Unbefristeter Streik bei HP-Tochter EDS

04.06.2009
Seit heute früh um 9 Uhr wird bei HP-Tochter EDS Deutschland gestreikt. Damit wollen die Gewerkschaften ver.di und IG Metall bei dem Unternehmen Tarifverhandlungen erzwingen.

Seit heute früh um 9 Uhr wird bei HP-Tochter EDS Deutschland gestreikt. Damit wollen die Gewerkschaften ver.di und IG Metall bei dem Unternehmen Tarifverhandlungen erzwingen

"Es ist was los", sagte Ver.di-Sprecher Thomas Müller heute Vormittag gegenüber ChannelPartner. Müller meint Rüsselsheim, den größten Standort des IT-Dienstleisters. Dort sorgen gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter der EDS-Abteilung "EDS Operation Services GmbH" mit den üblichen Trillerpfeifen für jenen Lärm, der Stefan Hansen und Swen Rehders, beide Mitglieder der GmbH-Geschäftsführung, an den Verhandlungstisch bringen soll.

2.800 Mitarbeiter zählt die GmbH, verteilt über rund 50 Standorte in Deutschland. Sie betreut Großkunden wie zum Beispiel Opel, die Lufthansa oder bis vor kurzem die marode Arcandor, ebenso Banken und Kommunen sowie kleinere Kunden.

Doch ihr droht ein Kahlschlag: Jede dritte Stelle könnte wegfallen - und das trotz ausgewiesener Profitabilität und langfristiger Kundenkontrakte. So argumentiert die Gewerkschaft, die erst neuerdings wieder zahlreiche EDS-Mitglieder zu ihren Mitgliedern zählt.

IT-Riese Hewlett Packard (HP), der EDS im August 2008 gekauft hat, um den Service-Anteil in die Höhen von Rivalen IBM zu schrauben, will aber von den zentralen Forderung der Gewerkschaft - ein Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung - wenig wissen. Zwar betont HP, es sei verhandlungsbereit, doch bis heute hat es sich auf irgendwelche Zusagen nicht eingelassen. "Das Unternehmen (hier EDS) hat jegliche regulären Tarifgespräche über die Sicherung der Arbeitsplätze und Standorte verweigert, deshalb gehen wir jetzt in die Urabstimmung«, beschreibt IG-Metall-Sprecher Jörg Köther die aktuelle Situation.

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Bekanntlich hat HP einen anderen Plan. Es will bis zum Jahr 2011 weltweit rund 24.600 Stellen - jeden siebten Arbeitsplatz - abbauen. Für Deutschland heißt das: HP streicht rund 400 Stellen, wie HP-Sprecher Norbert Gelse gegenüber ChannelPartner erklärte, und EDS Deutschland etwa 1.150 der insgesamt 3.500 Stellen, wie die IG Metall befürchtet. In Europa sollen insgesamt rund 6.000 Stellen gestrichen werden, wobei man bereits dabei sei, das umzusetzen, so HP.

EDS, das ab November dieses Jahres bei HP eingegliedert sein soll, versicherte in einer vorbereiteten Presseerklärung, trotz des unter Umständen unbefristeten Streiks erwarte es keine Beeinträchtigung des Geschäftsbetriebs durch die Streiks. Auch sei die Geschäftsführung "weiterhin gesprächsbereit".

Das bezweifelt die Gewerkschaft grundsätzlich. Nach vier Warnstreiks, zuletzt auf der diesjährigen Cebit, und keinerlei Anzeichen dafür, über Tarifverträge oder im sch3elchtesten Fall über einen sozialverträglichen Personalabbau verhandeln zu wollen, sei dieser Streik notwendig.

Für den Streik hatten sich in einer Urabstimmung vergangene Woche 91,9 Prozent der befragten Gewerkschaftsmitglieder bei EDS Operations Services für einen Streik ausgesprochen.

Wieviele Mitarbeiter sich jetzt an dem Streik beteiligen, steht zur Stunde nicht fest. (wl)

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