Umsatzeinbussen überwunden

12.10.1998

MÜNCHEN: Wer als Unternehmen von den Tücken des Marktes aus der Erfolgsbahn geworfen wird, muß sich einiges einfallen lassen, um möglichst schnell wieder in die richtige Spur zurückzufinden. Ein gutes Beispiel: Han Dataport. Nach zuletzt schlechten Ergebnissen glaubt die Gruppe, jetzt ihre Talsohle durchschritten zu haben.Der deutsche CAD-Markt war in den letzten Jahren durch Gegensätze gekennzeichnet: Preisverfall und verschärfter Wettbewerb auf der einen, zweistellige Zuwachsraten der Gesamtbranche auf der anderen Seite. Die negativen Seiten bekam auch die Han Dataport Software GmbH zu spüren. Umsatzeinbußen waren die Folge. Durch Umstrukturierungen und Neuausrichtungen will das in München ansässige Unternehmen jetzt die schlechten Ergebnisse des Geschäftsjahres 1997 vergessen machen.

Han Dataport entstand 1984 durch eine Fusion der österreichischen Han Engineering und der deutschen Dataport GmbH. Seit 1992 ist die Firma ein Tochterunternehmen der englischen Kewill Systems. Han Dataport entwickelt Hardware- und Betriebssystem-unabhängige CAD-Softwarelösungen für Architektur, Haustechnik und Mechanik sowie eine datenbankorientierte Facility-Management-Lösung für Gebäude und Anlagen.

Deutliches Umsatzminus

Betrug der Umsatz des Softwareanbieters 1996 noch 30 Millionen Mark, so brach er im vergangenen Jahr um ein Viertel auf 22,5 Millionen Mark ein. Michael Gedon, seit Juli 1997 CEO der Han Dataport-Gruppe, führt dies in erster Linie auf das starke Aufkommen von Windows NT zurück. Die Anbieter hätten sich daher immer mehr von Unix ab- und NT zugewandt, erklärt er. Das Preisniveau im Umfeld dieses Betriebssystems, führt Gedon weiter aus, sei aber deutlich niedriger. Die Folge war ein verschärfter Wettbewerb. Der CEO gesteht ein: "Gewinn haben wir zuletzt nicht gemacht."

Für Vertriebsleiter Wolfgang von Reichmann spielte noch etwas anderes eine Rolle: "Eine gewisse Marktsättigung im AEC-Bereich war auch festzustellen." Wodurch die Anzahl der Neukunden abgenommen habe, ergänzt er. Dennoch ist seiner Meinung nach auch für die Zukunft noch genügend Potential im AEC (Architecture, Engineering, Construction)-Segment vorhanden.

Mittlerweile scheint sich Han Dataport aber wieder gefangen zu haben. Für dieses Jahr rechnet Gedon mit einem Umsatzanstieg auf 25 Millionen Mark, und für 1999 erwartet er wieder über 30 Millionen Mark. Irgend etwas muß also geschehen sein, noch dazu, wenn das Unternehmen mit 125 Angestellten zwölf Prozent mehr Mitarbeiter beschäftigt als vor Jahresfrist.

Gedon macht für den internen Aufschwung in erster Linie den neuen Kooperationsvertrag mit IBM Global Services im Bereich Facility-Management verantwortlich, was lukrative Projektgeschäfte verspricht. Dank der jüngsten Vereinbarung sei die Gruppe auch an Großkunden, wie zum Beispiel die Deutsche Post, herangekommen, erläutert Gedon. Somit würden künftig die 13 Millionen Quadratmeter Gebäuden- und Anlagenflächen der Post von Han Dataport verwaltet.

Schon sieben Partner gefunden

Die zweite Änderung beim Softwareanbieter betraf das Produktgeschäft. Gedon stellt klar, daß beim Vertrieb der Lösungen "CAD 400" oder "Elite NT" künftig mit den "klassischen Distributoren aus dem ACE-Bereich" zusammengearbeitet werde. Sieben Partner für das Bundesgebiet hätten sie schon gefunden, darunter Geo Digital, Men at Work, WR Graphics und die Servicon Handelsgesellschaft, zählt von Reichmann auf, an zwei weiteren seien sie dran. Bis Jahresende soll auch ein Distributor in Kanada bekanntgegeben werden.

Auch intern hat sich bei Han Dataport etwas getan. Statt dreier verschiedener Organisationseinheiten in Wien, Linz und München wird das Unternehmen seit kurzem nur noch von der bayerischen Hauptstadt aus geleitet. Für 1999 ist geplant, auch in Bereichen, die bisher der englischen Mutterfirma Kewill Systems vorbehalten blieben, tätig zu werden. Gemeint sind damit E-commerce- und Logistik-Software.

Zusammen mit den neuen Versionen der Lösungen "CAD 400" und "Elite NT" gibt es für die Verantwortlichen also eine Reihe von Gründen, die sie wieder an den Weg nach oben glauben lassen. (tö)

Michael Gedon, CEO der Han-Dataport-Gruppe, ist überzeugt, den Turnaround geschafft zu haben.

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