Umweltschutz sorgt bei Kfz-Zulieferer Bosch für Wachstum

12.06.2007
BOXBERG (Dow Jones)--Der Automobilzulieferer Robert Bosch rechnet in den kommenden Jahren wegen steigender Umweltschutz- und Sicherheitsauflagen mit einer wesentlichen Ausweitung des Geschäftsvolumens. "Voraussichtlich kommen wir in diesem Jahr in der Kraftfahrzeugtechnik währungsbereinigt auf ein Wachstum von gut 4%", kündigte der für den Geschäftsbereich zuständige Bernd Bohr am Dienstag auf einer Veranstaltung des Stuttgarter Unternehmens an. Für die Folgejahre erwartet der Manager "einen deutlicheren Schub" für das eigene Geschäft.

BOXBERG (Dow Jones)--Der Automobilzulieferer Robert Bosch rechnet in den kommenden Jahren wegen steigender Umweltschutz- und Sicherheitsauflagen mit einer wesentlichen Ausweitung des Geschäftsvolumens. "Voraussichtlich kommen wir in diesem Jahr in der Kraftfahrzeugtechnik währungsbereinigt auf ein Wachstum von gut 4%", kündigte der für den Geschäftsbereich zuständige Bernd Bohr am Dienstag auf einer Veranstaltung des Stuttgarter Unternehmens an. Für die Folgejahre erwartet der Manager "einen deutlicheren Schub" für das eigene Geschäft.

Vor allem die Schwellenländer Asiens dürfen für eine stark steigende Nachfrage sorgen. In den kommenden acht Jahren wächst dort die Automobilproduktion laut Bosch im Schnitt voraussichtlich um rund 6%. Für die entwickelten Märkte prognostiziert das Unternehmen lediglich einen Anstieg von einem Prozent. Bohr will deshalb die Entwicklung und Fertigung in Asien ausweiten. Dabei sollen die in Europa bewährten Systeme an die regionalen Erfordernisse und Kostenvorgaben angepasst werden.

Große Wachstumschancen versprechen so genannte Low Cost Vehicles mit einem Nettopreis von unter 7.000 EUR. Bis zum Jahr 2014 prognostiziert Bosch, dass der Absatz solcher Niedrigpreis-Fahrzeuge um 5% pro Jahr steigt - und damit mehr als doppelt so stark wie die Verkäufe anderer Fahrzeuge. "Wir erwarten, dass wir im Jahr 2010 eine Mrd EUR Umsatz mit der Ausrüstung von Low Cost Vehicles realisieren," sagte Bohr. Das würde einem Marktanteil von rund 25% in diesem Segment entsprechen.

Damit dieses Geschäft auch profitabel ist, muss ein Zulieferer sowohl technisch als auch mit Blick auf die Kosten neue Wege gehen. Als Beispiel nannte Bosch die Entwicklung einer neuen Steuergeräte-Plattform für Benzinmotoren, deren Entwicklungs- und Herstellkosten von Anfang an auf ein Minimum ausgelegt wurden.

Deutlich geringer ist der Aufwand dagegen bei bereits fertig entwickelten Produkten, die nun Schritt für Schritt auch in den Schwellenländern zum Einsatz kommen können. Weil dort verschärfte Emissionsauflagen kommen, die beim Diesel eine elektronisch geregelte Einspritzung erforderlich machen, rechnet Bohr in China und Indien beispielsweise mit einer hohen Nachfrage nach dem eigenen Common-Rail-System: "Wir erwarten, dass der Absatz von je 100.000 Systemen in jedem dieser beiden Länder auf jeweils 1,3 Mio jährlich bis 2010 steigt."

In den reifen Märkten Europa, Nordamerika und Japan sind verbrauchsgünstige und umweltgerechte Antriebe mittlerweile nicht nur ein Wettbewerbsfaktor für die Automobilhersteller, sondern eine Voraussetzung für die gesellschaftliche und politische Akzeptanz der Branche. Während für die Fahrzeugproduzenten damit hohe Entwicklungskosten und eine steigende Komplexität verbunden sind, bieten diese Rahmenbedingungen für Bosch gute Geschäftschancen.

"Nahezu die Hälfte unserer Forschungs- und Entwicklungsausgaben sind im vergangenen Jahr Systemen zugute gekommen, die Umwelt und Ressourcen schonen helfen. Das ist - wie zuletzt die CO2-Diskussion gezeigt hat - essentiell für die ganze Branche", so Bohr. Die von ihm geleitete Sparte hat 2006 bei einem Umsatz von mehr als 2,7 Mrd EUR rund 10% für Forschung- und Entwicklung ausgegeben. Trotz des hohen Preisdrucks, der für einen Rückgang des operativen Gewinns auf 1,1 Mrd von 1,5 Mrd EUR gesorgt hat, soll diese Quote auch 2007 beibehalten werden.

Diese Investitionen fließen in die gesamte Bandbreite der Antriebspalette. Diese reicht vom weiterentwickelten Selbstzünder, dem abgespeckten Benzinmotor bis zum Hybridantrieb. Gleichzeitig arbeitet Bosch daran, mittelfristig Motoren zu entwickeln, die für synthetische Kraftstoffe geeignet sind, und langfristig ist die Brennstoffzellentechnik im Blick.

In den USA sieht Bosch nach wie vor die Chance, den Dieselmotor salonfähig zu machen. Dort spielt der Selbstzünder bei Pkw traditionell praktisch keine Rolle. "Wir arbeiten an Entwicklungsprojekten nicht nur mit europäischen, sondern auch mit amerikanischen und japanischen Kunden", sagte Bohr. Er rechnet damit, dass der Dieselanteil im Segment der Light Trucks von derzeit 6% auf 15% im Jahr 2015 steigt.

Voraussetzung dafür ist, dass der Dieselmotor die strengen US-Abgasnormen erfüllt, die im Gegensatz zu den europäischen Grenzwerten stärker auf Stickoxid und Rußpartikel ausgelegt sind. Dazu ist ein aufwendiges System für die Abgasnachbehandlung notwendig, bei dem Harnstoff eingesetzt wird. Bosch liefert - neben der Dieseleinspritzanlage - das Harnstoff-Dosiersystem Denoxtronic.

Bei den Otto-Motoren setzt der Zulieferer auf das so genannte "Downsizing". Dabei ermöglicht die zweite Generation der Benzindirekteinspritzung zusammen mit der Turboaufladung kleinere Motoren. Bei gleicher Leistung und weniger Hubraum rechnet Bosch mit einer CO2-Ersparnis von rund 15% gegenüber konventionellen Saugrohreinspritzern. Bis 2010 will das Stuttgarter Unternehmen die Produktion von 900.000 Einheiten in diesem Jahr auf rund 2 Mio Systeme steigern. Weitere Einsparungen insbesondere im Stadtverkehr bringt ein Start/Stopp-System, das jetzt bei BMW in Serie geht.

Potenzial sieht Bosch auch beim Hybridantrieb, der einen Verbrennungs- und einen Elektromotor kombiniert. "Wir haben für den Benzin-Hybrid als auch für den Diesel-Hybrid entsprechende Serienaufträge erhalten", so Bohr. Im Gegensatz zu den verbesserten Diesel- und Benzinmotoren finanziere sich dieser Antrieb bisher aber nicht über den niedrigeren Kraftstoffverbrauch.

Neben verbrauchsgünstigen Antriebskonzepten setzt Bosch auf den Wachstumsmarkt Sicherheitssysteme. Dazu gehören nicht nur aktive Systeme wie das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP, die Antischlupfregelung ASR sowie das Antiblockiersystem ABS, sondern vor allem neue Fahrerassistenz-Systeme, die beispielsweise automatisch einparken oder eine Notbremsung auslösen.

Obwohl solche Systeme nicht einmal in vielen entwickelten Märkten zur Serienausstattung gehören, nimmt Bohr bereits jetzt Schwellenländer wie Indien ins Visier: "Dort wird es darum gehen, die Sicherheitsausstattung auch in Low Price Vehicles bezahlbar zu machen."

Webseite: http://www.bosch.de

-Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 22874 12,

matthias.krust@dowjones.com

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