Cebit 2000 als Startsignal zur Informationsgesellschaft.
Arbeitsplätze sind immer noch das schärfste Argument, wenn sozialdemokratische Regierungen Geld für die Zukunft lockermachen sollen. Nachdem jahrelang nur drumherumgeredet wurde, will die Telekom mit der Flatrate endlich Ernst machen. Wenn es sein muss, wollen die zuständigen Zukunftspolitiker sogar Staatsknete investieren, um das erste postmillenniale Wirtschaftswunder auf die wackligen Beine zu stellen. Jetzt, wo Ronnie und Gerhard gegackert haben und es um geschätzte 400.000 neue Stellen gehen soll, warten wir ab, welches Ei die beiden nun legen möchten. Gerüchteweise sollen Schulen kostenlos, Privatmenschen für weniger als einen Hunni im Monat unbegrenzt und ohne weitere Kosten surfen, worken, learnen und infotainen dürfen. Angeblich sogar ohne Hintertürchen, Pferdefuß und Knebelverträge. Die Tipps von Bill Gates im letzten Herbst gingen sicherlich in die gleiche Richtung. Ein Zug braucht nicht nur Schienen, sondern auch Fahrgäste. Abgesehen vom Bildungssprung und noch wichtiger, der Live-Berichterstattung aller Bundesligaspiele im Netz, ist endlich dem Telearbeitsplatz eine Tür geöffnet. Die arbeitnehmerfreundliche Ford AG - besonderes Kennzeichen "Die tun was" - schenkt nicht umsonst jedem ihrer Arbeitnehmer einen PC. Bildung als Quintessenz des Erfolgs, ein solches, neues Denken ist die Voraussetzung, um global wie lokal am Ball zu bleiben. Jedenfalls hat die Cebit ihr Thema. Nicht Windows 2000 oder fehlende Großdistis, sondern der lang erwartete Pusch in die Zukunft wird der Diskussionsstoff, aus dem die Kaffeepausen sind. Bleibt es bei der Ankündigung der Telekom, noch im ersten Halbjahr 2000 mit der Internet-Pauschale zu starten, bedeutet dies Betriebsamkeit in den IT-Schmieden, den Personalabteilungen, den Gewerkschaften. Der Bedarf an Videotelefonie, Zugangssicherungssoftware, Soho-Geräten aller Art wird sprunghaft steigen. Netzwerkkommunikation, Web-Telefonie, mittelfristig eine Veränderung des Freizeit- und des Berufsverhaltens. Wir arbeiten dort, wo wir leben, zumindest in den Berufen, in denen geplant, kreiert oder verwaltet wird. Da sind doch die paar Neuvorstellungen auf der Cebit reine Nebensache - und überhaupt, bei der nächsten Runde 2001 sind wir dann alle online dabei. Mit Puschen vom Sessel aus linken wir uns zu einzelnen Chats auf die Stände, besuchen virtuelle Pressekonferenzen und schlafen im eigenen Bett, nach dem virtuellen "Get together" versteht sich. Natürlich findet das Ganze auf dem virtuellen Messegelände statt, die alte Messe ist dann ein Freizeitpark.
Mein Fazit: Soviel Intelligenz habe ich den deutschen Politikern gar nicht zugetraut. Hoffentlich war nicht alles nur ein Werbegag.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.