyse "W3B" online befragt. Auch mehr als 50 Internet-Anbieter nutzen die Gelegenheit, im Rahmen der Studie Informationen über die User ihrer eigenen Sites zu gewinnen: Ad Link Internet Media, AOL, Alta Vista, DB Deutsche Bahn, Glaxo Wellcome, Karstadt Quelle, LTU, Lufthansa E-Commerce, Mannesmann Arcor, Microsoft, NUR, Primus-Online, Ricardo.de, RTL Multimedia, Start, Talkline, TUI, Viag Interkom und das ZDF mischten bei der aktuellen Studie der Hamburger Unternehmensberater und Marktforscher Fittkau & Maas mit.

Frauen sind auf dem Vormarsch

Im vergangenen Halbjahr ist der prozentuale Anteil der Internet-nutzenden Frauen weiter angestiegen, nachdem er zwischenzeitlich leicht stagniert hatte. Demnach sind derzeit 73,9 Prozent der Internet-Nutzer Männer und 26,1 Prozent Frauen. Deutlich aufgeholt haben dabei die Online-Nutzerinnen der jüngeren Altersgruppen. Gerade in den Altersklassen unter 30 Jahren wie auch in den Berufsgruppen der Schüler, Auszubildenden/Lehrlinge und Studenten befinden sich überproportional viele Frauen.

Seit den ersten Tagen des Internet im Jahre 1995 ist die Alterspyramide der deutschsprachigen Web-Nutzerschaft immer flacher geworden. Sowohl in den jüngeren als auch insbesondere in den älteren Nutzergruppen sind kontinuierliche Steigerungsraten zu verzeichnen. Die prozentuale Bedeutung der einst stärksten Altersgruppe im Internet (der 20- bis 30-Jährigen) nimmt dagegen kontinuierlich ab. Im vergangenen Halbjahr hat insbesondere der Anteil der über 40-jährigen Internet-Nutzer wieder einen spürbaren Anstieg erlebt; der Anteil der User unter 30 ist hingegen sogar leicht rückläufig. 12,4 Prozent der Nutzer sind 50 Jahre und älter, 18,6 Prozent entfallen auf die 40- bis 49-Jährigen. 33,9 Prozent sind 30 bis 39 Jahre alt, 30,4 Prozent zwischen 20 und 29, und 4,8 Prozent sind 19 Jahre oder jünger.

Das Web ist auch nicht mehr nur bestimmten Bildungsschichten vorbehalten: Konnten 1995 noch fast alle - nämlich 94,5 Prozent - deutschsprachigen WWW-Nutzer Abitur aufweisen, sind es im Frühjahr 2000 "nur" noch 62,3 Prozent. Dagegen haben die Anteile der Abschlussformen Hauptschule und Mittlere Reife immer weiter zugenommen; ihr gemeinsamer Anteil stieg in den vergangenen Jahren von 5,4 auf 35,5 Prozent.

Dieser Trend ist auch bei den absolvierten Berufsausbildungen der deutschsprachigen Internet-Nutzer erkennbar: Während zum Beispiel die prozentualen Anteile der Personen mit abgeschlossener Lehre beziehungsweise Ausbildung anstiegen, gingen die der Universitätsabsolventen immer mehr zurück. Auch diese Entwicklung stagniert mittlerweile - die prozentualen Anteile der Nutzer mit Universitätsabschluss beziehungsweise Lehre/Ausbildung haben sich in den vergangenen zwei Jahren nur unwesentlich verändert. Das gleiche gilt für den Anteil der Nutzer mit "abgeschlossener Lehre" als höchstem absolvierten Berufsabschluss. Die Ergebnisse im Einzelnen: ohne Abschluss 16 Prozent, Lehre/Ausbildung 33,3 Prozent, Berufsakademieabschluss sechs Prozent, Fachhochschulabschluss 14,6 Prozent, Universitätsabschluss 19,2 Prozent, Promotion 4,3 Prozent, Sonstiges 6,5 Prozent.

Viele Wege führen ins Internet

Die meisten deutschsprachigen Internet-Nutzer verwenden heute laut Umfrage mehrere Zugangswege zum Internet. Bei vielen sind sowohl private Internet-Einwahlmöglichkeiten als auch Zugänge an der Arbeitsstätte vorhanden. Knapp die Hälfte der Online-Anwender wählt sich nach wie vor über einen privat abonnierten Online-Dienst (zum Beispiel AOL oder T-Online) in das Internet ein. Wichtig sind daneben immer noch privat abonnierte Internet-Access-Provider (zum Beispiel Netsurf, Germany.net), wenn auch mit abnehmender Tendenz. Die prozentuale Bedeutung der Internet-Einwahlmöglichkeiten über Schulen und Universitäten nimmt hingegen im Zeitverlauf rapide ab. In der prozentualen Bedeutung wachsen weiterhin Internet-by-Call-Anbieter wie beispielsweise Arcor oder Talkline.

So nutzen 49,5 Prozent der Berfragten das Angebot von Online-Diensten, 22,2 Prozent das der Internet-Anbieter, 27,8 Prozent setzen auf Internet-by-Call, 37,5 Prozent verdanken das Surfvergnügen ihrem Arbeitgeber. Auf die Angabe "eigene Firma" entfielen 14,9 Prozent, Schule/Universität bringt 3,8 Prozent der User ins Netz. 4,4 Prozent surfen nur bei Freunden und Bekannten, genauso viele bei Familienangehörigen. 4,3 Prozent gehen in ein Internet-Café, 3,5 Prozent entfielen auf Sonstiges. Mehrfachnennungen waren bei dieser Umfrage möglich.

Bemerkenswert ist, dass der Anteil der deutschsprachigen InternetNutzer, die für das kommende halbe Jahr konkret einen Online-Einkauf planen, immer weiter steigt. Waren es im Frühjahr 1996 noch 63,3 Prozent, die "bestimmt" oder "vielleicht" etwas im World Wide Web erwerben wollen, so sind dies bei der Befragung im Frühjahr 2000 schon mehr als 90 Prozent.

Die Werbung für E-Commerce-Angebote ist offenkundig wirksam: Seit dem Herbst 1997 ist der Anteil derjenigen, die "ganz bestimmt" innerhalb der nächsten sechs Monate im Internet etwas einkaufen wollen, auf mehr als das Doppelte gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist die Gruppe der Unschlüssigen und Ablehner um rund 70 Prozent geschrumpft.

55,3 Prozent der Befragten gaben an, im nächsten halben Jahr "bestimmt" im Internet einkaufen zu wollen. 34,8 Prozent antworteten mit "vielleicht", 0,3 Prozent mit "nein", und 9,6 Prozent haben sich noch nicht entschieden. (mf)

www.w3b.de; www.fittkaumaass.de

Zur Startseite